Dampfbagger auf dem 27. Alttraktoren- und Nutzfahrzeugtreffen 2011
Ein durchdringender Pfiff tönt über den Hänigser Schützenplatz, auf dem wie immer am letzten September-Wochenende das Alttraktoren- und Nutzfahrzeugtreffen des Vereins "Die Selbstzünder - Freunde alter Nutzfahrzeuge e.V." stattfindet. Wir brauchen nicht lange zu suchen, um den Urheber zu finden - ein blaues Ungetüm, das sich mit einer Schaufel in den Boden des Schützenplatzes frisst, ein Bagger, der erstaunlich leise zu Werke geht. "Das ist unser absolutes Highlight beim diesjährigen Treffen", klärt unser Führer durch die Welt historischer Nutzfahrzeuge, Uwe Bade, uns auf, "das ist ein dampfbetriebener Bagger."
Der Pfiff zeigte das vorläufige Ende der Erdbewegungsarbeiten an, Zeit und Gelegenheit also, uns mit dem Besitzer des Baggers, Dr. Peter Meyer aus Hannover, zu unterhalten.
"Schon als Kind wollte ich am liebsten Seilzugbaggerfahrer werden", erzählt Meyer, "dummerweise bin ich dafür zu spät geboren. Dann mache ich es jetzt eben als Hobby." Irgendwann trieb er diesen Seilzugbagger auf, der Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts von der in Düsseldorf ansässigen Firma Bünger AG hergestellt worden war. Ursprünglich war dieser Bagger mit Dampfantrieb konstruiert, aber im Laufe der Zeit war er auf Dieselantrieb umgebaut worden. "Ich habe ihn halt zurückgebaut", so Meyer weiter. Die Dampfmaschine erhielt er vom Dampfmaschinenmuseum Hanau, den Kessel musste er selbst neu konstruieren, wobei ihm seine Berufserfahrung als Maschinenbauingenieur half. Auch das Gehäuse des Baggers wurde in großen Teilen in Eigenarbeit neu aufgebaut. Sechs Jahre hat Meyer für die Restauration gebraucht. Nach der Abnahme durch den TÜV (die, wenn ich das richtig verstanden habe, an diesem Wochenende in Hänigsen erfolgte) kann Meyer jetzt mit dem Bagger "auf Tournee" gehen. "Das war ja lange Zeit ein Geheimprojekt, nur wenige Leute waren eingeweiht. Ich wusste ja nicht, ob es klappen würde", erzählt Meyer weiter, "aber jetzt bin ich froh, den Bagger auf Ausstellungen zeigen zu können."
Meyers Hauptanliegen ist, der Jugend diese alte Technik nahezubringen, ihnen zu zeigen, dass man mit Wasser und Wärme Kraft erzeugen kann. "Die wissen ja zum Teil gar nicht mehr, dass es da so schwarze Steine gibt, die brennen, und die man Kohle nennt", sagt er mit einem Augenzwinkern. Dann erzählt er uns noch, dass es von dieser Art Bagger europaweit nur zwei Exemplare gibt, in Kanada und den USA soll es weitere 20 geben. Ein seltenes Exemplar also, das wir hier bestaunen durften.
Dann aber hielt es Peter Meyer nicht mehr, er musste wieder baggern - und arbeitete weiter an seinem Loch im Schützenplatz, das natürlich später mit einer ebenfalls anwesenden historischen Kettenraupe wieder zugeschoben wurde. Faszinierend war, in welch relativer Stille (im Vergleich zu einem dieselbetriebenen Bagger) die Arbeit vonstatten ging. Man hörte nur ein gelegentliches Zischen, das Rumpeln der Getrieberäder und den Schrei der Schaufel nach Fett ...
Hier ist noch ein kleines Video von der Baggerarbeit - wer bis zum Schluss durchhält, wird mit einem der schon oben erwähnten Pfiffe belohnt ... ;-)
Hi Detlev.
Dein Bericht, das Vidio und die Bilder sind Klasse A. Wer Dein Vidio sieht, wird bedauern, dass er nicht dabei sein konnte.