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Sascha Oliver Martin
Der Kult-Moderator im Interview

  • Sascha Oliver Martin im Studio
  • Foto: privat
  • hochgeladen von David Mann

Der TV-Moderator Sascha Oliver Martin hat viele der heute 30- bis 50-jährigen Deutschen jahrelang mit seiner täglich über anderthalbstündigen Personalitysendung sympathisch und mit viel Humor durch ihre Jugend begleitet. Die Fernsehwoche schrieb über ihn „Ein Idol zum Anfassen – völlig ohne Starallüren“. Im Netz sind zahlreiche Erlebnisberichte von ehemaligen Zuschauerinnen und Zuschauern zu finden, denen der kumpelige Moderator in rund 2.000 Sendungen und 10.000 Live-Calls durch Liebeskummer, Elternstreit und Studium zur Seite stand. Immer mit dabei: sein knuffiger Rottweiler Anton und heutige Stars, von denen so einige bei dem ebenfalls singenden Hamburger in "Dieter Live" (so hieß die Sendung damals, in Anspielung auf Ähnlichkeit des blonden Moderators mit Dieter Bohlen und seiner Vorliebe für dessen Musik) ihre Fernsehpremiere hatten.

Sarah Connor und Tic Tac Toe präsentierten dort ihre ersten Singles, der US-Star Joshua Kadison philosophierte mit Sascha über die Bedeutung von Träumen; und Acts wie Pharao, Juliette, Masterboy, Fun Factory und Aaron Carter (+) sorgten für eine Menge Spaß, blieben teilweise eine Stunde länger in der Show, als geplant.

Seit einigen Jahren tritt Sascha Oliver Martin regelmäßig als Chef-Anchorman von "Wirtschaft TV" und als Medientrainer in Erscheinung, der sich besonders auf introvertierte Menschen spezialisiert hat.

Herr Martin, kurz vorab: Weshalb arbeiten ausgerechnet Sie gerne mit introvertierten Menschen - sind Sie selbst nicht eher der Partylöwe?

Viele Menschen glauben, es gäbe nur zwei Schubladen: Entweder dominante Rampensau, tendenziell laut und durchsetzungsstark, immer gerne im Mittelpunkt und daher auch beruflich in Sachen Präsentationen, Reden und vor allem vor der Kamera deutlich im Vorteil.
Oder der stille und sensible Denker, der leider nicht so für öffentliche Auftritte, eigene Videos für Social Media, einen YouTube-Kanal u.ä. geeignet ist. Aber das ist ein Irrtum. Ich bin selbst introvertiert, benötige viel Ruhe, Rückzug und Zeit für eigene Gedanken und die meiner Gesprächspartner. Gleichzeitig ist es mir wichtig, einige dieser Gedanken - meine und die meiner Gesprächspartner - der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Deshalb arbeite ich so gerne mit Menschen, die bisher dem Irrtum unterliegen, sie könnten oder sollten nicht vor die Kamera gehen oder öffentlich sprechen. Und gerade im Business sind Videos heute ohnehin unverzichtbar - Menschen kaufen von Menschen, die sie mögen. Ob ihnen jemand sympathisch ist, können sie am schnellsten durch Videos herausfinden.

Der Kommunikationsexperte und Politikberater Thomas Philipp Reiter sagte kürzlich über Sie: "Für mich ist Sascha nach wie vor der Mit-Erfinder des Privatfernsehens in Deutschland." Hat er damit recht?

Als ich diese Aussage zum ersten Mal hörte, war ich wirklich gerührt und fragte mich "Ist das jetzt nicht zu viel des Guten?". Aber die aufrichtige Anerkennung und Meinung eines kompetenten Menschen zurückzuweisen, wäre auch ignorant. Also habe ich ihn gefragt, wie er zu seiner hohen Meinung kommt. Und tatsächlich wurden mir viele Aspekte bewusst, mit denen ich die junge Privatfernsehlandschaft in Deutschland aktiv mitgestaltet habe. Durch Manager im Hintergrund meiner Sendungen wurde auch vieles, das ich als meinen persönlichen Stil oder als eigene Elemente auf den Schirm brachte, deutschlandweit auf größere Sender und andere Moderatoren übertragen. Damals störte es mich teilweise, aber rückblickend kann ich mich nur darüber freuen.

Bekannt sind Sie ja vor allem als Fernsehentertainer. Wenn man Sie allerdings bei "Wirtschaft TV" sieht, dann wirkt es so, als hätten Sie nie etwas anderes gemacht. Wie kommt das?

Für mich ist auch das kein Widerspruch. Ich bin tatsächlich insofern ein Entertainer, als ich täglich Lebensfreude und Dankbarkeit empfinde, mir Empathie für andere Menschen zu eigen ist und ich all das gerne teile, auch auf Sendung. Gleichzeitig sind mir aber Genauigkeit und Verantwortungsbewusstsein wichtig, was ich sowohl zu Hause als auch in meiner strengen, aber wertvollen journalistischen Ausbildung gelernt habe. Mein Engagement für „Wirtschaft TV“ passt dazu. Die "Wirtschaft TV News" sind das Ergebnis meines gelernten Handwerks. Und der "Wirtschaft TV Talk" hat für mich seinen besonderen Reiz darin, dass ich Woche für Woche mit interessanten, ganz unterschiedlichen Menschen über spannende Themen und ihre Arbeit sprechen kann. Dabei erlebe ich immer wieder, dass auch die scheinbar sachlichsten Wirtschaftsthemen immer wesentlich von Menschen geprägt werden. Und das ist für mich das Reizvolle daran.

Können Sie zum Schluss kurz denjenigen, die Angst vor öffentlichen Auftritten haben, noch einen Tipp geben?

Ja - fange irgendwo an. Mit einem kleinen Wortbeitrag im Meeting, zu dem du dich erst überwinden musst. Mit der ersten Aufnahme im Selfie-Modus des Handys. Nur für dich. Du kannst sie auch gleich danach löschen, noch ohne sie anzusehen. Aber es ist ein Anfang, und der hilft dir. Denn durch weiteres Aufschieben bestätigst du dir unterbewusst immer wieder, dass diese Sache, das Sprechen vor der Kamera oder anderen Menschen, wirklich etwas Gefährliches ist. Das heißt, jedes Vermeiden, jedes Aufschieben, manifestiert die Rede- oder Auftrittsangst weiter und weiter. Doch gerade Menschen, die sensibel und nachdenklich sind, sollten viel mehr gehört werden. Von den anderen hören wir schon genug.

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