Viel Wasser, Autopanne und freundliche Helfer
Wie uns in der Türkei bei einer Autopanne schnell und einfach geholfen wurde
Auf unserer Wohnmobilreise in der Türkei wollen wir die im Norden von Antalya liegenden Kursunlu-Wasserfälle besuchen, trotz der manchmal überspülten Straßen, verursacht durch die anhaltenden Regenfälle. Es regnet immer noch leicht als wir den Parkplatz vor den Kusunlu-Wasserfällen erreichen.
Das sonst sehr klare Wasser hat durch die vielen Regenfälle der vergangenen Tage eine braune Farbe angenommen. Aber dadurch führen die Wasserfälle bestimmt mehr Wasser.
Das Gebiet um den Kurşunlu Wasserfall wurde 1991 zum Naturschutzgebiet erklärt. Er diente jedoch schon von je her als Naherholungsgebiet für die lärm- und hitzegeplagten Städter, die in den kühleren Tälern um den Wasserfall und dem angrenzenden kleinen See etwas Ruhe und Erholung suchten. Heute jedoch, an so einem Regentag, sind wir hier allein.
Wir gehen bis zu dem unteren Fluss und bestaunen die ausgewaschenen Felsen, die aber wieder mit Moos und Bäumen bewachsen sind. Das gesamte Gelände ist sehr weitläufig und nach türkischer Sitte sind überall Brunnen und Grillplätze eingerichtet. Nach gut einer Stunde nutzen wir noch die Toiletten mit abenteuerlicher elektrischer Installation, bei der die Zuleitung zu dem Toilettenhaus fachmännisch mit einem Knoten und offen Lüsterklemmen verlegt wurde. Aber was soll`s: es funktioniert und der Kostenaufwand war bestimmt gering; dann gehen wir zu unserem Wohnmobil zurück.
Das Navi führt uns auf kleinen Nebenstraßen in Richtung Antalya zurück. An vielen Stellen sind die Straßen überflutet oder auch mit einer dicken Lehmschicht bedeckt. Es regnet immer noch.
Kurz vor der antiken Stätte Perge sehe ich die rote Warnlampe im Armaturenbrett aufleuchten. Ich suche eine kleine Einbuchtung an der Straße, halte an und schaltet den Motor aus, so wie wir es ja schon in der Fahrschule gelernt haben. Als ich den Motor nach einiger Zeit wieder starten will macht es nur Klick und das war es dann auch. Nach mehrmals Scheis.... rufen, hole ich das Warndreieck hinten aus dem Wohnmobil und gehe auf der Straße ein Stück zurück. Das Warndreieck steht noch nicht, da hält ein alter grauer Ford-PKW und ein junger Türke mit Anzug und Krawatte steigt aus. In einem astreinen Englisch bietet er seine Hilfe an. Für das technische Problem hat er auch keine Hilfe parat, doch er will mich mit in die nächste Stadt fahren, da sein Vater dort eine befreundete Autowerkstatt kennt.
Er erkennt aus meinem Blick zum Wohnmobil mit Ilse auf dem Beifahrersitz meine Angst, dass ich Ilse nun allein am Wohnmobil zurücklassen muss, doch er erklärt mir, Wohnmobil und Ilse sind hier sicher und es wird nichts passieren.
Im PKW sitzen noch drei weitere Personen. Wie der junge Mann mir dann erklärt, sind es seine Eltern und sein Bruder. Der Vater fährt, der Bruder ist Beifahrer und ich zwänge mich in den Fond neben Mutter und Sohn. Der junge Mann erklärt mir, sein Vater sei ein sicherer Fahrer und wir würden nur eine kurze Strecke bis zum nächsten Ort fahren. Ich bedanke mich mehrmals für die Hilfe und betone, dass sein Vater ein guter Fahrer ist. Der Sohn übersetzt und irgendwie muss der Vater meine Aussage falsch interpretiert haben, denn nun legt er einen Gang zu und einen Fahrstil an den Tag, der selbst Michael Schumacher neidisch werden lässt. Der Regen und das Wasser auf der Straße scheint ihn nicht zu stören.
Die immer wieder beschlagenden Scheiben nehmen ihm die Sicht, doch mit einer lässigen Handbewegung zum Beifahrer, werden diese dann mit einem Tuch wieder durchsichtig gemacht.
Wir halten nach ca. 15 Minuten vor einer Werkstatt und der Vater ruft dem Mechaniker etwas zu. Dieser nickt und ich werde vom Sohn aufgefordert mit auszusteigen. Sohn und Werkstattmeister debattieren und dann erklärt mir der junge Mann, es sei jetzt alles geregelt, der Standort von meinem Wagen sei auch bekannt und ich solle ruhig Vertrauen in diese Werkstatt haben. Sein Vater hätte dieses auch und er verabschiedet sich. Ich will mich für die Hilfe erkenntlich zeigen, doch der junge Mann und auch der Rest der Familie lehnen ab.
