Keiner der drei überzeugt. - Deshalb fünfte Amtszeit für Angela Merkel!
Politischer Stammtisch
Charly hat seit vielen Wochen wieder geöffnet, so dass auch die 'Stammtischler'
wieder kommen konnten.
Am Eingang steht eine Tafel: Bei uns gelten die 2G-Regeln.
(Auch für Freunde, Bekannte und Stammgäste!)
Er begrüßt das Trio mit dem Ellbogen, sieht sich am Tisch ihre Impfzertifikate an und sagt: "Schön, dass Ihr wieder da seid!"
Bevor die Biere kommen, fragt Walter: "Nächsten Sonntag ist Wahl - wer hat die größten Chancen?"
"Der Favorit kann noch ganz schön tief fallen!" antwortet Ralf. " Der Chef der Warburg-Bank will jetzt aussagen. - Aber allein, dass Herr Scholz sich nicht erinnern kann, ihn getroffen zu haben, ist schon sehr eigenartig! - Kann man jemanden wählen, dessen Kurzzeitgedächtnis nicht funktioniert?"
"Und für die Grünen war es ein Fehler, einen Kandidaten/in aufzustellen. Die meisten Sympathisanten wollten sie in der Regierung haben, aber nicht als Regierung!",
erwidert Karl.
"Ja, Frau Baerbock hat ja nichts schlimmes getan", stimmt Walter zu. " Sie hat keine Doktorarbeit manipuliert. So viel ich weiß, hat sie sich nur fünf Jahre älter gemacht. Der Philosoph Habeck hätte den Rückgang auf 15 Prozent auch nicht verhindern können!
Laschet erweckte den Eindruck, als würde er über Steinmeiers Rede lachen.
Dass war für beide Parteien abträglich. Damit ist alles wieder offen!"
Sie schweigen einen Moment und prosten sich mit den inzwischen gebrachten Bieren zu.
"Ich habe Briefwahl gemacht und eine Außenseiter-Partei gewählt", beginnt Walter wieder.
"Mir gehen die parteipolitischen Koalitionsverhandlungen mit am Ende faulen Kompromisssen gegen den Strich."
"Mir gefällt keiner der drei! Trotzdem werde ich mit Bertha einen Spaziergang zum Wahllokal machen." Karl macht eine Pause und schmunzelt. "Ich habe mich so an die Kanzlerin gewöhnt. Wenn sie auch nicht alles richtig gemacht hat, ist sie nie ausfallend oder verletzend geworden. Ich habe noch die Momente vor Augen, wo der verrückte Trump ihr nicht die Hand reichen wollte. Oder der aufgeblasene Seehofer sie auf dem CSU-Parteitag demütigte. Am überzeugendsten war sie, als sie mit Steinbrück auftrat und verkündete: 'Ihr Geld ist sicher!'"
"Ja, aber ihre Zeit ist vorbei, du kannst sie nicht wiederwählen!" Walter wehrt mit der Hand ab
"Trotzdem werde ich ihren Namen zwischen die Hamburger CDU-Kandidaten/innen setzen und ihn ankreuzen. - Schließlich ist sie eine geborene Hamburgerin!"
"Dann verschenkst du deine Stimme!" Ralf war entrüstet. "Der Stimmzettel ist dann ungültig!"
"Ja, aber ich bin meiner Wahlpflicht nachgekommen und habe sie begründet. - Egal, wer jetzt gewinnt, ich bin auf jeden Fall mit mir zufrieden! - Und jetzt lass uns Skat spielen, Ralf fang schon mal an zu mischen!"
Impfzertifikate im Einlassbereich? Das gibt es in der wirklichen Wirklichkeit. Das hier ist eine eher unwirkliche Kneipe oder so etwas. Jedenfalls frage ich mich schon seit langem, wo die Kneipe sich befindet. In Deutschland? Na ja, irgendwie: die reden so - wenn sie sich beobachtet fühlen. Würde es sich hier um eine unwirkliche Wirklichkeit handeln, könnte sie im Keller einer Nervenklinik auf Kunden warten.
Ich bin fast 30 Jahre Stammkneipengänger gewesen. Da haben sich die Gespräche jedenfalls anders angehört. In Wort und Ton.
Aber in Martins Fiktion hier soll ja auch etwas transportiert werden. Etwas politisches und da kommt Merkel immer gut an. Mindestens so gut wie Sahnetorte im Abgeordnetenbüro oder die Benzinpreise in freier Wildbahn. Wie auch immer. Marin Ripp, den ich von zahllosen Lesungen in Hamburg gut kenne und schätzen gelernt habe, nimmt sich die künstlerische Freiheit, die Impfpässe am Biertisch vorzeigen zu lassen. Dann ist es eben so. Im übrigen gilt: mit einer Nadel im Arm geht ein Zecher noch lange nicht nach Hause. Prost!
PS: Martin, ich glaube, wir sollten mal wieder ein Bierchen trinken gehen. Vielleicht beim Griechen wie früher in Dulsberg.