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Eugen Drewermann
Habenhauser Friedenspreis in Bremen an bekannten Theologen verliehen

Seit dem Jahre 2007 verleiht die "Habenhauser Schaffergesellschaft" in einem Festakt in der Simon-Petrus-Kirche in Bremen den "Habenhauser Friedenspreis". Der undotierte Preis wird an Personen oder Einrichtungen verliehen, die durch ihr integratives, Menschen, Völker, Religionen und Kulturen verbindendes Engagement dem Frieden dienen.

Preisträger in diesem Jahr ist der Theologe, Psychoanalytiker und Publizist Eugen Drewermann. Drewermann hat unablässig die wichtige Stimme des Pazifismus in konfliktreichen Zeiten vernehmen lassen und vielen Menschen die Hoffnung gegeben, dass Auseinandersetzungen zwischen Staaten und Machtblöcken anders als nur militärisch gelöst werden können.

„Wer zum Frieden rät, wird Freude erfahren“, so beginnt Pastor Jens Lohse seine Grußworte zu Beginn der Preisverleihung am 15. November 2023 in Bremen.

In seiner Laudatio für den Preisträger kritisierte der Sprecher des Bremer Friedensforums, Ekkehard Lentz, die jüngsten Äußerungen des "Verteidigungs"ministers Boris Pistorius (SPD), der eine neue Mentalität in der deutschen Gesellschaft forderte und meinte, sie müsse kriegstüchtig werden. „Nein“, „wir wollen, dass Deutschland friedenstüchtiger wird und dass die Bundesregierung für Diplomatie und Verhandlungen steht.“ Krieg sei kein Spiel, sondern tödliche Wirklichkeit: „Er muss sofort beendet werden“, ruft er aus, „gegen allen Widerstand der Kriegsbefürworter.“

Eugen Drewermann sei dem klaren Friedensgebot der Bibel treu geblieben – „in unserer von Kriegspropaganda beherrschten Zeit bringt ihm dies viel Kritik und Häme ein.“ Doch Lentz stellt sogleich klar: „Wir sind froh, dass es Menschen wie Eugen Drewermann gibt, die unbeirrt einen klaren Blick bewahren.“ Seine Reden seien von seltener Klarheit und bestechender Logik, „sein Verantwortungsgefühl für unsere Welt und seine Verbundenheit mit der christlichen Botschaft lassen ihn nicht zur Ruhe kommen.“ Er habe vielen Aktiven Mut gemacht, nicht zu resignieren, und er finde Worte, „die sachlich nicht zu widerlegen sind.“

Laudatio: 

https://t.me/bremer_friedensforum/207

Pazifist wäre er auch ohne Preise und öffentliche Anerkennung, antwortet Eugen Drewermann daraufhin in seiner Dankesrede. „Steck das Schwert dahin, wohin es gehört“, zitiert er Jesus, „den Weg zu Christus findet man nur, wenn man die Werte Jesu als Rettung aus einem nie aufhörenden Wahnsinn begreift.“ Und Frieden, so seine Überzeugung, „Frieden komme aus Kompromissfähigkeit.“ Drewermann empfahl Minister Pistorius, der zwischen 2006 und 2013 Oberbürgermeister von Osnabrück war, den Besuch des Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrums und die Lektüre dessen Buches „Im Westen nichts Neues“. „Herr Pistorius: Wollen wir wirklich, dass Offiziere 16-Jährigen erzählen, was Krieg ist?“ Und er erinnert Bundeskanzler Scholz, der die Erhöhung der Militärhilfe für die Ukraine von vier auf acht Milliarden Euro verkündet. „Welch ein Wahn“, sagt Drewermann, zitiert stattdessen Jesus, der sagte: „Leistet dem Bösen keinen Widerstand.“ Es scheine paradox, meint Drewermann, „liebet eure Feinde“, doch: „Kann man Krieg mit den Worten Jesu rechtfertigen?“ Seine Antwort: „Man kann das Böse nicht bekämpfen, wenn man mit denselben Mitteln antwortet.“ „Ist es nicht vernünftiger, miteinander zu reden?“, fragt er. „Das Böse überwinden mit Güte? Kann man damit Politik machen?“ Man müsse es sogar machen, denn: „Wie lange wollen wir weitermachen mit dem Massenmord?“ 

In der eindrucksvollen Festveranstaltung musizierte Jens Schöwings „Blue Note Bach“ (Variationen über Melodien aus dem Genfer Psalter).