Der Mechaniker telefoniert mehrmals mit dem Handy und nach jedem Gespräch macht er mir mit Gestik klar: alles o.k. Sonst passiert aber nichts. Nach gut zwanzig Minuten erscheint von einer anderen Werkstatt (in der gesamten Straße beidseitig nur Autowerkstätten) gegenüber ein Mechaniker und fragt mich nach meinem Problem. So zumindest deute ich seine türkischen Fragen. Ich sage nur: no Elektritik, Batterie und Dynamo. Sein Gesicht erhellt sich, er verschwindet in der Werkstatt und kommt wenig später mit einer neuen Batterie und einem Abschleppgurt zurück. Ich versuche ihm zu erklären, dass ein 3,5 Tonnen-Fahrzeug nicht ohne Probleme abzuschleppen geht und die Batterie eigentlich in Ordnung ist. Er holt noch von einer anderen Werkstatt einen zusätzlichen Mechaniker mit einem Überbrückungskabel und dann fahren wir los. Ich bin froh, als wir nach rd. 15 Minuten Fahrt unser Wohnmobil an der Straße erreichen.
Es dauert keine 10 Minuten, da haben die beiden Mechaniker den Motor wieder mit Hilfe der Batterie und Überbrückung zum anderen PKW wieder zum Laufen bekommen und ich fahre nun hinter den Mechanikern zurück in die Stadt; die rote Warnlampe beachte ich dabei nun nicht mehr. Unsere Fahrt endet wieder in der Straße mit den vielen Autoreparaturspezialisten, doch jetzt halten wir wieder vor einer anderen Werkstatt.
Der Abschlepper verlangt 30 TL und übergibt uns nun an den anderen Autospezialisten.
Der Werkstattleiter begrüßt uns, lädt uns zum Tee und Gebäck ein und lässt sich das Problem von mir schildern. Sogleich machen sich abwechselnd zwei Mechaniker und später auch er selbst über unser Wohnmobil her.
Nach einer Stunde, wir haben zwischenzeitlich im Wohnmobil Mittagessen gehabt, sehe ich nach den Mechaniker unter unserem Wohnmobil. Er bemerkt mich und zeigt mir den gehobenen Daumen und arbeitet weiter.
Diesen gestreckten Daumen werde ich noch dreimal sehen, bis endlich, nach gut drei Stunden, die Reparatur ausgeführt ist und tatsächlich der Motor ohne ein Problem gestartet werden kann. Die rote Kontrollleuchte bleibt auch aus. Ich sehe in vier strahlende Gesichter und der Werkstattchef bittet mich in sein Büro, welches in der hintersten Ecke der offenen Werkstatt befindet. Büro ist natürlich übertrieben, denn in der Ecke steht ein alter Stuhl und ein Ölfass davor dient als Schreibtisch. Der Chef sucht ein Papierstück und einen Kugelschreiber und schreibt einige dreistellige Zahlen auf. Gespannt blicke ich auf seine „Rechnung“ und hoffe nur, dass unser Bargeld reicht. Er rechnet, streicht Positionen, rechnet wieder und hat schließlich ein Ergebnis. Er erläutert mir die vier Position mit den Rechnungswerten, was ich natürlich nicht verstehe und zeigt auf den Endbetrag in Höhe von 270 türkische Lira. Ich zücke meine Geldbörse und will die Scheine herausholen, da nimmt er mir den Zettel wieder weg und streicht nochmals eine Position und besteht nun auf 120 Lira (€48,-) , die ich noch auf passende 140 Lira erhöhe. Er strahlt, seine drei Angestellte strahlen und bedanken sich mehrmals. Auch ich bedanke mich für die Hilfe und gute Reparatur. Zum Abschied muss ich acht schmutzige Hände schütteln und bei der Abfahrt winken diese hinter uns her. Leider muss ich nach wenigen Kilometer nochmals zur Werkstatt zurück, da der Transmissionsriemen bei höherer Last quietscht. Doch dieses Problem ist sofort beseitigt.
Ich weiß nicht, was an meiner Lichtmaschine oder Elektrik repariert wurde, Nach dem schweren Gerät zu urteilen, ein Lötkolben mit dem sonst ein Dachdecker Fallrohre lötet, muss es aber etwas massiges gewesen. Wir sind mit dieser Reparatur noch mehr als 3500 km gefahren und erst auf der Rückfahrt stellte sich das Problem in der Nähe von Sophia erneut ein. Hier half der ADAC mit der Organisation von Abschleppwagen und Werkstatt hervorragend und nach einer Übernachtung im Wohnmobil in der Werkstatt konnten wir unsere Rückreise am nächsten Mittag fortsetzen. Die Reparatur kostete 150 TL und hielt leider nur bis Serbien durch. Denn in der Nähe von Novi Sad an einer Tankstelle wieder der Fehler und wieder musste der ADAC mit Abschleppwagen und Werkstatt helfen (durch den Schutzbrief immer ohne Kosten!!). Hier wurde dann eine Original-Austauschlichtmaschine eingebaut und mit dieser fahren wir noch heute.
Eine tolle Geschichte habt ihr da erlebt…
Und phantastische Bilder mitgebracht !
Dank u. Grüße, Romi