Der Bahnhof wird zum Bürgerzentrum
Barsinghausens Anschluss an den Rest der Welt entschied sich im Jahre 1868 durch König Wilhelm von Preußen. Dieser erteilte die Genehmigung für den Betrieb einer Eisenbahnlinie von Hannover über Hameln bis Altenbeken mitsamt „einer Abzweigung vor dem Deister bis zur Station Haste“. Die Geburtsstunde der Deisterstrecke datiert auf den 24. Juni 1869 mit dem ersten Spatenstich bei Weetzen und am 1. Mai 1872 war es dann endlich soweit, der Abschnitt bis Barsinghausen wurde als Teilstück der Öffentlichkeit übergeben. Ab dem 25. August des gleichen Jahres fuhr die Bahn gar bis Haste. Für Barsinghausens Einwohner brach eine neue Ära an. War es vorher mit einem Pferdegespann eine ganze Tagesreise nach Hannover, brauchte man mit dem Zug lediglich 2 Stunden.
Der durch den Bau der Eisenbahnlinie einsetzende Strom von Pendlern, Tages- und Wochenendausflüglern nahm stetig zu, so dass Anfang des 20. Jahrhunderts das ursprüngliche Bahnhofsgebäude dem Andrang nicht mehr gewachsen schien. Ein Neubau war also dringend erforderlich. Am 1. Dezember 1912 wurde das neue Empfangsgebäude feierlich in Betrieb genommen, die alte Halle diente bis zu ihrem Abriss 1966 der Güterabfertigung. Es dauerte allerdings keine Hundert Jahre, bis der Bahnhof erneut ein Thema wurde. Im ersten Jahrzehnt des 21.Jahrhunderts war das mittlerweile bis auf ein Stellwerk der Bahn leerstehende Gebäude dem Verfall preisgegeben. Die Deutsche Bahn (DB) tat nur das nötigste, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Das rief den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) auf die Bildfläche. Kreisgeschäftsführer Jens Meier erinnert sich: „Den ersten Einfall hatte mein Bruder Lars. Er sprach mich im Sommer 2006 – noch beflügelt von unserer erfolgreichen WM-Plaza-Veranstaltung – auf den Bahnhof an und schlug vor, einen Beatschuppen daraus zu machen. Ich habe ihn seinerzeit wegen dieser unsinnigen Idee gewissermaßen aus dem Büro hinaus komplimentiert. Doch einen Tag später sah ich mir das Gemäuer einmal näher an, wiederum einen Tag danach setzte ich mich mit der DB in Verbindung und holte erste Erkundigungen ein“. Die Planungen zur Nutzung durch die Samariter nahmen Gestalt an. Schulungsräume des ASB, ein Servicepunkt für S-Bahn-Kunden und, neben dem Freiwilligenzentrum und dem Tourist-Office, auch ein Kiosk und Bistro sollten das Haus beleben. Nach einigen Querelen wurde dann letztendlich am 13. Mai 2009 ein Kaufvertrag zwischen dem ASB und der Deutschen Bahn unterzeichnet. Im März 2011 begannen die auf 1,6 Millionen Euro taxierten Umbauarbeiten des Objektes.
Kurz vor der Fertigstellung zeichnete sich ab, dass der runderneuerte Bahnhof neben den geplanten Projekten nicht nur eine ausgezeichnete Visitenkarte für ankommende Besucher darstellt, sondern auch Jugendarbeit beinhaltet und den hiesigen Vereinen und Institutionen räumlich eine Heimat bietet. Die Eröffnung war am 14. Januar 2012. Um 10:30 Uhr fanden sich rund 120 geladene hochrangige Gäste aus Politik und Wirtschaft ein und ab 14 Uhr wurde das Gebäude – in Form eines kleinen Winterfestes mit Buden, Musik, Karussell und vielem mehr – öffentlich den Barsinghäuser Bürgerinnen und Bürgern übergeben.
Ja Ingeborg, am Ende meiner Recherchen hatte ich soviel Input, dass ich glatt 5 Folgen hätte schreiben können. Das schwierige ist dann nur noch, (un)wesentliches weg, geschichtliches und noch kaum bekannte Aussagen einfließen zu lassen und alles in einer gewissen Kürze lesenswert und trotzdem informativ "zu Papier" zu bringen.
Übrigens möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Jens Meier und Gordon Ohlendorf vom ASB bedanken!
Selbstverständlich werde ich über die Einweihung berichten ;-)