Jemenhilfe bittet um Unterstützung
Die Jemen Kinderhilfe besteht seit 20 Jahren
Im Jahr 2023 jährt sich die Gründung der Jemen Kinderhilfe zum 20. Mal. Wie die Aichacher Vereinsvorsitzende Aenne Rappel in ihrem Jahresbericht mitteilt, waren es zu Beginn acht bedürftige Kinder, die in Taiz in einer kleinen, von der Jemen Kinderhilfe angemieteten Wohnung ein neues Zuhause fanden. Inzwischen unterstützt der gemeinnützige Verein ca. 100 Kinder, 15 Kriegswitwen und acht alte Männer, die sämtlich ihre Famiienmitglieder sowie Haus und Hof verloren haben. Sie alle leben in dem von der Kinderhilfe errichteten Kinderhaus in Taiz. Leiter des Hauses ist Ali Al Sufi, der Sohn des verstorbenen Scheichs Sadeq, dessen Tante Hanan betreut und bekocht die Bewohner.
Wie Aenne Rappel berichtet, kann die Jemenhilfe aufgrund des seit mittlerweile acht Jahren andauernden Bürgerkriegs nach wie vor keine Hilfsgüter in den Jemen bringen. Der Geldtransfer hingegen funktioniere weiterhin unkompliziert und sicher: „Immer, wenn wir eine größere Spendensumme besitzen, überweisen wir sie an unsere Bank in Taiz. Am Ende jeden Monats weise ich die Bank per E-Mail an, davon eine bestimmte Summe auf das Konto unseres Vertrauten Ali Al Sufi zu transferieren.“. Dieser verteile die benötigten Mittel schließlich für das Kinderhaus, den Unterhalt des Jemenhilfe-Krankenhauses in den Bergen von Al Mihlaf sowie das dortige Lebensmittelprojekt für die Ärmsten der Armen.
Neue Geräte für das Jemenhilfe-Krankenhaus
Im Krankenhaus konnten mittlerweile die veralteten, vor mehr als 20 Jahren in gebrauchtem Zustand in Deutschland gesammelten, medizinischen Geräte ausgetauscht werden, berichtet Rappel. Dem ärztlichen Leiter des Krankenhauses, Dr. Arafat Al Sufi, sei es gelungen, die von der Jemenhilfe finanzierten neuen Geräte im weit entfernten Sanaa zu kaufen und trotz der momentan gefährlichen Kriegssituation nach Al Mihlaf bringen zu lassen.
Überlebens-Pakete für 300 hungernde Familien
Wie berichtet, seien im Jemenhilfe-Krankenhaus immer mehr unterernährte Kinder angekommen, denen kaum geholfen werden konnte. Da die meisten Fabriken zerstört seien, könnten die Familienväter nicht mehr arbeiten. Die Resourcen seien aufgebraucht, so dass die Menschen zum Teil bereits Blätter und Rinde von den Bäumen essen müssten, berichtet Rappel. Deshalb finanziere der Verein seit dem vergangenem Jahr monatlich für etwa 300 Familien Überlebens-Pakete mit Mehl, Bohnen, Reis, Zucker und Öl. Mittlerweile habe der Verfall des Eurokurses dazu geführt, dass die Ölration halbiert und die Bohnenration gestrichen werden mussten, so Rappel.
Immer noch sterbe laut UN alle zehn Minuten ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen des Hungers. Ein Schulbesuch sei für viele Kinder unmöglich, so Rappel. Die staatlichen Lehrkräfte bekämen, wenn überhaupt, nur unregelmäßig Gehalt. „Die Lehrer und Professoren unserer Kinder bezahlen wir selbst. Wir tun dies, weil Bildung unverzichtbar ist“, sagt Rappel, „ganz besonders in diesem zerstörten Land.“.
Kein Kriegsende in Sicht
Aus Taiz erreichen die Vorsitzende derzeit besorgniserregende Nachrichten: Nachdem die Regierungspartei die Huthis als Terroristen bezeichnet habe, hätten erneut heftige Kämpfe um die Stadt begonnen. Der UN Beauftragte Hans Goldberg konnte die Huthis nicht noch einmal dahingehend beeinflussen, dass sie wieder zu Verhandlungen bereit sind. „Eigentlich wollten wir in einer kleinen Garage eine Nähwerkstatt für die Frauen aus unserem Haus einrichten.“, hatte Rappel gehofft. Doch ihr Vertrauter Ali lehnte dies jetzt ab, denn Frauen seien in Gefahr, wenn sie die Straße betreten. Es werde vergewaltigt und gemordet, berichte dieser. „Deshalb müssen wir unbedingt so schnell wie möglich den dritten Stock unseres Hauses fertigstellen.“, sagt Rappel.
Durch die wieder aufgeflammten Kämpfe müssten im Jemenhilfe-Bergkrankenhaus in Al Mihlaf viele Verwundete behandelt werden, berichte der Arzt Dr. Arafat Al Sufi. Oft seien es Opfer, die an keiner Kampfhandlung teilgenommen hätten und nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen seien. Zudem würden auch Cholera und Malaria wieder zunehmen. Es kämen viele Kranke zu spät ins Krankenhaus, zum einen, weil die Wege ohne Verkehrsmittel einfach zu weit seien, zum anderen weil sich die Familien oft genieren, um eine kostenlose Behandlung zu bitten. Auch gäbe es kein Benzin für Hausbesuchs-Fahrten durch die Jemenhilfe-Ärzte. So lägen die Kranken oft zu lange ohne Behandlung und Medikamente zu Hause.
Die Spendenbereitschaft lässt nach
Leider mache sich der entsetzliche Krieg in der Ukraine auch beim Spendeneingang bemerkbar, bedauert Rappel. Dennoch ist die rührige Vorsitzende zuversichtlich und baut auf die weitere Unterstützung ihrer Mitglieder und Spender. Auch könne die Jemenhilfe – nach zwei Corona bedingten Ausfällen – in diesem Jahr wieder einen Stand beim Aichacher Christkindlmarkt betreiben, so Rappel. „Wir können immer noch helfen“, sagt sie ihren Unterstützern: „Es ist zwar nur ein Tropfen auf einem sehr heißen Stein, aber einiges Leid werden wir dank Ihrer Spenden lindern.“. Im Namen der Jemenhilfe appelliert die Vorsitzende: „Vergessen Sie die Menschen im Jemen nicht! Helfen Sie uns zu helfen!“. Sie verspreche, dass diese Hilfe auch dort ankommt und unmittelbar wirkt.
Wer für die Hungernden im Jemen spenden möchte, kann dies – gegen Spendenbescheinigung – durch Überweisung auf folgende Konten tun:
Förderverein Aktion Jemenhilfe (Stichwort: Armenhilfe Krankenhaus Al Mihlaf): Augusta-Bank Aichach, IBAN DE23 7209 0000 0005 5821 05.
Jemen Kinderhilfe (Kinderhaus Taiz): Konto Sparkasse Aichach-Schrobenhausen, IBAN DE49 7205 1210 0560 1916 45.