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Kleiner Rundgang durch das Böhmische Dorf

Bis 1912 hieß Neukölln Rixdorf. Der alte Name ist heute noch enthalten in der Rixdorfer Schule, Rixdorfer Schmiede, Rixdorfer Festspiele, Ballhaus Rixdorf, Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt und Rixdorfer Kiezforum. Rixdorf hatte im Kaiserreich einen ähnlich wüsten Ruf wie Neukölln heute, geprägt durch Armutsviertel, Vergnügungsstätten jeglicher Art, was sich auch im Gassenhauer „In Rixdorf ist Musike“ widerspiegelt, daher die Umbenennung in Neukölln in Anlehnung an das alte Cölln um den jetzigen Petriplatz.

Böhmisch-Rixdorf, heute auch Böhmisches Dorf genannt, war eine im Jahre 1737 gegründete Gemeinde protestantischer Flüchtlinge aus Böhmen. Zusammen mit dem benachbarten Deutsch-Rixdorf rund um den Richardplatz ging aus ihr der heutige Ortsteil Neukölln hervor. Das Böhmische Dorf steht unter Denkmalschutz und liegt nur einen Steinwurf von der geschäftigen, aber nicht sehr einladend wirkenden Karl-Marx-Straße entfernt.

Vor einiger Zeit habe ich das kleine, aber feine Museum in der Kirchgasse besucht, das mit Sorgfalt und viel Liebe zum Detail geführt wird. Man erfährt einiges über die Glaubensflüchtlinge und über die (ev.) Herrnhuter Brüdergemeine, deren Sitz mit Betsaal nur ein paar Häuser entfernt in der Kirchgasse liegt. An diesem Tag war ich der einzige Besucher. Drei Damen kümmern sich um den Erhalt (ein sehr kleiner Beitrag Eintrittsgeld wird erhoben, der es aber wert ist), eine der netten Damen nahm sich Zeit, mir verschiedenes zu erklären. Ich durfte einige Bilder machen und wurde auch gleich über ein Sommerereignis (offene Gärten) informiert, das aber 2020 aus bekannten Gründen nicht stattfand.

  • 1737 gewährte Preußenkönig Friedrich Wilhelm I über 350 Menschen aus Böhmen Asyl in Rixdorf im heutigen Bezirk Neukölln. Sie mussten ihre Heimat verlassen,
    weil sie ihre evangelische Konfession nicht aufgeben wollten.
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  • Wegweiser zum Gemeindehaus der Brüdergemeine in der Kirchgasse (bis 1909 hiess die Straße 'Mala ulicka' = enge Gasse)
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  • Der König schenkte ihnen 9 Doppelhäuser für 18 Familien. In den dazu gehörigen Scheunen befanden sich sogenannte Einliegerwohnungen für „Arbeitsmänner“ und ihre Familien.
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  • Die enge Kirchgasse. Noch heute leben in den meisten Häusern Nachfahren der Glaubensflüchtlinge.
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  • Einmal im Jahr wird Einblick in die Gärten gewährt.
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  • Im Haus Kirchgasse 5 befindet sich seit 2005 das „Museum im Böhmischen Dorf". Davor wurde das Gebäude anderweitig genutzt.
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  • Eingang zum Böhmischen Gottesacker. Er ist meist verschlossen, unter bestimmten Bedingungen ist aber ein Besuch möglich (interessant sind die alten Grabplatten, manche sind noch tschechisch beschriftet).
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  • Ein Blick durch den Zaun auf den Böhmischen Gottesacker. Die Gräber zeichnen sich durch Schlichtheit aus.
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  • Die Alte Dorfschmiede am Richardplatz - Berlins älteste Schmiede. Sie wurde 1624 das erste Mal urkundlich erwähnt.
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  • Giebel der alten Dorfschmiede. Der traditionelle Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt findet immer am zweiten Adventswochenende rund um die Schmiede am Richardplatz statt, 2020 fiel er aus bekannten Gründen aus.
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6 Kommentare

Ein Teil meiner Vorfahren waren übrigens von Friedrich Wilhelm I. in Preußen aufgenommene "Salzburger" >https://www.myheimat.de/3162023

Vielen Dank für die Hinweise Joachim, viel zu lesen, aber ich werde mir dies in aller Ruhe ansehen.
Einen Besuch der offenen Gärten habe ich auch noch vor; ich hoffe, dass der nächste Sommer dies erlaubt.

Von dem "Gottesacker" am Halleschen Tor habe ich auf Google noch einige wenige Fotos eingestellt (leider nicht alle scharf). Das Spektakulärste an dem bescheidenen Friedhof ist sicherlich das Eingangstor.
Gottesacker der Brüdergemeine, Berlin-Kreuzberg, Vor dem Halleschen Tor

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