Perspektiven armer Stadtteile: Die Koalition hat den Bremer Westen einfach vergessen
Thema einer Diskussionsrunde, an der Thomas Schwarzer von der Arbeitnehmerkammer, Helmut Zachau vom Gesundheitstreffpunkt West und Kristina Vogt, Fraktionsvorsitzende der Fraktion DIE LINKE und Mitglied des Armutsausschusses teilnahmen, war die Armut in Bremen und speziell im Bremer Westen. Die Bilanz des Abends viel ernüchternd aus: Die rot-grüne Koalition hat zwar den Bremer Westen als Schwerpunkt für ihre Arbeit festgelegt, passiert sei allerdings wenig.
Thomas Schwarzer stellte heraus, dass gerade bei der Kinderarmut eine erhebliche Spaltung innerhalb Bremens deutlich wird. Während etwa in Borgfeld nur 1,3 Prozent der unter 15-Jährigen auf staatliche Leistungen angewiesen sind, sind es in Grohn 52 Prozent oder 58 Prozent in Gröpelingen. Gleichzeitig ist die Versorgung mit Krippenplätzen in den ärmeren Stadtteilen deutlich niedriger als in reicheren Quartieren.
Die Lebenserwartung in Gröpelingen sei um acht Jahre geringer als etwa in Schwachhausen, stellte Helmut Zachau fest.
Er forderte, dass Armut als komplexes Problem von sozialer, kultureller und ökonomischer Ausgrenzung in den Stadtteilen strategisch angegangen werden muss. Hier hat die Koalition weitgehend versagt. Etwa bei der Planung des Quartiersbildungszentrums in Gröpelingen habe das Bauressort zu wenig Wert auf die Anregungen der Aktiven im Stadtteil gelegt. „BürgerInnenbeteiligung ist nur Staffage für Hochglanzbroschüren und teure Projektpräsentationen gewesen“, so Zachau. Es brauche eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe zur Armutsbekämpfung, die auch über ein eigenes Budget verfügen müsse.
Kristina Vogt spitzte die beiden vorangegangenen Redebeiträge in 3 Forderungen zu: Erstens braucht Bremen ein durchgängiges Sprachförderungskonzept, das nur gelingen kann, wenn das Bildungs- und das Sozialeressort endlich vernünftig zusammenarbeiten. Zweitens muss der Entwicklung Rechnung getragen werden, dass Schulen in ärmeren Stadtteilen zunehmend neben dem Bildungsauftrag auch einen Erziehungsauftrag wahrnehmen müssen. Dafür müssen die nötigen Ressourcen bereitgestellt werden und zum Beispiel die Unterrichtsverpflichtung der LehrerInnen reduziert werden. Drittens muss gewährleistet sein, dass Schulen mit problematischeren Sozialindikatoren vom ersten bis zum letzten Schuljahr tatsächlich kleinere Klassengrößen haben und nicht nur auf dem Papier. All diese Maßnahmen kosten natürlich Geld, so Vogt, deswegen müsse knallhart für die Umverteilung von Ressourcen gekämpft werden. „Die besten Einrichtungen müssen in den ärmsten Stadtteilen stehen“, schloss Vogt.
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