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Jakobsweg - vor einem Jahr: über die Montes de León

Montag, 19.05.2008
Rabanal del Camino – El Acebo 17,3 km

Walter ist voraus. Bei leichtem Regen im Nebel geht es zunächst einmal die knapp 300 m hinauf nach Foncebadon. Ein Nest, das im Nebel noch trauriger und verlassener wirkt. Drei große Hunde umkreisen sich argwöhnisch, obwohl sie sich ja eigentlich kennen müssten, und die Rangordnung längst festgestellt sein dürfte. Die vorbei gehenden Pilger lassen sie völlig unbeachtet. Überhaupt habe ich auf der gesamten Strecke keine frei laufenden aggressiven Hunde erlebt. Nur die angeketteten Hofhunde, bzw. die auf abgeschlossenen Grundstücken haben uns verbellt.

Noch 100 m höher steht das Cruz de Ferro. Vereinzelte Pilger versuchen aus den schlechten Lichtverhältnissen das Beste für ihre Fotos herauszuholen. Auch ich lasse mich auf dem großen Steinhaufen zu Füssen des auf einem langen Eichenpfahl thronenden kleinen Eisenkreuzes von einem Mit-Pilger fotografieren. Natürlich lege ich meine aus Burgdorf mitgebrachten zwei Steine zu den bereits liegenden hunderttausenden dazu.
Bei Wikipedia steht zu lesen:
Das Cruz de Ferro (span.: Cruz de Hierro, dt.: Eisenkreuz) ist ein kleines Eisenkreuz, das, auf einen Baumstamm montiert, in den Montes de León den mit 1500 m ü. NN höchsten Punkt des spanischen Jakobwegs am Monte Irago markiert.
Das Kreuz steht in einem Steinhaufen, der von den Pilgern stetig vergrößert wird. Neben einer kleinen neuzeitlichen Kapelle gibt es einige überdachte Rastplätze für Pilger. Bis zur Christianisierung des Ortes durch einen Eremiten, der den Vorläufer des oben erwähnten Kreuzes aufstellte, wurde an dieser Stelle einer römischen Weggottheit durch Ablegen eines Steines gehuldigt. Da aber auch die Kelten Wegkreuzungen und andere herausragende natürliche Plätze als Kultstätten nutzten, wird auch das nicht der erste Kult an diesem Platz gewesen sein.
Der ursprünglich nicht christliche Brauch, am Cruz de Ferro einen Stein abzulegen, wird inzwischen problemlos in religiös motivierte Wallfahrten integriert, indem der von zu Hause mitgebrachte Stein als Symbol der auf dem Weg hinter sich gelassenen "Sünden" respektive der schon erfahrenen Läuterung betrachtet wird. Viele Pilger nutzen das Cruz de Ferro auch, um am Baumstamm des Kreuzes persönliche Dinge, Briefe oder gar Votivgaben anzubringen.

Von nun an geht es in leichtem Auf und Ab nach Manjarín mit einer winzigen und äußerst primitiven Herberge. Auf der Straße neben mir müht sich eine größere slowenische Radgruppe bergauf. Eine Busbegleitung hilft wo nötig. Streckenweise teile ich mit ihnen die Straße, denn der Weg hier oben ist mitunter sehr matschig.
Irgendwann geht es wieder steiler bergab und erfreulicherweise hebt sich der Nebel und der Blick wird frei auf eine wunderschöne, nun auch sonnenbeschienene Mittelgebirgslandschaft. Vor mir taucht ein Bergdorf am abfallenden Hang auf: El Acebo. Déjà vu! siehe meinen Beirag zum Tagesziel Mansilla de las Mulas.

Walter wartet am Ortseingang. Wir hatten das heutige Tagesziel nicht definitiv festgelegt, aber dieses Dorf als erste Möglichkeit betrachtet.
Nun gefällt es uns beiden so gut, dass wir uns entschließen, an diesem Ort mit 25 ständigen Einwohnern zu bleiben.
Wir bilden uns hier eine bessere Unterkunfts-Kategorie ein: eine Pension. Auf eine wurde bereits vor dem Erreichen des Ortes mit einer Werbetafel hingewiesen: die Casa Rural „La Trucha“(Forelle). Sie wird von einem Mann, Mitte der 40, betrieben.
Ein Doppelzimmer ist frei; er muss es aber noch herrichten. Für die Zwischenzeit bittet er uns in einen gemütlichen Aufenthaltsraum, in dem ein noch glimmendes Kaminfeuer auf die Kälte der Nächte in 1145 m Höhe hinweist. Er bietet uns Tee, Wein und dunkles Brot – was für ein Genuss – an.
Seine Frage,ob er uns heute Abend ein Essen zubereiten soll, bejahen wir gern.
Im Dorf treffen wir später Ursel und auch Kurt. Die Mindener und Raf wollten heute etwas weiter gehen. Wir sind sicher, sie irgendwann und irgendwo wieder zu treffen.
Um 19.00 Uhr setzen wir uns zum Abendessen, das unser Hausbesitzer perfekt zubereitet hat. Es gibt einen köstlichen Salat, mit allem was man sich vorstellen kann. Wirklich Extra-Klasse! Auch seine Spaghetti mit Gemüse schmecken vorzüglich und wir greifen ordentlich zu. Das dunkle Brot backe ein Freund im Nachbardorf, erklärt er.
Er fährt anschließend einen Nachbarn in das nächstgelegene Krankenhaus zu einer Dialyse. Man hält hier oben zusammen.

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