Was wissen die Libellen, was wir nicht wissen? Oder: Es tut sich was auf dem Planeten Erde!
Alle Welt spricht vom Klimawandel. Seit dem die Mächtigen und Verantwortlichen Volksvertreter der Welt sich im Dezember 1997 im japanischen Kyoto trafen, um der globalen Erwärmung mittels eines Abkommens zur Reduzierung von schädlichen Immissionen, die auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind, entgegenzutreten, hat sich nicht wirklich viel getan. Man traf sich in den Jahren danach noch mehrfach in Berlin, Buenos Aires, Den Haag und Cancún.
Die multilateralen Abkommen und Verträge, die aus diesen hunderte von Millionen Euro teuren Konferenzen mit all ihren Annehmlichkeiten für die Teilnehmer resultieren, lassen sich, wenn überhaupt, erst in einigen Jahrzehnten realisieren. Derweil erwärmt sich das Klima zusehends weiter. Für uns Menschen (noch) kaum spürbar, baut sich die alles schützende Ozonschicht über der Erde weiter kontinuierlich ab und die Jahresdurchschnittstemperatur erhöht sich ebenso permanent. Wenn auch nur um Bruchteile von Celsiusgraden.
Klimaforscher haben errechnet, dass sie Erde weit mehr Energie aufnimmt, als sie ins All abstrahlt. Wird der CO2 Ausstoß nicht vermindert sondern eher vergrößert, so können wir bis zum Jahre 2100 mit einer Erwärmung der Erdtemperatur von bis zu 6,4° C rechnen. Die Aufheizung der Ozeane nahm in den letzten Jahren um durchschnittlich 0,6°C zu und steigt weiter. Angesichts dieser Riesenfläche entsteht so eine zusätzliche Energie von der Kraft von etwa 100 Millionen Hiroshimabomben, welche die unteren 10 Kilometer der Erdatmosphäre innerhalb des gleichen Zeitraumes um weitere 11°C erhöhen werden. Das Ansteigen der Meeresspiegel durch schmelzen der Pole, starke Verringerung der meisten Gletscher sind die unmittelbaren Folgen. Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen als kalte. Hieraus resultieren dann extreme Unwetter mit Starkregen und Überschwemmungskatastrophen. Die landwirtschaftliche Produktivität wird sinken und die Ozeane werden durch Aufnahme von Kohlendioxyd aus der Atmosphäre versauern. Die Folge: Korallen und viele andere Meeresbewohner können kein Kalkskelett mehr bilden und tragen somit ihrerseits zum weiteren Absterben der Weltmeere bei.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Mensch vor einigen Jahrzehnten ein Feuer auf die Erde holte, was der Sonne zugehörig ist. Gleich Goethes „Zauberlehrling“ wird er nun die Geister die er rief, nicht mehr los und sucht verzweifelt nach Endlagern für seinen radioaktiven Müll. Die Russische Föderation bildet hier mit ihrer Sorglosigkeit die Spitze des Eisberges.
Der Karatschisee in der Region Tscheljabinsk gilt als der verschmutzteste Ort der Erde. Ein Aufenthalt von etwa einer Stunde in diesem hochgradig verseuchten Areal ist für den Menschen mit Sicherheit tödlich. Während die westliche Zivilisation seit Neuestem auf sogenannte saubere und „erneuerbare“ Energie baut, sucht die NASA nach einem kostengünstigen Programm, den irdischen Nuklerarabfall im Weltraum entsorgen zu können. Gleichzeitig sucht man nach erdähnlichen Himmelskörpern, um eventuell „auswandern“ zu können, obwohl man über keinerlei weitere konkrete Konzepte, geschweige denn geeignete Antriebssysteme verfügt.
Doch nun zur Frage, was hat das mit unseren Libellen zu tun?
Diese Insekten reagieren äußerst empfindlich auf die kleinste Veränderung in ihrem Lebensraum. Bis vor wenigen Jahren siedelten sich die Tiere im Rhythmus der Jahreszeiten in ihren angestammten Lebensräumen an. Die Arten, die hier im Besonderen angesprochen werden, stammen ursprünglich alle aus dem Mittelmeergebiet und aus Afrika.
Seit ewigen Zeiten sahen sie keine Veranlassung darin, ihre Habitate zu verlassen. Warum auch? Ausnahmen bilden hier vielleicht Wanderlibellen, von denen man weiß, dass sie in großen Höhen ganze Ozeane überqueren können und dabei Zugvögeln, die sie in der Luft fangen um ihnen als Nahrung zu dienen, anheimfallen. Ohne diese Proteinzufuhr wäre der Zug der Vögel wohl gar nicht erst möglich.
Diese „Wanderlibellen“ ziehen jedoch nur entlang der Breitengrade unserer Erde. Erst - seit erdgeschichtlich gesehen – sehr kurzer Zeit hat sich das abrupt geändert. Viele der ursprünglich in südlichen Regionen beheimateten Libellen dehnen sich entlang der Längengrade aus; und zwar in die vermeintlich kühleren Regionen - NACH NORDEN - und gelangen damit in unsere heimatlichen Gefilde.
Als aufmerksamer und mit fundierten Grundkenntnissen der Odonatologie (Libellenkunde) ausgestatteter Naturbeobachter braucht man nur ein paar ausgedehnte Streifzüge in die westdeutschen Feuchtgebiete zu unternehmen, um zu erkennen, dass sich dort Arten von Libellen angesiedelt haben, die es hier eigentlich nicht geben sollte. Doch sie sind da, und sie haben ihre Gründe dafür.
