Exklusiv für die Leser von „myHeimat“: Eine außergewöhnliche Begegnung mit einem außergewöhnlichen Tier.
Auf einer unserer letzten Exkursionen, die der Suche nach einer völlig anderen Spezies galt, stießen wir auf einen Bewohner unserer heimischen Gefilde, dem noch nicht viele Menschen begegnet sind: Die Wechselkröte.
Wie kam es dazu?
Uns - wir immer auf unseren Entdeckungstouren - behutsam durch die Wildwiesen und Flure bewegend, regte sich plötzlich etwas am Boden. Unsere Blicke reflexartig nach unten gerichtet, konnten wir trotz mittlerweile herrschenden Tageslichtes nichts erkennen. Unsere Pirsch fortsetzend, erlebten wir dieses Phänomen gleich darauf ein zweites Mal. Sorgfältiges absuchen der dicht bewachsenen Bodenvegetation führte zu keinem Ergebnis. Wieder nichts!
Dann, beim wiederholten Mal, eine unvorsichtige Bewegung am Boden. Dort, an der trockenen Distel hatte sich etwas zu langsam bewegt. Jetzt sahen wir sie. Da saß doch allen Ernstes eine Wechselkröte. Eine der wohl seltensten Kreaturen unserer Heimat.
Sofort wussten wir, was wir da vor uns hatten und waren hoch erfreut. Da ab diesem Augenblich eines unserer Augenpaare immer auf das Tier gerichtet war, konnte es unseren Kameras nicht mehr entkommen. Die Sichtung eines zweiten Exemplars galt schon als Sensation! Außer unseren Dokumentationen sind in unseren Gefilden keine weiteren Funde bekannt.
Das Artenprofil der Wechselkröte:
Die Wechselkröte (Bufo viridis) gelegentlich auch Pseudepidalea viridis, auch Grüne Kröte genannt, ist ein Froschlurch aus der Gattung der Echten Kröten innerhalb der Familie der Kröten (Bufonidae). Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft zu urteilen, handelt es sich nicht um eine einheitlich biologische Art, sondern um eine Artengruppe von Kröten, bei der die evolutionäre Entwicklung eine wesentliche Rolle spielt. Allein in Europa lassen sich derzeit sehr wahrscheinlich fünf verschiedene Entwicklungsformen trennen.
Die genaue systematische Stellung und Abgrenzung dieser Arten ist in wissenschaftlichen Kreisen teilweise noch unklar.
Die Körpergröße der Männchen reicht bis acht, die der Weibchen bis zehn Zentimeter. Während die Grundfarbe der Männchen eher hellgrau ist, ist diese bei den Weibchen fast weiß. Beide sind übersät mit grünen Inselflecken, die an der Bauchunterseite komplett fehlen. Diese „Camouflagezeichnung“ macht die Tiere in ihrem Lebensraum nahezu unsichtbar. An den Flanken der Weibchen befinden sich meist rötliche, kleine Warzen.
Zur Erklärung des Namens „Wechselkröte“ wird entweder auf das wechselnde Fleckenmuster verwiesen oder auf die Fähigkeit der Tiere, ihre Grundfarbe je nach Umgebung von hell nach dunkel oder umgekehrt anpassen zu können. Unsere Aufnahmen lassen Rückschlüsse auf beide Theorien zu.
Wir fanden ein Exemplar, welches sich zwischen trockenen Gräsern und Sträuchern aufhielt. Dieses war deutlich seiner Umgebung angepasst. Ein zweites Tier, welches zwischen dunklen Steinen entlang eines Fließgewässers von uns aufgefunden wurde, kam in seinem Äußeren seiner Umgebung ebenfalls sehr nahe.
Die auffallenden grünen „Tarnflecken“ auf der Körperoberseite der Kröten variiert stark.
Die Pupillen sind waagerecht, die Iris ist zitronengelb bis grünlich. Wie alle Echten Kröten, haben die Tiere Ohrdrüsen hinter ihren Augen, in denen Gifte zu Abwehr von verschiedensten Feinden produziert werden. Von einer Berührung der Tiere müssen wir dringend abraten! Auf der Oberseite befinden sich viele, nicht stark ausgeprägte Warzen.
Die Wechselkröte ist als östliche Steppenart sowie mediterranes Faunenelement an Trockenheit und Wärme gut angepasst. Sie bevorzugt offene, sonnenexponierte, trockenwarme Habitate mit grabfähigen Böden und teilweise fehlender, Gras- und Strauchvegetation. Sie ist daher vor allem an in trockenem Brachland und auf unbewirtschafteten Feldflächen anzutreffen. Sie entfernt sich teilweise sehr weit von offenen Gewässern.
Wechselkröten sind vorwiegend nachtaktiv. Ihre Laichgewässer sind flach und vegetationsarm. Als Laichgewässer werden vorübergehend entstandene Gewässer mit einem leicht schlammigen Grund bevorzugt. So sind die Larven auch in Brackwassertümpeln entwicklungsfähig. Die ökologischen Ansprüche der Art ähneln denen der weitaus häufigeren und im Westen verbreiteten Kreuzkröte. (Siehe Vergleichsfotos.)
Kröten legen ihren Laich in „Schnüren“ ab, während Frösche in Klumpenform ablaichen. Zwei entsprechende Aufnahmen hiervon sollen das etwas verdeutlichen.
Die Wechselkröte wird in der Roten Liste für gefährdete Tierarten in der Stufe 1 „vom Aussterben bedroht“ geführt und steht unter strengem Schutz des Bundesartenschutzgesetzes. Als eine FFH – Art (Fauna – Flora – Habitat) ist ihr Lebensraum von behördlicher Seite als Naturschutzgebiet auszuweisen.
Entsprechende Maßnahmen sind bereits erfolgt. Unsere Funde sind wieder einmal mehr von höchstem ökologischem Interesse und tragen maßgeblich dazu bei, dass ein Naturschutzgebiet künftig korrekt betreut und sich nicht selbst überlassen wird. Denn wenn dieses Gebiet, in dem der Fundort liegt, nicht von zu dichtem Bewuchs freigehalten wird, werden in nicht allzu ferner Zukunft viele Arten von dort verschwinden.
Wer sich für derartige Dinge in Sachen Natur interessiert, ist herzlich eingeladen unsere Homepage zu besuchen. Unter http://waldschrat-online.de/index.html gibt es, reich bebildert, viel darüber zu erfahren.
Wir hoffen, dass unser kleiner Bericht wieder ein wenig Gefallen gefunden hat und freuen uns auf Eure Kommentare und Meinungen.
Naturfreundschaftliche Grüße
Heide & Willi
Team „Waldschrat-online.de“
Wieder mal ein sehr interessanter Bericht.