Nirgendwo (Ingenstans, Lugar nenhum, Nowhere)
Im Rund des Siegesbaums verbrannter Zeit,
aus Scham zur Friedenseiche umgetauft,
sind sechzehn Häuser schmucklos aufgereiht.
Verwaist ist keins, und jeweils rasch verkauft,
was selten Not tut. Kaum einer wird ihn leid,
den Tivoli, dem er sich einmal anvertraut.
Die Eigenheime geben sich die Hand,
seit dreißig Jahren, artig, stumm und taub.
Fenster starren lautlos auf die Wand
des Gegenüber, meist ergraut vom Staub.
Türen atmen Leute ein und aus,
Köpfe werfen Blicke, leben im Abstand,
für diskrete Distanz dankt Mienenstrauß.
Unterm Blätterdach pflegt niemand den Grill,
wo sich draußen einst der Frohsinn sonnte:
Kaum Zusammenhalt, als nach der Kinder
Vogelzug ihn nichts erhalten konnte.
Seither gedeiht Ferne viel geschwinder.
Das Alter bindet dürftig nur und kühl.
Wer Nähe fordert, ist ein Umweltsünder,
erhält für Augenblicke bloß Asyl.
Beim Schnee räumen und Laub bekämpfen
keimt wohl ein zartes Wir-Gefühl noch auf,
erstarrt, sobald die Klinke wieder ruht.
Wer keinen Einblick hat, spricht von wohlauf,
und jeder Kranke schwört, es geht ihm gut.
Was wirklich ist, sieht nur ein Blinder:
Kein Hauch von Tivoli im Blutkreislauf.
Ein wunderbares Gedicht über Erstarrung, Trostlosigkeit und Vereinsamung ...