Das Lustschloss im Tierpark
Napoleon, Zar Alexander und Friedrich I. weilten im Schloss Friedrichsfelde
Berlin-Friedrichsfelde I Welcher Tierpark oder Zoologischer Garten kann schon von sich behaupten, innerhalb seiner Anlage ein eigenes Schloss zu besitzen. In Europas größtem Erlebnistierpark in Berlin präsentiert sich, umgeben von viel Grün und exotischen Tieren, das frühklassizistische Schloss Friedrichsfelde.
Das Schloss und die Parkanlage im holländischen Stil wurden 1684/85 durch den kurbrandenburgischen Marinedirektor Benjamin Raulé als Lustschloss im damaligen Ort Rosenfelde errichtet. Es entstand eine beeindruckende Gesamtanlage, die Kunst und Natur vereinte und auch den brandenburgischen Hof zu Besuchen nach Rosenfelde zog.
Lange konnte sich der Besitzer über sein umfangreiches Anwesen jedoch nicht erfreuen. Als sein Gönner und Förderer Friedrich Wilhelm stirbt, ist sein Sturz so gut wie beschlossen. Kurfürst Friedrich III., der spätere preußische König Friedrich I., lässt Raulé wegen des Verdachts der Veruntreuung von Geldern 1698 verhaften und enteignen sowie ohne Gerichtsurteil inhaftieren. Erst 1702 kommt er völlig verarmt wieder frei und stirbt 1707 in Hamburg. 1699 wurde Rosenfelde durch den Kurfürsten Friedrich III., dem späteren preußischen König Friedrich I., in Friedrichsfelde umbenannt.
Seit 1800 hat das Schloss das heutige Aussehen. Die Herzogin veranstaltete im Park und im Schloss große Feste mit Theatervorstellungen, Schäferspielen und Jahrmarktsfesten, an denen die Bewohner des Dorfes Friedrichsfelde teilnehmen konnten. Ab 1816 lebte hier die Familie von Treskow, die u.a. Napoleon Bonaparte, Zar Alexander I. und König Friedrich August von Sachsen zu Gast hatten. Die auch heute noch erkennbare Gartenanlage wurde 1821 von Peter Joseph Lenné angelegt.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Schloss relativ unbeschädigt. Nach der Enteignung im Zuge der Bodenreform verfielen sowohl das Bauwerk als auch der umgebende Schlosspark. Als 1954 der Beschluss zur Anlage eines eigenen Tierparks für Ost-Berlin gefasst wurde, diente das Schloss für einige Jahre als Sitz der Organisatoren für den Umbau des Gartens.
Erst im Zeitraum zwischen 1970 und 1981 wurde das Schloss auf Initiative des Tierparks Berlin renoviert. Gerade der damalige Tierparkdirektor Heinrich Dathe hat sich massiv für den Erhalt des Schlosses eingesetzt und Pläne zum Abriss verhindert. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt