Wanderung und Broteinkauf mit kostenlosem Taxidienst
Eine schöne Wanderung an der türkischen Riviera und sehr freundliche Helfer.
Wir stehen mit unserem Wohnmobil auf einem Picknickplatz an der türkischen Riviera zwischen Mavikent und Karaöz direkt am Mittelmeer.
Es ist ein herrlicher sonniger Frühlingstag mit einer leichten Brise von See her und einer angenehmen Temperatur. So beschließe ich heute einmal allein eine kleine Fototour in den ca. 3 km entfernten Ort Karaöz zu unternehmen. Diese Wanderung möchte ich auch mit einem Maisbrotkauf bei dem dortigen Bäcker verbinden. Es gibt zwar keinen Wanderweg dorthin und ich muss deshalb die Straße benutzen, doch diese ist sehr wenig befahren und so früh in den Morgenstunden schon gar nicht.
Der Weg bietet immer wieder zwischen den Baumlücken fantastische Ausblicke auf das Meer, doch auch der linksseitige Berghang bietet schöne Fotomotive in Form von Blumen, Felsformationen und vielfarbigen Erdschichten. Ich schieße etliche Fotos und komme so nach etwas mehr als einer Stunde bereits zu dem Ortseingang von Karaöz.
Ich höre Hahngeschrei, Schafe und irgendwo im Ort läuft eine Kreissäge, Bewohner dagegen bemerke ich nicht. Erst als ich nach einer Kurve auf den Dorfplatz (?) komme, sehe ich drei Männer neben einem Leichtmotorad stehen. Sie unterhalten sich und blicken erstaunt in meine Richtung , als sie mich erspähen. So früh am Morgen haben Sie bestimmt keinen Fremden, der auch noch zu Fuß ins Dorf kommt, erwartet. Ich habe die Erfahren gemacht, dass die türkischen Bewohner nicht sehr viel vom Wandern halten und gern für ihre Wege einen fahrbaren Untersatz benutzen. Da ich nicht sicher bin, ob es in dem Dorf einen Bäcker gibt, noch den Weg dorthin kenne, werde ich also die Männer danach fragen müssen. Ich kann kein Türkisch und wie ich sofort höre, die Männer auch kein Deutsch. Also geht es nach der bewährten Art mit Lächeln, den Worten Almanya für Deutschland, Ekmek für Brot und den Fingerzeig auf mich. Sofort wird das Lächeln erwidert und Almanya mit einem Kopfnicken wiederholt. Ich frage nochmals nach Ekmek und zeige in Richtung Dorf und schon zeigen drei ausgestreckte Arme zu einem etwas bergan verlaufenden Weg. Ich bedanke mich mit tesekkür (danke) und will los marschieren. Doch der junge Mann mit dem Leichtmotorad hält mich fest und zeigt auf den Soziussitz. Ich schüttele den Kopf und mache einen Wanderschritt, doch der Motoradfahrer lässt nicht los und besteht auf den Taxidienst zum Bäcker.
Also schwinge ich mich auf den Sitz, das Motorrad geht durch mein Gewicht ordentlich in die Federn und hoffe dabei auf einen starken Motor, der uns zusammen nun bergan bringen soll. Mit ordentlich Gas und einer blauen Rauchfahne knattern wir los und ich bin dabei gezwungen, den jungen Mann um den Bauch zu fassen, damit ich nicht hinten herunterfalle; was ihn aber nicht stört. So tuckern wir in Schlangenlinien bergan und sind nach kurzer Zeit auch bei dem kleinen Bäckerladen. Es versteht sich von selbst, dass nun mein Taxifahrer mit in den Laden kommt und dem Bäcker meine Wünsche erklärt. Ich höre Almanya, Ekmek und Mavikent aus seinen Worten heraus und bekomme vom Bäcker ein breites Lächeln. Ich frage nach misir ekmegi, also nach Maisbrot, und das Lächeln wechselt in einen erstaunten Blick und mit einem Schulterzucken. Ich bemerke bei beiden nun eine Enttäuschung und muss diese nun mit einem Brotkauf beenden. Ich zeige auf das „normale“ Weißbrot und schon werden fünf Stangen aus dem Korb genommen, wobei ich diese aber mit einem Fingerzeig auf zwei noch reduzieren kann. Man muss wissen, dass die türkischen Frauen für ihre Familie das Brot in größeren Mengen einkaufen. Aber mit meinem Kauf sind die beiden dann auch zufrieden.
