Amöneburg
04.08.2019
Amöneburg
Der umfangreiche Marburger Universitätsführer des Semesters 1936 / 1937 finanzierte sich u.a. durch Werbung.
Auf Seite 116 können wir in der Größe einer viertel Seite die Werbung von Amöneburg lesen:
Amöneburg
- Die Stadt auf dem Berge.
- Beliebter Ausflugsort.
- Aufstrebende Sommerfrische mit herricher Rund- und Fernsicht, besonders geeignet für Feiern der Studentenschaft
- Schöne Naturanlangen
- Bekannte und preiswerte Verpflegung
- Kurhaus neben dem Schloß
- Billige Pensionen
- Moderne Wannen- und Brausebäder
- Bahn- und Postverbindung.
- 2 Stunden Fußwanderung von Marburg.
80 Jahre später muss ich feststellen, dass sich doch einiges zum Nachteil verändert hat.
Mitte der 1920er Jahre wurde in Deutschland die Wichtigkeit des Fremdenverkehrs sozusagen entdeckt. Schaut man sich in Archiven und Bibliotheken die alten Druckwerke aus den Zeiten von ca. 1925 bis 1939 sowie von ca. 1950 bis ca. 1968 an, so stellt man fest, dass diese sich ganz oder auch nur teilweise (Inserate) dem Thema Fremdenverkehr widmeten. Man wollte eben mit dem Fremdenverkehr einfach, viel, Geld verdienen.
So auch Amöneburg (siehe Inserat); und, das Dorf Amöneburg auf dem Berg schaffte es vor dem WKII die Zielgruppe der Marburger zu gewinnen.
Nach dem WKII war Amöneburg nicht nur das Ausflugsziel der Marburger, sondern mit zunehmender Motorisierung auch das des weitläufigen Umlandes.
Es gab oben auf dem Berg mindestens drei Gaststätten für die Nachmittagszeit mit excellentem Kaffee und Kuchen sowie mindestens eine Stätte für ein ordentliches Frühstück sowie mindestens vier Stätten für das Mitttag- und Abendessen. Dem Besucher von ausserhalb standen etliche Übernachtungsmöflichkeiten zur Verfügung. Auf dem Markplatz fanden das Jahr über verschiedene, das Publikum anziehende, Veranstatungen statt. - Wahrlich ein richtiger kleiner Fremdenverkehrsort.
Nach der Jahrhundertwende traf Amöneburg dasselbe Schiksal wie bereits vielen anderen, sich dem Fremdenverkehr verschriebenen, Orten; es versank ganz langsam, aber unaufhaltsam, in die Bedeutungslosigkeit als Fremdenverkehrsort.
Von all den für den Fremdenverkehr wichtigen Einrichtungen (Essen, Trinken etc.) verblieben lediglich ein Dönerladen, ein Gasthaus für Einheimische, ein Gasthaus für Mittagessen - Abendessen - Kaffee und einfachen Kuchen sowie der Dombäcker.
Die oft gepriesene und bewunderte schöne Aussicht wurde meist sehr gerne im Burg- und Schloßcafe/Schloßgaststätte genossen; aber beide sind dicht. Nur einmal auf dem Rundweg um das Dorf laufen bzw. stolpern und dabei, wenn nicht zugewachsen, in die Ferne blicken macht man eben nur einmal.