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Wo das Wetter gemacht wird



Der Sommer in all seinen Facetten. Drei Texte zur Erinnerung an meine Bayern-Reise 2021.



Ode an den Schnee


Was für ein hübsches Fleckchen Erde Bayern doch ist. Flüsse winden sich um Berge, erwecken den Anschein, als stecken freundliche Giganten ihre Zehenspitzen in das Berggeplätscher. Wenn einem der Wind, mal kraftvoll und ungestüm, mal sanft und warm um die Nasenspitze weht, könnte man denken, dass an diesem Ort das Wetter gemacht wird. Ich sehe nach oben. 2962 Meter. Dann blinzele ich ins Weiß. Mit zittrigen Knien stehe ich auf der Zugspitze, sehe dort weder Zeus Blitze werfen noch meine eigenen Fingerspitzen. Die Berge haben sich in Nebeldecken gehüllt. Nichts. Gar nichts. An diesem Tag, an diesem Ort kann man höchstens in sich selbst blicken. Neuschnee im August. Das ist hier nichts für Pessimisten und Flip Flops, höre ich mich denken. So geht es mit dem Schlitten bergab. Ein Stückchen zumindest, und die Hoffnung auf Sommer, Sonne und Sicht verschmilzt zu unverhofftem Urlaubsglück.

Ode an den Sturm

Kuhglocken tönten lauter von den saftigen Wiesen zu uns hinüber, noch bevor sich die Grashalme bogen und die Bäume zu rauschen begannen. Dann kam der Wolkenbruch. Sturm. Funkstille. Nun sitzen wir in einer kleineren Welt, der Ausgang durch den Handybildschirm ist verschlossen. Wir haben was wir haben. Wir sind was wir sind. Eintausend Wege unpassierbar, während wir auf Sonnenschein warten. Regenwetter heißt eins nach dem anderen, nicht alles auf einmal. Wein. Lachen. Spiele. Gehe nicht über Los, ziehe nicht 200 Euro ein. Begebe dich auf direktem Weg ins Gefängnis. Der Regen prasselt gegen die Fenster, ich lächele in die Funkstille. Nett, wie man so befreit im Gefängnis sitzen kann. #generationimmererreichbar

Ode an die Sonne

Durch sein Fernglas sah der König beim Bau seines Schlosses zu, so erzählt man uns. Ich sehe aus dem Fenster. Dort liegt es. Schloss Neuschwanstein ist in Sonne und Erwartung getaucht, wie damals. Und auch der Alpsee glitzert. Wir rudern hinaus, lassen uns treiben, lassen uns von Enten überholen. Was wir alles erlebt haben: Schnee, Sturm, Kuhglocken. Einer besaß das Hotel auf der Schlossallee. Etwas glitzert unerwartet vor meinen Augen. Ich blinzele. Es ist nicht der See, den du zwischen Daumen und Zeigefinger hältst. Und plötzlich ist nicht mehr das Schloss in Sonne und Erwartung getaucht, sondern unser Leben – als würden wir einen Blick durch das Fernglas des Königs wagen.

Nebensächliches:
Eigentlich reise ich in meinen Texten und Romanen in andere Zeiten, doch ich liebe noch immer das Texten übers Reisen. Mehr Infos zur mir gibt es übrigens auf meiner neuen Webseite. Dort gibt es übrigens auch eine kostenlose Kurzgeschichte zum Lesen. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn ihr vorbeischaut.www.annikaludwig.de

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