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Ich brauche dringend HILFE - Notruf aus Ahrweiler - Teil 2 von 2

04.08.2021: Bruder ruft - Brüder und Freunde kommen!
- ODER - Wenn staatliche Fürsorge/Hilfe kläglich versagt.

Freitag, der 16. Juli 2021 – Organisation: Gegen 13:30 Uhr kam der Anruf aus Ahrweiler. „Ich brauche dringend Hilfe“; und damit begann die Organisation des Hilfseinsatzes.

Zuerst musste ich jedoch meine private Planung für dieses Wochenende stark abändern. Also – statt, wie geplant, Oma und Opa, kann nur die Oma für einige Tage zu den Enkelkindern nach Lehrte fahren. Wer füttert derweil unsere Miezekatze; usw.?

UND - wer kann noch mithelfen? Mein Bruder aus Elze war selbstverständlich dabei.

Nun kamen die Fragen zur Logistik. Woher bekommen wir einen Stromerzeuger, Nasssauger, Schaufeln oder genügend Gummistiefel etc. her? Passen diese Gerätschaften neben der persönlichen Ausstattung auch in mein Fahrzeug?

Fazit: Einen Stromerzeuger konnte mein Bruder aus Elze organisieren. Schaufeln, Spitzhacke, Kuhfuß/Brechstange sowie einen 10 L-Kanister Benzin konnte ich auftreiben. Ferner verstaute ich noch Mineralwasser im Fahrzeug; in Ahrweiler war nach der Flutwelle die gesamte Infrastruktur zusammen gebrochen. Am späten Abend war mein Fahrzeug vollgepackt; die Abfahrt mit Stopp zu Abholung meines Bruders aus Elze war für den Samstagmorgen vorgesehen.

Samstag, der 17. Juli 2021 – Anfahrt: Gegen 8 Uhr brachen wir in Elze auf. Die Route sollte uns wie üblich über die A2 und A1 ins Rheinland führen; jedoch war die A1 zwischen Wermelskirchen und Leverkusen wegen Überflutung oder Erdrutsch gesperrt. Also der Umleitung über die A46, durch Wuppertal folgen; = Superlanger STAU! Irgendwann erreichten wir dann über die A3 und A59 Bonn. Über die A565 und A61 ging‘s weiter zum Dreieck Bad Neuenahr/Ahrweiler, welches wir gegen 13:15 Uhr erreichten. Per Handy informierten wir unseren Bruder in Ahrweiler von unserer baldigen Ankunft. Jedoch, ab Ortseingang Ahrweiler brauchten wir nochmals 45 Minuten bis zum Ziel. Fazit: Sechs statt normal maximal vier Stunden dauerte der Hinweg; dazu die überfüllten Straßen wegen der Autobahnsperrungen um Köln.

In Ahrweiler regelte die Polizei vor dem Niedertor (alte Stadtmauer / Altstadt) den Verkehrsfluss. Sensationstouristen wurden zurückgeschickt; Helfer der befahrbare Weg erläutert.

Ahrweiler, vor der Altstadtmauer war an jenem Tage vollgeparkt von KFZ mit Helfern, welche irgendwelche Gerätschaften aus ihren Fahrzeugen luden. Ich denke mal, diese Helfer am ersten Wochenende nach der Katastrophe haben den Einwohnern, besonders jedoch ihren eigenen Verwandten durch ihre Anwesenheit und Tatkraft viel Mut zu gesprochen; anders als die Verantwortlichen des zuständigen Katastrophenschutzes!

Samstag, der 17. Juli 2021 – Ahrweiler / historische Altstadt: Durch das enge Adenbachtor erreichten wir schließlich gegen 14 Uhr das Haus unseres Bruders im schmalen Sebastianuswall zwischen der Hans-Hammes-Straße und der Jakob-Rausch-Straße. Sofort begann das Ausladen meines Fahrzeugs. Am Vorabend waren schon drei Freunde aus Eldagsen eingetroffen. Sie hatten bereits einige Möbelstücke aus dem Erdgeschoß an den Straßenrand geschafft; sowie per mitgebrachten Stromerzeuger eine zeitweilige Notstromversorgung ermöglicht. Eine Parkmöglichkeit für mein Auto suchte mir meine Schwägerin; irgendwo weit außerhalb der Altstadt. Unser Bruder zeigte uns sodann seinen ersichtlichen Schaden im Erdgeschoß und Keller. Bevor jedoch richtig angepackt wurde, wollte er uns noch die Folgen der Flut in der Stadt zeigen.

Also machte er kurz darauf mit uns eine Altstadtführung entlang des Sebastianus- und Kanonenwall zum Ahrtor. Während der Sebastianuswall bis in Höhe der Jakob-Rausch-Straße bereits vom Schlamm befreit war, nahm dieser stetig auf dem Weg zum Ahrtor zu; Gott lob, – wer Gummistiefel hatte. Auch die Schäden, welche die Flut hinterließ, nahmen größere Ausmaße an, je näher man der Ahr kam. Durchs Ahrtor entlang des verwüsteten Friedhofs erreichten wir die Ahr an der Feuerwache. Hier hatte die Flutwelle am späten 14. Juli die Hälfte der Feuerwache sowie direkt daneben die Straßenbrücke über die Ahr zerstört. Weiter führte uns der Weg ein Stück flussaufwärts entlang der Ahr. Hier hatte die Ahrflut eine massive Grundstücksmauer komplett zerstört. Durchs Ahrtor ging‘s zurück in die Altstadt; über die Schützbahn und Oberhutstraße erreichten wir den Marktplatz und kurz darauf den Sebastianuswall.

