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Motorfasching in Altenburg

Altenburg. Die Gäste des Motor-Faschings am Sonnabend erlebten eine rauschende Party – allerdings erst zu weit vorgerückter Stunde. Denn wo einst halb acht schon fast alle da waren, herrschte am Sonnabend gähnende Leere. Der Motor-Fasching hat sich gewandelt – von der größten Altenburger Narren-Party im Rang eines gesellschaftlichen Ereignisses zu einer kostümierten U-30-Party mit Disko-Atmosphäre.
Dieser Trend hatte sich schon zuvor angedeutet. Der Vorverkauf lief schleppend. Noch am Vorabend wurde der Eintritt um fünf auf zehn Euro gesenkt. Am Ende fanden 1300 Faschingsfreunde den Weg in den Goldenen Pflug, doch eben erst reichlich spät. Dem zollten die Veranstalter auch Rechnung. Denn erst gegen 20.25 Uhr zog die Funkengarde des FC Trebenia in die Halle und läutete den Abend mit einer gehörigen Verzögerung ein. Es folgten Artistiknummern und Showtänze, die aber trotz aller Mühe der Akteure nur wenig Anklang fanden. An den Tischen saß kaum jemand, die wenigen Gäste standen in Grüppchen und meist mit dem Rücken zur Bühne gekehrt im Saal und unterhielten sich. Demzufolge gab es nur müden Applaus. Frank Fache vom Faschingsverein Motor, der durch das Programm führte, hatte Mühe, dem Publikum ein „Motor helau“ abzuringen.
Der Tiefpunkt des Abends wurde erreicht, als Friedlinde aus Sachsen als Alleinunterhalterin versuchte, den Saal in Stimmung oder wenigstens zum Lachen zu bringen. Doch nichts, aber auch gar nichts half. Womöglich sorgte dafür auch die schwache Akustik, aber das kaum wahrnehmbare Klatschen und die spürbare Ignoranz des Publikums sprachen Bände. „Das Programm ist einfach zu lahm“, kommentierte ein als Scheich kostümierter Partygast diesen Teil des Abends.
Mittlerweile war es 22 Uhr, als plötzlich Bewegung in den Saal kam. Dafür sorgten die Backstreet Boys und die Spice Girls. Nun strömten die Gäste, wie von einem Magneten gezogen, in Richtung Tanzfläche, um den besten Platz zu ergattern. Die Arme wurden in die Luft gerissen, aus den Kehlen der bis dahin stummen Zuschauer ertönten Anfeuerungsrufe. Jetzt war sie da, die Stimmung. Nach dem amüsanten Auftritt des Motor-Männerballetts wurde sogar eine Zugabe verlangt und dass auf „Motor“ ein „Helau“ folgt, wussten plötzlich auch alle.
Die längst überfällige Tanzrunde wurde eingeläutet und nun war die gute Laune nicht mehr aufzuhalten. Gegen elf schienen auch alle Indianer, Piraten, Käferchen und Bienchen den Weg in den Pflug gefunden zu haben und trugen ihren Teil zur spät entflammten ausgelassenen Atmosphäre bei.
Ein Höhepunkt des Abends war die traditionelle Kostümprämierung. Dabei überragte ein Sextett alle anderen. Die drei Paare hatten sich als Altenburger Puppenspieler verkleidet, wobei die Damen wie Marionetten wirkten und von den mit Stelzen ausgestatteten, 2,30 Meter großen Herren, geführt wurden. Mit dieser Idee sicherten sie sich den Sieg. Ihren Applaus hatten auch acht Griechen, die mit einem „Euro-Rettungs-Regen-Schirm“, Spendendosen und nur mit Bettlaken bekleidet, für Aufsehen sorgten.
Werner Strasser vom Faschingsverein Motor zeigte sich trotz des nicht mehr zu übersehenden Generationswechsels zufrieden. „Es ist Fakt, dass alteingesessene Faschingsgänger wegbleiben, weil ihnen die Veranstaltung zu jung geworden ist. Für das kommende Jahr müssen wir uns etwas überlegen, wir müssen uns Gedanken machen, wie wir mit dieser Situation umgehen“, kündigte der Party-Macher an.
Verloren hat der Verein sein Stammpublikum dennoch nicht. Ein Großteil davon wird heute Abend zur Rosenmontagsparty in Kosma erwartet.

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