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Premiere im Altenburger Heizhaus: "Fürchte dich selbst"

Altenburg. Mit plattgedrückten Gesichtern stehen fünf junge, eingesperrte Menschen hinter einer verspiegelten Scheibe und mutmaßen über die, die sich dahinter verbergen. „Wer ist das? CIA, KGB, RTL?“
Diese düstere Szene spielte sich vergangenen Sonnabend im ausverkauften Heizhaus des Altenburger Landestheaters ab. Das überwiegend junge Publikum sah mit Spannung der Premiere von „Fürchte dich selbst“ entgegen, einem Psycho-Thriller, der aus einer Koproduktion von Theater und Jugendtheater-Welt unter der Regie des Schauspielers Manuel Kressin entstand.
Fünf der acht Schauspieler sind das gesamte Stück lang lediglich hinter einer Glasscheibe zu sehen, einem Bunker – wie sich nach einiger Zeit herausstellt – in dem sie für experimentelle Zwecke festgehalten werden. Drei weitere junge Frauen im Arztkittel betreten in regelmäßigen Abständen das verspiegelte Zimmer, um den Probanden einen Impfstoff zu verpassen, der sie davor bewahren soll, gemeinsam mit der Welt unterzugehen. Ziel des Experimentes ist es, die Psyche eines Menschen zu überfordern und somit zu beweisen, dass man sich einen Mann oder eine Frau bauen kann, wie man will.
Authentisch gespielt, ergeben sich die fünf Probanden ihrem Schicksal. Sie selbst könnten dabei kaum unterschiedlicher sein. Da gibt es die pflichtbewusste und karriereversessene Kostümträgerin, die zitternd im Verließ erwacht und mit Schrecken feststellt, dass ihr Spiegelbild nicht mehr der 65-Jährigen entspricht, die sie glaubte, vorher gewesen zu sein. Ein junger Mann im grünen Hemd schlägt sich mehrmals selbst zu Boden, weil er von der ungewohnten Umgebung überfordert zu sein scheint. Ein Mann im Pyjama, der eigentlich ein geistig zurückgebliebener Siebenjähriger sein soll, eine bieder gekleidete Mutter, die eben jenen Siebenjährigen im Pyjama nicht als ihren Sohn wiedererkennt und schließlich eine sexbesessene junge Frau, die glaubt, ein Mann zu sein, komplettieren den Kreis der Gefangenen.
Gebannt verfolgt das Publikum die zum Teil surrealen Szenen, die die eigentliche Identität und das Bewusstsein eines Menschen infrage stellen. Fünf Säulen, welche im Leben eines jeden Menschen eine Rolle spielen – und von denen jeder der Gefangenen explizit eine Säule verkörpert – werden durch dieses Experiment und das Vorgaukeln einer Scheinwelt zerstört. Der Zuschauer wird unwillkürlich mit den Fragen konfrontiert, worauf man sich im Leben überhaupt verlassen kann, ob man selbst auch so manipulierbar ist wie die Darsteller im Stück und ob das, wovon man glaubte, ein unzerstörbares Fundament im Leben zu sein, möglicherweise einzustürzen droht.
Leider werden nicht all diese Fragen im Stück beantwortet, und als die Zuschauer nach einer knappen Stunde wieder in den lauen Herbstabend entlassen werden, sieht man vor allem eines: nachdenkliche Gesichter.

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