Hier nun einige Beispiele, die alleine aus den letzten 36 Monaten stammen. Die Fotobelege hierzu sind ausführlich beschrieben. Die Deutschen Namen der Tiere weisen schon auf ihre ursprünglichen Lebensräume hin:
• Frühe Heidelibelle: (Sympetrum fonscolombii) Mediterranes Faunenelement. Erste Sichtung im Jahre 1925. Wiederentdeckung durch meine Partnerin Heide und mich erst wieder im Mai 2008.
• Südliche Binsenjungfer: Lestes barbarus) Kleinlibelle, eine Teichjungfernart aus Südeuropa. (Erste Entdeckung der Art überhaupt durch uns im Bereich der Kölner Bucht im Juli 2009.
• Südlicher Blaupfeil: (Orthetrum brunneum) Erstnachweis der Art von Heide und mir am 29. Juni 2009 im NSG „Wahner Heide“. Die Art wurde bei der Fortpflanzung in diesem Habitat dokumentiert.
• Südliche Mosaikjungfer: (Aeshna affinis) Edellibelle. Ihr Vorkommen hat schon den Osten Deutschlands (Brandenburg) erreicht. Gleichzeitige dokumentierte Vorkommen in Westdeutschland.
• Südliche Heidelibelle: (Sympetrum meridionale) Gesichtet und zum ersten Male von uns in Westfalen dokumentiert.
• Gabel – Azurjungfer: (Coenagrion scitulum) Kleinlibelle, zu den Schlanklibellen zählend. Ein mediterranes Faunenelement. Fund und Dokumentation durch uns und andere Experten in der Voreifel. Die dortige Reproduktion ist nachgewiesen, die Art ist daher als Bodenständig zu betrachten.
• Schabrackenlibelle: (Anax ephippiger) Edellibelle, Hauptlebensraum nördliches Afrika. Funde und Reproduktionsnachweise werden seit einigen Jahren aus dem Alpenraum und weiter nach Norden gemeldet.
• Westliche Geisterlibelle: (Boyeria irene) Edellibelle, bis Sommer 2009 war ihr nördlichstes Verbreitungsgebiet bis zum Luganer See in der Schweiz bekannt. Unmittelbare Funde zur gleichen Zeit, auch von Exuvien (Larvenhäuten) am Fluss Örtze in Niedersachsen belegen die dortige erfolgreiche Reproduktion und gelten als Sensation!
Funde von zahlreichen erfrorenen Libellen in hohen Lagen der Alpen zeugen von missglückten Versuchen einer Massenwanderung der Tiere, diese Gebirgszüge von Süden nach Norden zu überqueren. Hier dürften plötzlich auftretende Schlechtwetterfronten die Ursache für ein Massensterben gewesen sein.
Aufgrund dieser Entwicklung ist, aus den vorgenannten Gründen, mit wachsender Tendenz im Bezug auf die Individualzahl der bereits bekannten sowie weiteren Arten zu rechnen.
Örtliche Maßnahmen von Naturschutzorganisationen in Zusammenarbeit mit Behörden auf kommunaler oder Landesebene führten zu Verbesserungen beziehungsweise zum Erhalt von natürlichen Lebensräumen in puncto Wasserqualität, was mit dazu beigetragen hat, dass die Tiere hier zu finden sind, da sie auf ihrem Zug gen Norden eben diese Lebensräume vorfanden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wären sie nicht hier, wenn ihnen das mitteleuropäische Klima, was ihnen bislang zuwider war, nicht ihren Bedürfnissen entsprechen würde. Insofern ist die Anwesenheit der südlichen Arten als ein mehrfacher, nicht zu unterschätzender Indikator der sich verändernden klimatischen Bedingungen anzusehen.
Resümee: Diese kleinen Kunstflieger haben uns in vielerlei Hinsicht einiges voraus. Wir erfreuen uns an ihrem Anblick, indem wir Spezia zu Gesicht bekommen, die wir nie zuvor in freier Wildbahn sahen. Doch sie vermitteln uns mit ihrem Dasein eine Art Alarmsignal, welches wir im Hinblick auf unsere eigene, ökologische Zukunft nicht außer Acht lassen sollten.
Aus menschlicher, sprich ökologischer Sicht wird sich an der Gesamtsituation bestimmt nicht viel ändern. Die Libellen und andere Insekten sind in der Lage, kommende Katastrophen zu überleben, indem sie sich darauf vorbereiten. Die Menschheit hingegen steuert sehenden Auges darauf zu und achtet dabei lediglich auf Profit.
Wir werden die Szene akribisch im Auge behalten und sehen, welche Neulinge sich im Laufe der nächsten Zeit noch hinzugesellen werden.
Bis dahin wünschen wir Euch noch eine schöne Zeit. Wir werden berichten.
Liebe Grüße an alle Naturfreunde,
Willi
Diese Umweltbelastungsbedingten Mutationen sind wohl kaum überlebensfähig-im Gegensatz zu denen die durch Anpassung entstanden -sind.
Jetzt fehlt den Arten die Zeit,um sich anzupassen-viele Arten wurden ja durch menschlichen Einfluss -wie auch immer-vernichtet.
Bestimmt viel mehr,als auf natürliche Weise verschwunden wären-bestes Beispiel-der Tasmanische Tiger,ein Beutelwolf.....