Jakobsweg - vor einem Jahr: Motel statt Herberge
Montag, 26.05.2008
Portomarín – Palas del Rei 25,9 km
Walter geht – wie fast immer – mit Vorsprung los. Ich weiß nicht, ob er eine Pause macht. Gelegenheiten bietet der Weg dazu genug.
Bis Gonzar läuft man parallel zur Landstraße. Ab dort verlässt man die Straße und wandert durch eine hügelige Landschaft. Hinter Hospital da Cruz schieben sich die Berge der Sierra de Ligonde an den Camino heran.
Ab Lestedo wollten wir nach einer Pension Ausschau halten. Bis hier habe ich Walter aber noch nicht eingeholt. Oder sollte ich ihn doch bei einer Pause überholt haben? Egal – bis Palas del Rei findet sich ohnehin kein Hostal. Die erste Unterkunft ca. 500 m vor der Kleinstadt ist eine neue Herberge der galizischen Regierung. Moderner Bau und sauber, soweit man durch die große Glasfront sehen kann. Geöffnet wird erst in einer Stunde. Aber wir wollten ohnehin heute in keine Herberge, also gehe ich weiter. Wenige Schritte weiter liegt eine Hotelanlage direkt am Weg. Hier müsste er eigentlich sein. Eigentlich!
Das „La Cabana“ bietet neben Zimmern in zwei ebenerdigen Motel-artigen Gebäuden eine Bar und ein Restaurant im Haupthaus. Es gibt noch freie Doppelzimmer und auch noch fünf Einzelzimmer zum Preis von 28 €. An der Rezeption vereinbare ich, dass ich in jedem Fall das letzte freie Einzelzimmer nehme. Natürlich lasse ich vorher ein Doppelzimmer als Option vormerken – für den Fall, dass Walter noch dazu stößt. Damit scheint mir Vorsorge genug getroffen zu sein. Ich lasse meinen Rucksack bei der Rezeption und begebe mich nur mit Regenschutz ausgestattet in das Zentrum von Palas del Rei, um einzukaufen und Geld aus einem Automaten zu ziehen.
Als ich das erledigt habe und umkehre, treffe ich beiläufig auf Walter. Er hat sich in der galizischen Herberge im Stadtzentrum eingemietet. Für mich konnte er natürlich nicht reservieren. Wir erkundigen uns nach einem noch freien Platz in der Herberge, es gibt wohl auch noch einen, aber ich werde unter das Dach geführt, wo in einem nicht heizbaren Raum noch ein Bett frei ist. Da es kalt und regnerisch ist, verzichte ich darauf und lasse mir das bereits gezahlte Geld für das Bett zurück geben.
Ich kehre zum La Cabana zurück, lasse die Option auf das Doppelzimmer streichen und beziehe mein Zimmer, was im Übrigen von der Ausstattung auch ein Doppelzimmer ist. Bad und Zimmer sind sehr schön. Die Anlage macht insgesamt einen ausgezeichneten Eindruck
Im Hotel haben sich inzwischen auch Heidi und Willi aus Hamburg und Jessica aus Hildesheim einquartiert. Als wir beim Kaffeetrinken in der Bar sitzen, kommt Walter aus der Stadt dazu. Wir sprechen dann auch über den wahrscheinlichen Ablauf morgen. Frühstück gibt es ab 07.15 Uhr. Danach werde ich aufbrechen und, den gelben Pfeilen folgend, auch an der Herberge in der Stadt vorbei kommen.
Das Restaurant wird um 20.00 Uhr zum Abendessen geöffnet. Ich schließe mich den Hamburgern und Jessica an. Seit längerem esse ich wieder ein Pilger-Menü. Die Auswahl für den Nachtisch bietet wieder eine Neuheit: Käse mit Quittengelee. Er findet am Tisch Interesse, und die Portion ist auch so groß, dass alle davon probieren können. Und er findet auch Anklang.