Furchtlos und frech: Das Kleine Granatauge; eine Rettungsaktion
Das Kleine Granatauge (Erythromma viridulum) gehört zur Familie der Schlanklibellen, zählt jedoch nicht zu den Azurjungfern. Es fliegt in Mitteleuropa von Juni bis September, also etwas später als das Große Granatauge (Erythromma najas), mit dem es aber auch in der Kernflugzeit oft zeitgleich am selben Gewässer vorkommen kann.
Die Art ist dem Großen Granatauge sehr ähnlich. Gegenüber diesem ist Erythromma viridulum mit ca. 28 Millimetern etwa fünf Millimeter kürzer, was aber nicht sonderlich ins Auge fällt. Zu unterscheiden sind die Männchen anhand der oberseitigen Zeichnung auf dem zehnten (letzten) Hinterleibssegment in Form eines schwarzen „X“, welches dem Großen Granatauge fehlt. Des Weiteren sind die Seiten des zweiten und achten Hinterleibssegmentes beim Kleinen Granatauge blau.
Die relativ großen Facettenaugen der Männchen von Erythromma viridulum sind von roter Farbe.
Das Kleine Granatauge ist eine wärmeliebende Art. Eine Ausbreitung und Bestandszunahme in Verbindung mit dem Klimawandel ist für einige Libellenarten zu verzeichnen, auch für das Kleine Granatauge.
Wie alle einheimischen Libellen ist die Art durch die Bundesartenschutzverordnung „besonders geschützt“.
Das Kleine Granatauge hält sich als geschlechtsreifes Tier nahezu vollständig in der Tauchblattzone auf, d.h. nahe über der offenen Wasserfläche von stehenden oder langsam durchströmten Gewässern mit Schwimmblattvegetation oder an die Oberfläche kommenden Tauchblattpflanzen, und ist nur ganz selten in der Ufervegetation anzutreffen. Draußen, auf offenem Wasser zeigen die Granataugen ein ausgeprägtes Revierverhalten. Ein einmal in Besitz genommenes Teichrosenblatt wird gegen Artgenossen und selbst übergroße Edellibellen vehement verteidigt.
Dies alles macht das Beobachten und Fotografieren der Art sehr schwer. Weiterhin gelten alle Granataugen gegenüber Eindringlingen als sehr scheu und fliegen auf, sobald man sich näher als etwa einen Meter nähert.
Wenn solch ein kleiner Bursche mal in Schwierigkeiten gerät, hat man neben der „Rettungsaktion“ auch noch Zeit ihn zu fotografieren. Die kleine Bildserie verdeutlicht eine solche Situation. Das am Kopf nur etwa 3 Millimeter breite und 2,5 Zentimeter lange Männchen des Kleinen Granatauges klebte mit einem seiner Flügel auf der Wasseroberfläche fest und konnte sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien. Nur gut, dass ein Libellenfreund in der Nähe war, denn einige Frösche hatten das vermeintliche Opfer schon im Visier. Nach erfolgter Rettung gab es noch einen kurzen Fototermin. Danach flog das Männchen leicht lädiert, aber dennoch funktionstüchtig auf und davon.
Ausführliche Infos über das Große und Kleine Granatauge stehen auf www.walsdchrat-online.de zur Verfügung.
Liebe Grüße an alle Libellenfreunde,
Willi
Zur rechten Zeit am richtigen Ort !