Ein erster Schritt zurück in die Gesellschaft
„Offener Treff“ für Menschen ohne Arbeit bietet Forum für Austausch und gegenseitige Hilfe / Treffpunkt öffnet jeden zweiten Montag von 15 bis 18 Uhr
Biedenkopf. Zweimal im Monat treffen sich in den Räumen des Diakonischen Werks im Biedenkopfer Mühlweg Menschen, die keine Arbeit haben. Seit April gibt es den „Offenen Treff“, den Oliver Wolf gemeinsam mit Helmut Kretz, dem Leiter des Diakonischen Werks Biedenkopf-Gladenbach, ins Leben gerufen hat.
„Wir wollen Arbeitslosen die Möglichkeit bieten, sich im zwanglosen Rahmen auszutauschen und gegenseitig zu helfen“, sagt Oliver Wolf, der seit 2004 eine neue Arbeitsstelle sucht und seit 2005 Arbeitslosengeld II – das so genannte „Hartz IV“ – bekommt. Das im Hinterland bislang einzigartige Angebot nutzen die Betroffenen aber bisher nur zögerlich. Jeden zweiten Montag von 15 bis 18 Uhr ist der „Offene Treff“ im Untergeschoss des Diakonischen Werks geöffnet, über den Nachmittag verteilt kommen selten mehr als zehn Besucher – „das ist wenig angesichts von rund 2.000 Hartz-IV-Empfängern im Hinterland“, sagt Oliver Wolf.
Die, die kommen, zeigen sich allerdings angetan vom „Offenen Treff“: „Hier merkt man, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist“, sagt eine Wallauerin, und eine Frau aus Biedenkopf fügt hinzu: „Der Austausch in der Gruppe stärkt das Selbstbewusstsein. Hier merke ich: Ich bin auch ohne Job etwas wert.“ Viele Langzeitarbeitslose hätten sich aus Schamgefühl über ihre Situation zurückgezogen, seien von den Behörden und der gesellschaftlichen Diskussion eingeschüchtert. „Da ist der Besuch unseres Treffpunkts ein erster Schritt zurück in die Gesellschaft“, sagt Oliver Wolf. Deshalb sind er und Helmut Kretz optimistisch, dass sich der „Offene Treff“ als Forum des Austauschs und der gegenseitigen Hilfe etabliert: „Es braucht Zeit, bis die Betroffenen sich aus ihrem Schneckenhaus wagen“, sagt Oliver Wolf, „doch wer einmal hier war, kommt wieder.“
Bei den Treffen gibt es kein festes Programm, sondern die Besucher diskutieren untereinander die Fragen und Probleme, die sie beschäftigen. Im Kern sind die Themen immer die gleichen: Schwierigkeiten mit den Behörden, Mangel an Arbeitsangeboten, Frust über die eigene Lage und existenzielle Ängste. „Vor allem Alleinerziehende haben große Sorgen angesichts der steigenden Lebenshaltungs-Kosten“, berichtet Helmut Kretz. Vielen helfe es, sich einfach mal den „Frust von der Seele zu reden.“ Der „Offene Treff“ sei aber keineswegs nur ein Sammelbecken für Klagen: „Die Betroffenen helfen sich gegenseitig, etwa beim Ausfüllen von Formularen, und klären sich über ihre Rechte auf.“ Auch über positive Erfahrungen beispielsweise mit hilfsbereiten Mitarbeitern von Behörden würde berichtet. „Das macht Mut und gibt Kraft“, sagt eine Wallauerin.
Der „Offene Treff“ öffnet wieder am 23. Juni und am 6. Juli jeweils von 15 bis 18 Uhr im Untergeschoss des Diakonischen Werks in Biedenkopf (Mühlweg 23). Getränke stehen bereit, der Besuch sei völlig zwanglos, betonen die
Organisatoren: „Jeder kann kommen und gehen, wann er will.“
Bildunterschrift:
Elke Schwürz und Oliver Wolf informieren sich im „Offenen Treff für Menschen
ohne Arbeit“ über ihre Pflichten und Rechte (Foto: Sophie Cyriax).
Was für eine schöne Iniative! Wünsche allen Beteiligten viel Erfolg .