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Sind Libellen wirklich gefährlich? Können sie stechen? Hier ein paar Antworten auf mir oft gestellte Fragen!

Obwohl ich in meinen zahlreichen Beiträgen schon mehrfach auf die völlige Harmlosigkeit der Libellen hingewiesen habe, erreichen mich häufig noch Fragen, ob und wann Libellen stechen beziehungsweise einen Menschen angreifen.

Auf mehrfachen Wunsch hin soll der folgende Bericht nochmals eindeutig Klarheit verschaffen. Sein Ziel ist, jedwede Angst oder Scheu des Menschen vor den doch - je nach Art - recht großen Insekten zu nehmen. Bitte nehmt es mir nicht übel, wenn ich mich in Anbetracht bereits vorher verfasster Berichte in manchen Punkten wiederhole.

Irrige Annahmen über von Libellen ausgehende Gefahren stammen zumeist aus dem Volksmund, sprich aus den Phantasien früherer Generationen, die es nicht anders wussten.

Selbst wenn heute jemand ein Buch über Libellen in die Hand nimmt und in einigen Textpassagen von einem „Legestachel“ liest, kann dies bisweilen zu Verwirrungen führen. Diese Literatur ist oft älteren Datums, nach damaligem Wissenstand verfasst und dem entsprechend recherchiert.

Fakt ist: Libellen können gar nicht stechen, da sie überhaupt keinen Stachel besitzen! Lediglich die Weibchen einiger Arten verfügen über mehr oder weniger ausgeprägte „Legebohrer“, die dazu dienen, ihre Eier in die Vegetation abzulegen. Mit diesem sind sie gerade einmal dazu in der Lage, weiche Pflanzenteile anzuritzen um ihre Nachkommenschaft zu sichern und somit ihre Art zu erhalten. Die „Legebohrer“ - so lautet der korrekte Begriff - vieler anderer Libellenarten sind noch nicht einmal dazu fähig. Ihre Legeapparate haben sich zu einer Art „Abwurfklappe“ entwickelt, sodass diese Tiere gezwungen sind ihre Eier während des Fluges abzuwerfen.

Ich möchte nun noch einmal die Gelegenheit ergreifen, anhand von einigen Bildern und Beispielen die bei vielen Menschen zu Unrecht verankerten Vorurteile gegenüber den „Juwelen der Lüfte“ ins Reich der Fabel zu verweisen.

Eine der größten und bekanntesten Edellibellen unserer Heimat ist die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea). Da sie ziemlich anspruchslos gegenüber ihren Lebensräumen ist, kommt sie fast überall vor. Gartenteiche bilden da keine Ausnahme. Diese Libelle ist von Natur aus sehr neugierig und nähert sich dem Menschen im Flug bis auf wenige Zentimeter. Der Mensch in seiner Unkenntnis, wertet diese Annäherung in den meisten Fällen als einen Angriffsversuch. Die Libelle hingegen sieht zum Beispiel die Umgebung des Gartenteiches als „ihr Revier“ an. Aufgrund ihrer angeborenen Neugier nähert sich dem Eindringling Mensch lediglich, um sich ein Bild von ihm zu machen. (Siehe Bild 1). Dieser Vorgang kann sich durchaus mehrere Male wiederholen, während der Gartenbesitzer etwa auf seinem Liegestuhl ruht.

Die Weibchen der Blaugrünen Mosaikjungfer besitzen am unteren Hinterleibsende ein deutlich sichtbares Organ, welches tatsächlich wie ein Stachel aussieht. (Siehe Bild 2.) Dies ist der erwähnte Legebohrer (Ovipositor) mit dessen Hilfe das Tier seine Eier in weiche Substrate, wie in diesem Fall, einen morschen Baumstamm legt.

Bild Nr. 3 zeigt eine eher außergewöhnliche Situation: Libellen - jedoch auch nur die recht großen Arten - können den Menschen beißen. Das Foto zeigt das Weibchen einer Torf – Mosaikjungfer, welches sich in den Finger meiner Partnerin verbissen hatte, nachdem sie das sehr seltene Tier aus dem Netz einer Spinne befreit hatte. Die Libelle war in Panik und somit ist diese Art der Verteidigung zu rechtfertigen. Der Biss einer Großlibelle ist zwar spürbar, jedoch nicht schmerzhaft und kann die menschliche Haut nicht durchdringen. Da es sich wie ein leichtes „zwicken“ anfühlt, wird also niemals Blut fließen.

Zum Bild Nr. 4: Das Männchen des Frühen Schilfjägers (Brachytron patrense), welches sich auf der Hand meiner Partnerin Heide niedergelassen hat, tat dies, weil es diesen Landeplatz als sicher ansah. Hier war die große und sehr schöne Libelle eine Zeit lang sicher vor jeglichen Fressfeinden – und man beißt doch nicht in die Hand, die einem Zuflucht bietet?

Die Hinterleibsanhänge von Männchen diverser Kleinlibellen erinnern an die Zangen von Ohrenkneifern, eines uns allseits bekannten Insektes. (Siehe Bild Nr. 5). Auch diese Organe im Fachbegriff „Cerci“ genannt, haben keinerlei Angriffsfunktion sondern dienen lediglich dazu, die Weibchen bei der Paarung am Hinterkopf zu ergreifen. Dieses Gebilde gehört zu einem Männchen einer Teichjungfernart, in diesem Fall zur Gemeinen Binsenjungfer (Lestes sponsa), hier im Bild Nr. 6 zu sehen.

Auf den folgenden Aufnahmen ist das Weibchen der Gemeinen Binsenjungfer zu sehen. Bild Nr. 7 zeigt eine starke Vergrößerung des Hinterleibs des Weibchens, wo wiederum ein kleiner dornenförmiger Absatz zu erkennen ist. Auch dieses Gebilde ist kein Stachel sondern ein Legebohrer, der nur den Bruchteil eines Millimeters misst und zur Ablage der Eier in weiches Pflanzenmaterial dient. Die Fotos Nr. 8 und Nr. 9 zeigen die Art in Ruhestellung sowie bei der Eiablage in Binsenstengel.

Bild Nr. 10 zeigt die martialisch wirkende Zange eines Männchens der Kleinen Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus). Selbst dieses Organ wird ausschließlich nach dem „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ angewendet. Das heißt nichts anderes, das diese Zange, die der Libellenart ihren Namen gab, ausschließlich dazu benutzt werden kann, artgleiche Weibchen zur Paarung zu erfassen. Das Bild Nr. 11 zeigt eine Kopfstudie der vom Aussterben bedrohten Libelle.

Soweit meine Ausführungen über die „Angriffslust“ großer und kleiner Libellen. Ich hoffe, mit dieser kleinen Auswahl von Bildern und Erklärungen etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben. Eine Libelle greift niemals einen Menschen an und ist für ihn vollkommen ungefährlich. Diese Tiere haben mehr als genug Feinde und leben in permanenter Gefahr. Ihre einzige Waffe zur Verteidigung ist ihre Geschwindigkeit.

Hier gibt es eine sehenswerte Libellen-Doku von arte:

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Weitere Informationen zu diesen Themen findet Ihr auf meinen vorangegangenen Berichten auf „myheimat“. Blättert einfach mal durch die Seiten, es lohnt sich bestimmt. Wenn Ihr Euch ausführlich und umfassend über die Welt der Libellen informieren wollt, schaut bitte hier nach: http://waldschrat-online.de/Libellen.html Hier bleibt kaum eine Frage unbeantwortet.

