Jakobsweg - vor einem Jahr: ein Dorffest für Pilger
Samstag, 03.05.2008 - der zehnte Tag
Ventosa – Azofra 17,6 km
Als Tagesziel haben wir für heute Azofra gewählt, denn die Herberge dort hat ausschließlich Zwei-Bett-Zimmer. Diesen Luxus wollen wir uns in keinem Fall entgehen lassen.
Das bedeutet aber, dass wir heute nur gut 17 km gehen werden und wahrscheinlich noch früher als bisher an der Herberge sind.
Bevor wir um 06.40 Uhr aufbrechen, gibt es das traditionelle Frühstück mit Banane und Müsli-Riegel. Dazu Kaffee aus dem Automaten. Heute früh ertappen wir die ersten „Autopilger“ auf frischer Tat. Eine Gruppe Franzosen trägt ihre Rucksäcke zu einem Mini-Van, der in einer kleinen Nachbarstraße abgestellt ist. Und ab geht es auf vier Rädern zur nächsten Herberge zum Ärgernis derer, die ihre Strecke mit dem Rucksack auf den Schultern zu Fuß gehen und dann vielleicht am Ziel hören müssen, dass leider alle Betten besetzt sind. Ich weiß aber, wie alle anderen, mit denen man über dieses Thema spricht, auch keine Lösung für dieses Problem.
Wir gehen zunächst gemeinsam mit Roswita und Michael, die aber dann noch weiter bis Santo Domingo de la Calzada gehen wollen. In Najera – nach 10 Kilometern – lassen wir uns am Río Najerilla in einem Café draußen zu einem zweiten Frühstück nieder. Beim Weitermarsch gibt es ein kleines Orientierungsproblem, denn im Klosterbereich findet ein Stadtfest statt und deshalb ist der Durchgang gesperrt. Aber mit Nachfragen finden wir wieder auf den rechten Weg mit den Muscheln und den gelben Pfeilen. In den gestuften Felsen am Ortsende haben sich einige Storchenpaare niedergelassen. Die Kirchtürme in Najera sind natürlich auch alle von Störchen besetzt.
Wir gehen auf breitem Weg durch die Felsen hinauf auf die Geländestufe und dann geht der Camino ziemlich eben zum Tagesziel Azofra, wo wir bereits um 10.30 Uhr eintreffen.
Frühe Mittagspause mit Konserven und Brot aus dem Rucksack. Die Herberge verfügt wirklich nur über Zwei-Bett-Zimmer; allerdings sind die Türen nur Schwingtüren, die nicht völlig abschließen. Insofern hört man natürlich mehr von den Nachbarn als in einem wirklichen Doppelzimmer. Aber wir genießen trotzdem das kleine Reich für uns.
Zum Abendessen in einem Restaurant an der Plaza Espana wähle ich Spargelsalat, dann Merluz mit Pommes – Kartoffeln in anderer Zubereitung gibt es deutlich seltener – und zum Nachtisch Cuajada (Dickmilch) mit Honig.
Heute ist wieder einmal Gottesdienst angesagt. An der Kirche übrigens sind in einem Anbau ebenfalls Pilger in einem Ausweichquartier untergebracht, weil die 60 Plätze unserer Unterkunft belegt sind. Auch sonst müssen sich die Pilger in dieser „Notunterkunft“ einschränken, denn natürlich will man an der Kirche keine Wäsche außen hängen sehen.
Nach dem Gottesdienst begeben sich die Teilnehmer zu einer kurzen Prozession zu den Feldern des Ortes. Danach haben die Gemeinde (328 Einwohner) und Sponsoren die Bürger und Pilger auf die Plaza Espana zu einem kleinen Fest eingeladen. Es gibt Rot- und Weißwein, dazu Brot, Wurst, Schinken und Käse