Herz und Himmel
Das Schöne an Radtouren wie auch an Wanderungen ist, dass man Wind und Wetter ganz unvermittelt ausgeliefert ist.
Bei der letzten größeren Radtour, irgendwo in Frankreich, begann es zu regnen. Zuerst stellt man sich unter und wartet, bis der Regen aufhört. Wenn es aber weiter regnet und weiter regnet, verliert man irgendwann die Geduld. Schließlich hat man seinen Urlaub ja ordentlich geplant und in einem gewissen Rahmen Tagesetappen berechnet. Da waren Regentage nicht einkalkuliert.
Also Regenkleidung anlegen und weiterfahren. Die hilft bei einem Schauer, die hilft auch bei einem längerem Regen, aber irgendwann ist die durch und man ist nass. Nicht nur ein bisschen, sondern richtig nass. Patschnass, triefend, ein tropfendes Elend.
Und plötzlich scheint die Sonne wieder. Blauer Himmel, keine Wolke weit und breit. Und du stehst da, triefend und tropfend und schaust in den Himmel. Und hast den Eindruck, die Sonne lacht dich aus: „Wie schaust du denn aus?“ „Hey“, sagst du, „ihr da oben seid schuld, stundenlanger Regen!“ Und es scheint, als ob die Sonne sagt: „Wir? Wie denn das? Schau dir doch den Himmel an! Weit und breit keine Wolke?“
Und weil du schon seit acht Tagen allein unterwegs bist und viel Zeit zum Nachdenken hast, kommst du ein bisschen ins Grübeln.
So, wie der Himmel ist, so sollte dein Herz sein! – Merkwürdiger Gedanke.
Habe ich ein bisschen drüber nachgedacht, während ich mich trocken geradelt habe.
Ist mein Herz wirklich so, oder habe ich so eine Dauerbewölkung und nur in einem kleinen Eck kommt dann und wann die Sonne durch?
Wenn irgendetwas schief läuft, ziehe ich dann gleich alle ähnlichen Wolken aus meinem sorgfältig gepflegten Wolkenarchiv hervor und zähle auf, wann und wie mir das auch schon so passiert ist und wer damals schon dies und das Böses mir angetan hat?.
Oder ist mein Herz so klar wie der Himmel: Dann und wann bewölkt, manchmal Regen und Gewitter und richtig Zoff, dann aber wieder blauer Himmel, keine einzige Wolke mehr, so als ob nie etwas gewesen wäre, und heller Sonnenschein?
Ist ein guter Vorsatz für den Alltag nach der Radtour!
Kerstin, dass ist eine wunderbare Geschichte, und vor allem sehr lebendig geschrieben und dargestellt.
Mir erging es bei einer Bergwanderung mal so und bei leichtzem Regen stand man unter, bei starkem Gewitter musste man einfach vorwärts kommen, unten angelangt, scheinte auch die Sonne ganz friedlich..............
Ich war nicht alleine, war ein Betreibsausflug und dachte nicht an diese Gedanken. Aber Du hast dies ein Deinen Worten so formuliert wie es Dir erging, so wie in meinem Gedicht beschrieben..................
Grüße aus der heimat an Dich
von Luis