Samstag, der 17. Juli 2021 – Ahrweiler / Aufräumarbeiten: In seinem Haus koordinierte mein Bruder unseren Hilfseinsatz. Aus dem Erdgeschoß wurden die unbrauchbaren Möbel sowie zum Teil der Fußboden und die durchnässten Rigipswände entfernt. Noch Brauchbares wurde auf einem kleinen Hof zum Trocknen aufgestellt. Sein Keller wurde mittels Eimern entschlammt; sehr mühselig, da der Keller unter der historischen Altstadtmauer liegt. Der Schlamm sowie der rausgestellte Unrat wurden per kleinen Handwagen zum Sammelplatz an der Jakob-Rausch-Straße gebracht. Da der Sebastianuswall sehr schmal ist, sollte dieser für evtl. Rettungsfahrzeuge frei bleiben. 

Am Nachmittag fuhr dann ein Quad vorbei. Darauf saß ein Obermaat der Bundeswehr, welcher per Megaphon die Bürger auf Hilfsangebote in einer Grundschule hinwies. Beim kurzen Plausch erzählte er, dass er privat aktiv sei und mit Freunden kurzerhand helfen würde. Er wäre nicht offiziell von der BW im Hilfseinsatz. Später hieß es in den Medien, dass er und seine Mitstreiter Querdenker gewesen wären. Fakt ist: Dieser junge Mann und wohl auch seine Freunde haben völlig unbürokratisch und schnell den verzweifelten Bürgern in Ahrweiler geholfen; denn koordinierte staatliche Hilfe konnte ich bei meinem Einsatz bis Montagabend kaum erkennen. Jedoch, es gab auch weitere schnelle und unbürokratische Hilfen. So verschenkte ein Baumarkt am Adenbachtor u. a. Schaufeln, Besen, Gummiabzieher und sogar Tauchpumpen. Letztere nutzten nur, falls ein Stromerzeuger zur Verfügung stand. Ach ja, – bei Spritmangel musste man Kilometer weit zur nächsten funktionierenden Tankstelle laufen. Ferner verteilten Supermarktkette kostenlos Wasser und weitere notwendige Lebensmittel. Auch Bürger, welche vielleicht nicht so schlimm von der Flut betroffen wurden, verteilten in der Altstadt Fleischwurstbrötchen und Suppe.

Am Abend wurde dann im kleinen Hof gegrillt. Es musste ja so viel wie möglich aus der defekten Kühltruhe gegessen werden. Zeitgleich patrouillierte die Polizei auf der Straße. Laut Anwohner wurden gefundene Flutopfer abends abgeholt um die Stimmung nicht eskalieren zu lassen. Am nächsten Morgen haben wir dann erfahren, dass unter anderem ein achtjähriges Kind in der Flut umkam und ihr Leichnam am Vorabend abgeholt wurde.

Sonntag, der 18. Juli 2021 – Ahrweiler / Aufräumarbeiten: Wie am Vortag wurde aufgeräumt. Gegen Mittag fuhren die Freunde aus Eldagsen zurück in die Heimat.

Montag, der 19. Juli 2021 – Ahrweiler / Aufräumarbeiten: Wie an den Vortagen wurde aufgeräumt; und Möbel, welche zum Trocknen draußen im Hof standen, in die oberen Stockwerke geschleppt.

Dienstag, der 20. Juli 2021 – Rückfahrt: Gegen 14 Uhr kamen wir wieder in Elze an. Um 16 Uhr, nach einer Stärkung in Elze war ich wieder in Holtensen.

  • 1. Sebastianuswall - einige der Fluthelfer.
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  • 2. Freiwillige Hilfe - hier kostenlose Suppenverteilung.
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  • 8. Der verwüstete Friedhof; zwischen Ahrtor und Ahr.
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  • 9. Die zerstörte Ahrbrücke neben der Feuerwache.
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  • 11. Die Hälfte der Feuerwache wurde weggespült.
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  • 12. Die Ahrbrücke neben der Feuerwache.
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  • 13. Aus den angeschwemmten Bäumen wird eine Fahne gerettet.
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  • 14. Zerstörte massive Mauer an der Ahr.
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  • 15. Nochmals die zerstörte Ahrbrücke.
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  • 17. Innerhalb der Altstadtmauer; an der Schützbahn.
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  • 18. Kleiner Hof - Noch Brauchbares wurde gerettet und später gesäubert.
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  • 19. Mineralwasser - zur Körperhygiene und Spülung.
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  • 20. Spülkasten im Gästeklo - spülen per Mineralwasser.
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