Selbstverständlich besteht mein Fahrer auf eine gemeinsame Rückfahrt, wobei dieser einen Umweg fährt und mir dabei die Moschee, die kleine Schule (?), sein Haus und auch seinen Garten zeigt. Auf dem Dorfplatz erwarten uns die beiden anderen Männer mit einem Lächeln und es erfolgt eine rege Kommunikation zwischen den Dreien. Es scheint, dass Touristen hier doch selten sind.
Für mich steht nun der Rückweg an und ich muss wirklich mit sehr intensiver Gestik dagegen argumentieren, dass mein Taxifahrer mich nicht auch noch zu dem Picknickplatz fährt. Ich möchte mich erkenntlich zeigen und für den Taxidienst zumindest einen Benzinkostenanteil bezahlen, doch ich bin zum Öffnen meiner Geldbörse gar nicht gekommen, alles wird vorher abgelehnt. Also, Verabschiedung mit mehreren tesekür und unter wohl etwas mitleidigen Blicken auf den wandernden Touristen aus Almanya, marschiere ich los. Leider habe ich es versäumt ein Foto von meinen türkischen Helfern zu machen, darüber ärgere ich mich noch heute.
Ich bin ungefähr eine viertel Stunde unterwegs, da überholt mich ein Kleinwagen mit türkischem Kennzeichen, bleibt dann stehen und setzt in meine Richtung zurück. Aus dem geöffneten Seitenfenster ruft der Fahrer auf türkisch etwas, doch ich zucke nur mit der Schulter und sage Almany. Sofort höre ich: „ah, aus Deutschland, wo wollen Sie denn hin?“ Auf meine Antwort kommt sofort: „Kommen Sie, steigen Sie ein, ich fahre nach Mavikent, da kann ich Sie unterwegs dort absetzten, hier auf der Straße kann man nicht wandern.“ Selbstverständlich haben weiteren
Argumente von mir nicht gereicht und schon sitze ich im Auto und höre nun vom Fahrer, dass er fast 30 Jahre in Rüsselsheim bei einem Autohersteller gearbeitet hat, vor zwei Jahren in Rente gegangen ist, und jetzt wieder bei seiner Familie in Karaöz lebt. Er selbst fragt nach meiner Herkunft, wie wir angereist sind und wo wir zur Zeit mit dem Wohnmobil stehen. Es ist eine Ehrensache für ihn, dass er mich bis vor unser Wohnmobil fährt. Ich möchte mich für seine „Dienste“ mit einem Tee oder Glas Wasser bedanken, doch er lehnt, da er in Eile ist, dankend ab und fährt davon.
Ich blicke dem Auto nach und frage mich, ob mir in Deutschland auch so eine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft entgegengebracht worden wäre.
Das sind ganz herrliche Fotos und eine tolle Geschichte !
Nein, in Deutschland passiert so etwas eher selten, aber ich mußte beim Lesen an dieses Erlebnis denken >
aus meiner Datei: „Reisen durch Polen“:
…Aber das Schönste habe ich in einer ganz kleinen Stadt erlebt (Zlotów):
wir wollten beim Pfarrer übernachten, einem Bekannten und beim Bäcker vor dem Bahnhof fragte ich nach dem Weg – den könne sie mir erklären, sagte eine Kundin, aber es sei sinnlos, hinzugehen, der sei gestern Abend verreist und sie nannte uns den Weg zum einzigen Hotel.
Während ich uhrlose Person in der Dusche war, schickte ich Niko mit einem formvollendeten Satz aus dem Konversations-Reiseführer zur Rezeption: ‚Können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist’ stand da auf polnisch drauf – und als wir dann runter kamen, überfiel mich die Dame von der Rezeption mit einem Schwall polnischer Sätze, die ich natürlich gar nicht verstand – großes Gelächter, als ich endlich begriff und ihr den Reiseführer zeigte – und was wollte sie mir sagen? – Die Bäckerkundin, die uns den Weg gewiesen hatte, hatte im Hotel angerufen und uns zum Abendessen eingeladen !...
VG, Romi