myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Biedenkopfs „Tafel“-Konzept geht nach Indien

Der 75-jährige Jai Narain Sharma hat zwei Wochen lang im „Tafel“-Laden gearbeitet

Biedenkopf. Er zupft welke Blätter vom Gemüse, packt Teigwaren in Kartons und prüft, ob das Haltbarkeitsdatum von Joghurts abgelaufen ist. Der 75-jährige Jai Narain Sharma aus der indischen Hauptstadt New Delhi hat zwei Wochen lang ein Praktikum bei der Biedenkopfer „Tafel“ absolviert. Unter dem Motto „verteilen statt vernichten“ holen die Mitarbeiter der „Tafel“ aussortierte, aber qualitativ immer noch einwandfreie Lebensmittel bei Märkten und Herstellern ab und verteilen sie in dem Laden in der Kottenbachstraße an Bedürftige.

Jai Narain Sharma war zu Besuch bei seinem Sohn, der als Mediziner in Biedenkopf praktiziert, als ihm bei einem Spaziergang der Trubel rund um den „Tafelladen“ auffiel. Von seiner Enkelin ließ er sich erklären, was dort passierte – und war begeistert: „Das ist eine großartige Idee“, sagt der 75-Jährige, und dabei blitzen seine Augen im faltenlosen Gesicht. Bei Helmut Kretz, dem Leiter des regionalen Diakonischen Werks und Vorsitzenden der „Biedenkopfer Tafel e.V.“, informierte sich der Inder über das Konzept und entschloss sich daraufhin zu einer zweiwöchigen Mitarbeit. Denn: „Ich möchte hier lernen und dann versuchen, in meiner Heimat etwas Ähnliches aufzubauen.“

Jai Narain Sharma war in den 1980er Jahren Botschaftssekretär seines Heimatlandes in Bonn und arbeitete anschließend als hochrangiger Beamter im indischen Bildungsministerium. „Ich habe ständig mit vermeintlich wichtigen Menschen zu tun gehabt“, sagt der Vater von drei Kindern, „dabei liegen mit die Armen und Hilfsbedürftigen viel mehr am Herzen.“ Deshalb engagiere er sich, seitdem er im Ruhestand ist, in einer großen indischen Hilfsorganisation, der „Citizenship Development Society.“ Unter deren Dach will er versuchen, seine Erfahrungen aus der Biedenkopfer „Tafel“ in Indien
einzubringen: „Wenn etwas gut ist, soll man es mitnehmen“, strahlt der Mann, der vor Energie zu strotzen scheint: Sobald er wieder in Indien ist, will er Kontakt aufnehmen zu Restaurants und Lebensmittelgeschäften. „Die Not in unserem Land ist groß“, sagt Sharma, für den ein Unterschied zwischen der Armut in Deutschland und der Armut in Indien besteht: „Bei uns gibt es zum Beispiel arme Menschen, die auf der Straße verhungern – so etwas sieht man hier nicht.“

Während seines Praktikums in Biedenkopf hat der ehemalige Regierungsbeamte alle Bereiche der „Tafel“-Arbeit kennen gelernt. Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern holte er Lebensmittel bei Supermärkten oder Bäckereien ab, sortierte aus, was den Qualitätsansprüchen der „Tafel“ nicht mehr genügt, packte Lebensmittel-Kartons für die Be-dürftigen und half bei der Ausgabe. „Er hat überall mit angepackt und war sich für keine Aufgabe zu fein“, sagt eine Helferin, während sie verfaulte Erdbeeren aus einer großen Kiste sortiert. „Mit seiner freundlichen, fröhlichen Art und seiner ansteckenden Begeisterung kam er im ganzen Team prima an.“ Von Helmut Kretz ließ sich Jai Narain Sharma auch die Kleiderstube und die Möbelbörse des Diakonischen Werks zeigen. Dort werden gebrauchte Kleidung und gut erhaltene Möbel von Privatpersonen oder Geschäften an Bedürftige abgegeben. Was Sharma besonders beeindruckte: „Sowohl bei der Tafel als auch hier bekommen die armen Menschen keinen Müll, sondern nur einwandfreie Qualität.“

Außer dem „Tafel“-Konzept will der 75-Jährige noch weitere Ideen aus Biedenkopf in In-dien verwirklichen: Er plant einen Austausch zwischen Schülern der Lahntalschule und Schülern aus Delhi. „Hier habe ich schon die ersten Gespräche geführt.“ Langweilig werde es ihm im Ruhestand sicher nicht. „Es gibt so viele faszinierende Ideen, wie man anderen Menschen helfen kann“, sagt Jai Narain Sharma, „ich möchte ganz viele davon kennen lernen.“

Bildunterschrift:
Der 75-jährige Jai Narain Sharma hat zwei Wochen lang im Laden der Biedenkopfer „Tafel“ mitgearbeitet. Er will das Konzept „Verteilen statt Vernichten“ auch in seinem Heimatland Indien verwirklichen (Foto: Sophie Cyri

Weitere Beiträge zu den Themen

TafelIndien

3 Kommentare

Schön, dass Menschen so selbstlos helfen wollen! Davon müsste es noch viele, viele mehr geben!

Das ist ja spitze, dass sich tolle Konzepte weltweit verbreiten!

...und jede Tafel hat ihre eigene Art - jeder macht es anders, aber alle haben das Motto: „verteilen statt vernichten“

Bei der Landsberger Tafel sind auch öfters Jugendgruppen, die sich mal anschauen, wie das so funktioniert.

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite