Skulpturen erinnern an die „Plumpe“
Im Stadion in Gesundbrunnen wird Hertha BSC Deutscher Meister
Berlin I Man muss schon genau hinschauen, wenn man an der Behmstraße 42 im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen die vier Skulpturen finden will, die an die Kultstätte von Hertha BSC erinnern.
Versteckt unter Bäumen sehen die mannshohen Steingebilde des Künstlers Michael Schoenholtz ein wenig hilflos und vereinsamt aus, obwohl hier einst über 35.000 Besucher in der „Plumpe“ für Stimmung sorgten.
Das Denkmal erinnert an das „Stadion am Gesundbrunnen“, das 1924 erbaut wurde und knapp 40 Jahre dem Berliner Fußballverein Hertha BSC als Spielstätte diente.
Für Mitglieder und Fans von Hertha war das Stadion direkt an der Swinemünder Brücke, im Norden begrenzt durch die Brehmstraße, im Westen durch die Bellermannstraße die „Plumpe“.
Ihren Spitznamen verdankte die Spielstätte einer Ableitung des Berliner Volksmundes für eine in der Behmstraße vorhandene Wasserpumpe, die mit einer Heilquelle im benachbarten ‚Luisenbad‘ verbunden war. Aus dieser Zeit stammt auch der Ortsname „Gesundbrunnen“, weil man glaubte, auf eine Heilquelle gestoßen zu sein. Doch die gesunde Wasserquelle stellte sich später als Pankewasser heraus, einem kleinen Fluss quer durch Berlin.
Am 9. Februar 1924 eröffneten die Blau-Weißen den neuen „Hertha-Platz“ mit einem 1:0-Sieg gegen den VfB Pankow, nachdem sie ihren eigenen „Schebera-Platz“ auf der Nordseite der Behmstraße aufgeben mussten.
Erich Gülle ging als erster Torschütze in die Annalen ein, als er vor 3.600 Fans, die auf einer überdachten Holztribüne Platz fanden, die Hertha zum Sieg führte.
Später kamen zwei große trapezförmige Hintertor-Tribünen dazu, die im Volksmund ‚Uhrenberg‘ und ‚Zauberberg‘ genannt wurden. Nach Beendigung aller Baumaßnahmen fasste die Arena über 35.000 Zuschauer und war auch Austragungsort für Gruppenspiele während der Olympischen Spiele 1936.
Die „Plumpe“ gewann schnell überregionale Bedeutung, als Hertha 1930 und 1931 Deutscher Meister wurde.
Rückblickend war die Zeit an der ‚Plumpe‘ die erfolgreichste in Herthas Historie, der eine Fusion von Hertha 92 und dem Berliner SC 1899 vorausgegangen war.
Der 2. Weltkrieg hinterließ durch Bomben und Granatsplitter schwere Schäden an der „Plumpe“, die Holztribüne lag in Schutt und Asche. Erst 1950 erhielt der Verein das Gelände zurück.
Mit Start der neu gegründeten Bundesliga 1963 zog Hertha BSC ins Olympiastadion, die "Plumpe" verlor an Bedeutung. Auch die zwischenzeitliche Rückkehr nach dem Zwangsabstieg und dem Bundesliga-Skandal hielt die Entwicklung nicht auf. Der Verein war in finanziellen Schwierigkeiten und verkaufte sein Gelände für rund 6,2 Millionen DM an eine Immobiliengesellschaft, die daraus Bauland machte und den Verein schuldenfrei.
Letztmalig rollte der Ball am 3. September 1974 an der „Plumpe“. Die Berliner gewannen mit Erich „Ete“ Beer 2:1 gegen Royal Antwerpen. „Hanne“ Sobek, Ehrenpräsident von Hertha BSC, der hier selbst jahrelang erfolgreich spielte, hatte Tränen in den Augen, als der Schiedsrichter das Spiel beendete. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt