Mit Netz und ohne doppelten Boden: Libelle vs. Spinne: Pokal – Azurjungfer (Erythromma lindenii) vs. Schilfradspinne (Larinioides cornutus) Ein Drama in sieben Akten.

Da stand ich am Ufer eines heimatnahen Sees und freute mich über die Entdeckung einer hierorts seltenen Libellenart, der Pokal – Azurjungfer (Erythromma lindenii).

Just als ich das erste Foto eines Männchens gemacht hatte, flog dieses auf. Doch sicherlich nicht, um sich wenige Sekunden später im feinen Gespinst einer jungen Schilfradspinne wiederzufinden.

Jetzt ging alles sehr schnell. Binnen einer Sekunde war die weniger als einen Zentimeter große Radnetzspinne zur Stelle. Das Libellenmännchen wusste nicht wie ihm geschah. Vom Angriff über den Giftbiss bis zum, verpacken zum Transport und dem Beginn des Verzehrs des Opfers verging weniger als eine Minute. Das ganze geschah etwa einen halben Meter über dem Boden in lichter Vegetation.

Um das alles in halbwegs brauchbarer Qualität zu dokumentieren, verlangten die beiden Kontrahenten von dem Fotografen geradezu Höchstleistungen ab. Auf dem Hosenboden sitzend, mit sofort völlig durchnässten Hosen, ging ich so nahe an das Geschehen heran, wie es möglich war.

Diese Doku war eine der schwierigsten im Jahre 2011. Ein Grund, sie hier auf „myHeimat“ zu zeigen.

Die Seidenfalle war in diesem Fall so extrem fein, dass sie kaum von Linse der Kamera erfasst werden konnte. Etwa 50.000 Fäden dieses Netzes nebeneinander gelegt, ergeben die ungefähre Breite von nur einem Millimeter. Sie sind widerstandsfähiger als Stahl und dehnen sich bis zu vierfachen ihrer Länge, bevor sie reißen.

Die beigefügten Aufnahmen zeigen das kleine Drama in sieben Akten durch die Sicht eines Makroobjektives in der größtmöglichen Vergrößerung, etwa 10: 1. Bilder, wie sie das menschliche Auge so niemals sieht.

Herzlichen Dank für Eure Kommentare zu diesem kleinen aber feinen Beitrag, dessen Aufnahmen mich an die Grenze des machbaren führten.

Liebe Grüße an alle Naturfreunde,
Willi, der „Waldschrat“