Kurzgeschichte von Hamburg
Die Anfänge von Hamburg reichen mindestens bis ins frühe 9. Jahrhundert zurück. Um 825 wurde die Hammaburg, eine Ringwallfestung aus Holz und Erde, zwischen Alster und Elbe angelegt. Sie wurde 831 Sitz des Bischofs und Missionars Ansgar. Von hier ging die Christianisierung des europäischen Nordens aus. Innerhalb der Ringburg wurde die erste Kirche, eine hölzerne Hallenkirche, angelegt. Sie war Vorgängerkirche des späteren gotischen Mariendoms. Obwohl die Festung 845 von Wikingern überfallen und zerstört wurde, Ansgar fliehen musste, gab Ansgar nicht auf. Ansgar flüchtete zunächst nach Ramelsloh, bis er 848 den verwaisten erzbischöflichen Stuhl in Bremen einnahm. Er beschränkte sich nicht endgültig auf das südlichere und sichere Bremen, sondern konnte die Gründung des Doppelbistums Hamburg / Bremen durch Papst Nikolaus I 864 erreichen. Hamburg wurde durch ihn zum erzbischöflichen Sitz neben Bremen erhoben. Dennoch blieb Hamburg, das nachweislich schon im 9./10. Jahrhundert von Kaufleuten besiedelt wurde, bis ins 12. Jahrhundert Grenzort und entsprechend gefährdet. Bis 1139 wurde Hamburg von Dänen und Wenden neunmal zerstört.
Eine entscheidende Verbesserung wurde für die Kaufmannssiedlung erst um 1120/ 40 unter der Lehnsherrschaft der Grafen von Schauenburg erreicht, die Kaiser Lothar III. als Gebieter über Stormarn und Holstein einsetzte. Hamburg erhielt einen Hafen und erlangte unter Graf Adolf III. von Schauenburg 1188/89 Zoll- und Marktfreiheit sowie Handels- und Schiffahrtsprivilegien. Jedoch der zugesagte Freibrief wurde vom Kaiser nicht schriftlich gegeben, aber die Hamburger gelangten durch eine spätere Urkundenfälschung zu dem gewünschten Privilegienziel und berechnen den Hafengeburtstag von diesem Datum 1189 aus. Mindestens seit dieser Zeit brachen viele Jakobspilger aus dem Norden von Hamburg aus mit dem Schiff nach Santiago de Compostela auf. Graf Adolf IV. stiftete nach einer für ihn glücklich ausgegangenen Schlacht bei Bornhöved gegen die Dänen 1227 ein Franziskanerkloster, das erste Kloster der Stadt, dem bald weitere Klöster wie das Dominikanerkloster von 1239 folgten. 1255 entstand an der Steinstraße auch ein Beginenkonvent. Klöster waren Schatzhäuser der Frömmigkeit, aber auch Stätten der Kranken- und Armenfürsorge wie auch Herbergen für Pilger.
Im 13. Jahrhundert erhielt Hamburg Stadtrecht, am Nicolaifllet entstand das neue Stadtzentrum mit Rathaus, Gericht, Münze, Waage und Zoll. Im folgenden Jahrhundert trat Hamburg der Hanse bei und wurde wichtiger Umschlagplatz für den Ost-West-Handel. Zwischen Hamburg und Lübeck wurde bereits 1241 ein Bündnis geschlossen. Der Handel verlief vorwiegend über Trave und Alster, die im 15. Jahrhundert durch einen Kanal verbunden wurden. Dieser hatte wegen starken Gefälles zwar keinen langen Bestand, aber durch das Projekt wurde für längere Zeit der Holz- und Kalktransport auf der Oberalster gesichert. Ob auch Pilger den Schiffsweg über Trave und Alster nahmen, muss noch erforscht werden.
Seit 1525 wandte sich die Mehrheit der Hamburger Bevölkerung der neuen lutherischen Lehre zu. 1529 konnte Luthers Weggefährte Johannes Bugenhagen Hamburg eine neue Kirchenordnung geben. Infolge der Aufhebung der Klöster erhielt die Stadt erheblichen neuen Grundbesitz. Mit der Entdeckung Amerikas verlagerten sich die bedeutendsten Verkehrs- und Handelsströme nach Westen. So überflügelte Hamburg die ehemalige Handelsmetropole Lübeck und entwickelte sich als bedeutendster Handelsplatz Nordeuropas rasch zur Großstadt. 1558 gründete Hamburg die erste Börse in Deutschland und 1619 die erste deutsche Girobank. 1618 wurde Hamburg reichsunmittelbar. Wegen jahrhundertelanger Auseinandersetzungen mit dem dänischen König wurde Hamburg zur stärksten Befestigung des 17. Jahrhunderts ausgebaut. Reste der Befestigungs- und Wallanlagen sind heute Teil des Grüngürtels um die Innenstadt. Im Gottorfer Vergleich von 1768 erkannten die Dänen die Reichsunmittelbarkeit Hamburgs an. Es konnte die Elbinseln zwischen der Kalten Hofe (heute Rothenburgsort) und Finkenwerder dazu kaufen. Der Kauf war bedeutend für Hamburgs Aufstieg zum Welthafen. Neue Wirren brachte die französische Revolution und die Besetzung Hamburgs 1806-14 durch napoleonische Truppen. Hamburg litt unter der Kontinentalsperre.
1842 wurde Hamburg durch einen mehrtägigen verheerenden Brand heimgesucht, der viele historische Bauten wie Alt-St. Nicolai und das mittelalterliche Rathaus zerstörte. 1750 Wohnhäuser und öffentliche Gebäude wurden damals vom 5. bis 8. Mai ein Opfer der Flammen. Aber Modernisierungsbestrebungen der Hamburger hatten schon zuvor zur Vernichtung bedeutender Bauten geführt: 1804-07 wurde der Mariendom abgebrochen, 1829 die Johanniskirche, eine ehemalige Dominikanerkirche, 1837 das Johanniskloster und das Maria-Magdalenenkloster. Nach dem Großbrand von 1842 wurde ein neues rechtwinkeliges Straßensystem geschaffen, an denen neue Kontorhäuser und repräsentative Verwaltungsbauten entstanden. Einen gewaltsamen Modernisierungsakt vollzog Hamburg mit der Anlage der Freihafen - Speicherstadt. Fast tausend Häuser wurden dazu abgerissen, 20 000 Menschen wurden umgesiedelt, Fleete wurden zugeschüttet, neue Kanäle gezogen. Mit dieser totalen Umstrukturierung eines ganzen Viertels schuf Hamburg die Voraussetzung zum Ausbau eines der größten Welthäfen. Infolge Hafenausbau, Industrialisierung und des starken Bevölkerungszustroms wuchs Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts zur Millionenstadt.
1937 führte das Groß-Hamburg-Gesetz zur Eingliederung der bis dahin selbstständigen Städte Altona, Harburg und Wandsbek sowie zahlreicher Gemeinden aus Schleswig-Holstein und dem Land Hannover und damit auch zu einer erheblichen Raumausweitung. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, die 53 % des Wohnbestands und den größten Teil der Hafenanlagen vernichteten, sind inzwischen nahezu vollständig überwunden. Jedoch manch bedeutendes Baudenkmal wie die neugotische Nikolaikirche wurde nicht wieder hergestellt. Die Ruine dient heute als Mahnmal für die Opfer des Weltkrieges und der Verfolgung.