Video auf Weltnetz.tv (39 min):

https://youtu.be/-YQ5stVUF88?si=Bv5PWIuBISAZrgrY

Hintergrund:

Die Simon-Petrus-Kirche in Bremen-Habenhausen befindet sich nur eine Straße entfernt vom Hauptquartier des schwedischen Generalfeldmarschalls Carl-Gustav von Wrangel, in dem am 15. November 1666 im Dorf Habenhausen bei Bremen die damalige Großmacht Schweden, eine der Siegermächte des 30-jährigen Krieges, und die Freie Reichstadt Bremen einen Vergleich schlossen, der als Friede von Habenhausen oder Habenhauser Friede eine erhebliche Bedeutung für die zukünftige Entwicklung Bremens gewonnen hat.

Durch diesen Vertrag ist verhindert worden, dass der militärische Konflikt zwischen den beiden Kriegsparteien weiter eskalieren und erhebliche Menschenopfer fordern konnte. Nachdem Schweden zunächst versucht hatte, die Stadt militärisch einzunehmen, einigte man sich auf den Abzug aller Truppen und ein sofortiges Schweigen der Waffen, um dann später, bei Gelegenheit, auf dem Verhandlungswege, die strittigen Positionen zu klären. Der Vertrag selbst entwarf einen klassischen Kompromissfrieden. Er ließ absichtlich viele Fragen offen und verhinderte, dass fremde Mächte und Truppen in den Konflikt hineingezogen wurden. Durch eine ganze Reihe geschichtlicher Zufälle ist es zur beabsichtigten späteren Klärung der Verhältnisse nicht mehr gekommen. Der Vertrag von Habenhausen hat nicht nur vielen Menschen unmittelbar das Leben gerettet, sondern auch die Freiheit, und wenn man so will, den Status der Freien Hansestadt Bremen bis auf den heutigen Tag bewahrt. Ohne den Habenhauser Frieden gäbe es kein Bundesland Bremen.

In Bremen hielt Eugen Drewermann 2008 und 2023 beim Ostermarsch und bei der Friedensdemonstration anlässlich des Evangelischen Kirchentages 2009 viel beachtete öffentliche Reden. Nach der Ostermarsch-Rede 2008 entstand die Broschüre "Krieg gehört verboten, überall, wo er droht!". Sie ist heute nur noch online verfügbar:

https://www.bremerfriedensforum.de/pdf/broschuere_drewermann_2008.pdf

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Weitere Informationen:
https://www.bremerfriedensforum.de
https://www.facebook.com/bremerfriedensforum
https://twitter.com/ekkehardlentz1
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  • Eugen Drewermann
  • Foto: Marlies Hundt
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  • Begrüßung: Jens Lohse
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  • Laudator Ekkehard Lentz
  • Foto: Kaethi von Cöllen
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  • Habenhauser Friedenspreis an Eugen Drewermann
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  • Eintrag Eugen Drewermann in das Gästebuch der Habenhauser Schaffergesellschaft
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  • Habenhauser Schaffergesellschaft
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„Leistet dem Bösen keinen Widerstand.“ Es scheine paradox, meint Drewermann, „liebet eure Feinde“, doch: „Kann man Krieg mit den Worten Jesu rechtfertigen?“ Seine Antwort: „Man kann das Böse nicht bekämpfen, wenn man mit denselben Mitteln antwortet.“ „Ist es nicht vernünftiger, miteinander zu reden?“, fragt er. „Das Böse überwinden mit Güte? Kann man damit Politik machen?“ Man müsse es sogar machen."

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