Beste Entwicklungsperspektiven für die Donauregion - Wissenschaftler zieht Vergleiche zum Boom-Land Schweiz
In einem nicht unwesentlichen Punkt, den Beschäftigungszahlen, herrschen in den Landkreisen des Schwäbischen Donautals bereits Schweizer Verhältnisse. Insbesondere aber in der Lage zu den drei Metropolen München, Stuttgart und Nürnberg sieht Dr. Roland Scherer, Direktor des Instituts für Regionalforschung an der Universität St. Gallen die größten Parallelen zur Schweiz und damit vergleichbare Entwicklungschancen. Für die beiden Vorsitzenden von Donautal-Aktiv Landrat Leo Schrell und Landrat Hubert Hafner, die zum Vortrag im Rahmen der Mitgliederversammlung des Vereins geladen hatten, ist die Region rund um die Donau bereits heute bestens aufgestellt. Jedoch müsse man die Chancen, die eine solche Lage zwischen den Metropolen bietet mit Hilfe der vorhandenen Mittel konsequent nutzen, um eine ähnlich erfolgreiche Entwicklung wie sie vergleichbare Räume in der Schweiz genommen haben, zu erreichen.
In seinem rund einstündigen Vortrag beeindruckte Dr. Scherer die zahlreichen Zuhörer nicht nur mit klaren wissenschaftlichen Analysen sondern durch eine Fülle von Detailkenntnissen der Verhältnisse vor Ort. Zahlreiche Beratungstätigkeiten für Regionen und Unternehmen, zu denen ihn das Schweizer Hochschulgesetz verpflichtet, geben seinem Institut eine gute Absicherung der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Zur Ausgangslage: Neben den Metropolen Zürich und Bern sowie Genf- Lausanne in denen rund 45% der Bevölkerung leben, ist die Schweiz ein Land der Kleinstädte und Dörfer. In diesen Regionen zwischen den Metropolen leben rund 47% der Schweizer. Und hier tut sich Beachtliches. In den näher zu den Städten gelegenen Gebieten als auch in den peripheren Räumen mit guter Erreichbarkeit, zu denen würde Dr. Scherer das Schwäbische Donautal im Vergleich zählen, wachsen die Bevölkerungszahlen überproportional und damit stärker als in den Metropolen. Aber auch in der wirtschaftlichen Dynamik können diese Regionen den Metropolen durchaus folgen. Seine Prognose: die Räume zwischen den Metropolen werden als Wohn- und Wirtschaftsstandorte eine stark wachsende Bedeutung bekommen. In der Schweiz profitieren diese „Zwischenräume“, die nicht mit dem klassischen strukturschwachen ländlichen Raum gleichzusetzen sind, von der hervorragenden Erreichbarkeit. Pendlerzeiten unter einer Stunde und ein ÖPNV-System, das tagsüber in Gemeinden über 200 Einwohner einen Stundentakt sicherstellt. Hinzukommen örtliche Schulen. So fällt für die Mehrzahl der Schweizer mittlerweile der Wohn- und Arbeitsort vollständig auseinander. Das private und persönliche Umfeld wird zur Konstanten, während der Arbeitsort variabel ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass 47% der Akademiker fünf Jahre nach ihrem Berufsabschluss wieder in ihrem Heimatkanton arbeiten und 70% dort ihren Wohnort, der oft der Geburtsort ist, wählen. Dies gelingt diesen Regionen allerdings nur, weil sie es schaffen, ein eigenständiges Profil zu entwickeln. Dabei setzen die Schweizer nicht allein auf Tradition und Folklore, sondern auch auf eine Modernität auf dem Land. Hierzu zählt Dr. Scherer neben allen zwingenden Infrastruktureinrichtungen eines Wirtschaftsstandortes auch ein hochwertiges Kulturangebot und eine zeitgemäße Außendarstellung und Architektur im öffentlichen wie im unternehmerischen Bereich. Damit werden die Orte in diesen Regionen nicht zu Schlafstätten für Pendler sondern entwickeln eine sogenannte „Residenzielle Ökonomie“. Dies bedeutet verkürzt: Die Menschen verdienen ihr Geld in den Metropolen und geben es auf dem Land aus. „Sie müssen es den Menschen aber auch ermöglichen – mit geschlossen Gaststätten und ohne attraktives, wertschöpfungsorientiertes Freizeitangebot wird es diese Effekte nicht geben“ richtete der Referent einen deutlichen Appell an die anwesenden Kommunalvertreter und Unternehmer. In diesem Bereich haben die ländlichen Regionen einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Metropolen, sie können nicht nur als Wohn- und Wirtschaftsstandort punkten, sondern auch von Kurzurlaubern und Tagesgästen, die ökonomisch oft unterschätzt würden.
In seinem Tätigkeitsbericht der Mitgliederversammlung zeigte der Vorsitzende Landrat Leo Schrell auf, wie Donautal-Aktiv in diesem Kontext wirkt und welche Bedeutung die Arbeit der Teams Regionalentwicklung, Natur & Landschaft sowie Tourismus & Naherholung für die Entwicklung der Region hat. Zahlreiche von Donautal-Aktiv angestoßene und konzipierte Projekte verbessern den Wohnwert, die weichen Faktoren für die Unternehmen und ermöglichen eine Wertschöpfung in der Freizeitwirtschaft. Schrell forderte in diesem Zusammenhang alle Vereinsmitglieder und Gäste dazu auf, aktiv mitzuwirken, den eingeschlagenen Weg der Zusammenarbeit im Schwäbischen Donautal über die Landkreisgrenzen hinweg konsequent und vorbehaltlos fortzusetzen und damit die nicht unerheblichen durch Donautal-Aktiv akquirierten Fördermittel einer nachhaltigen Verwendung in zukunftweisenden Projekten zuzuführen.