Abschließend noch eine Bitte, die ich auch schon mehrfach geäußert habe:

Libellen sind sehr empfindliche Lebewesen und stehen ohne Ausnahme unter Naturschutz. Sie unsachgemäß zu berühren hat in den meisten Fällen irreparablere Schäden für die Insekten zur Folge. Sie sind durch die Evolution durchweg perfekt und extrem leichtgewichtig konstruiert. Diese Konstruktion sichert ihr Überleben.
Selbst eine über 10 Zentimeter große Königslibelle wiegt nur etwa 1 Gramm. Wenn sie sich auf Euch niederlassen, so lasst sie gewähren. Sie fliegen alsbald wieder davon. Wie Ihr gelesen habt, tun sie Euch nichts. Erfreut Euch ihres Anblicks, fotografiert sie in ihren Lebensräumen, sofern sie zugänglich sind und helft mit, diese sehr gefährdete Tierart zu erhalten. Je mehr Ihr Euch mit dieser Lebensform beschäftigt, umso schneller werdet Ihr ihrer Faszination bewusst und könnt mit dazu beitragen, Natur- und Artenschutz aktiv zu unterstützen.

Ich wünsche Euch allen viel Vergnügen bei Euren Exkursionen in der freien Natur. Ob mit oder ohne Kamera; da draußen gibt es viel zu sehen, zu lernen, zu fragen und zu verstehen. Das ist viel besser als Fernsehen!

Mit lieben Grüßen an alle Naturfreunde und jene, die es noch werden wollen,

Willi, der „Waldschrat“

Hier erhaltet ihr alle Infos und Artikel zum Thema "Libelle".

  • Blaugrüne Mosaikjungfer (Männchen) im Anflug.
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  • Bild 1 / 11
  • Blaugrüne Mosaikjungfer (Weibchen) bei der Eiablage.
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  • Bild 2 / 11
  • Eine Torf - Mosaikjungfer (Weibchen) beißt sich fest.
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  • Bild 3 / 11
  • Ein Früher Schilfjäger (Männchen) auf schützender Hand.
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  • Bild 4 / 11
  • Hinterleib einer männlichen Binsenjungfer. Harmlose Zangen.
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  • Bild 5 / 11
  • Eine Gemeine Binsenjungfer (Männchen) in der Draufsicht.
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  • Bild 6 / 11
  • Der Hinterleib einer weiblichen Binsenjungfer. Dies ist kein Stachel.
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  • Bild 7 / 11
  • Ein Weibchen der Gem. Binsenjungfer in der Seitenansicht.
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  • Bild 8 / 11
  • Hinterleib eines Männchens der Kl. Zangenlibelle.
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  • Bild 10 / 11
  • Kleine Zangnelibelle (Männchen). Trotz agressiver Farben völlig harmlos.
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  • Bild 11 / 11

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10 Kommentare

Danke für diese wunderbaren Fotos und den Bericht dazu. Bei uns am See gibt es viele dieser schönen Fleiger, sie sind aber immer so schnell unterwegs. LG Karin

Lieber Willi,
freu mich, wieder etwas von Dir lesen zu können ;-)
Dass Dein Bericht wieder sehr informativ und interessant ist, brauche ich nicht schon wieder zu schreiben ;-)
Dank Euch Waldschrats werden wir interessierten Leser hier (fast) zu Libellen-Fachleuten und das finde ich super!
In meinem Garten, vor allem am Teich, sind die Libellen - zumindest vor den menschlichen Wesen - absolut sicher.
Möglicherweise ängstliche Besucher konnte ich, auch Dank Deiner detaillierten Informationen, zu unbeschwerten Libellen-Beobachtungen bewegen, denn sie surren uns wirklich gern um die Köpfe und nehmen auch mal kurz Platz!
So schöne Fotos gelingen mir nicht - hab´s auch gar nicht erst versucht - , weil die Libellen wirklich sehr schnell unterwegs sind und weil wir die beruhigende Beobachtung der verschiedenen Arten bisher einfach nur genießen.
LG Heidi

Schön erklärt, fantastische Bilder! GA

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