Das Ehrenamt im Fokus: Die Aichacher SPD sagt Danke
Einfach mal Danke sagen. Unter diesem Motto stand auch der diesjährige Neujahresempfang der Aichacher SPD am Freitag, 10. Januar. Traditionell im Kreuzgratgewölbe des Gasthofes Specht begrüßten die Sozialdemokraten gut 90 geladene Gäste, die sich ehrenamtlich um Aichach und ihre Heimat verdient machen. Um Engagement und Einsatz zu würdigen, lädt die Aichacher SPD seit über einem Jahrzehnt immer kurz nach dem Jahreswechsel zu guten Gesprächen und einer deftigen Mahlzeit. Es sei wichtig die erbrachten Leistungen zu feiern, betonte Kristina Kolb-Djoka, die aus stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende den Abend eröffnete. Immerhin gebe es im Ehrenamt immer viel Amt und wenig Ehre. „Durch das Ehrenamt wird eine Demokratie erst lebensfähig“, betonte sie und lobte die Anwesenden: „Was sie leisten, hat öffentliche und gesellschaftliche Bedeutung“.
Zur Demokratie gehöre aber auch Respekt, Anstand und Mitmenschlichkeit, schloss sich Bürgermeister Klaus Habermann in seiner Rede Kolb-Djoka an. Derzeit störe ihn eine Schmutzkampagne in den sozialen Medien, die auch ihn und seine Mitstreiter träfe. „Ich finde das mies, da das einfach eine unreflektierte, unverschämte und respektlose Stimmungsmache ist. Die Motive dieser immer gleichen Täter sind zudem sowas von durchschaubar.“ Habermann sieht vor allem die Anonymität im Netz als Grund für den Tonfall unter der Gürtellinie. „Früher hat man sich wenigstens noch in die Augen schauen müssen“, sagte der Bürgermeister. Doch, so sagte er Achselzuckend, das gehöre wohl inzwischen zum Wahlkampf dazu.
Weniger reden, mehr machen
Doch Wahlkampf sei dann doch mehr als nur Hetze im Netz, sondern könne auch Spaß machen, findet Habermann. Gerade in der aktuellen Situation habe die Aichacher SPD viele gute Argumente auf ihrer Seite. So habe sich die Stadt und die Ortsteile in den vergangenen 24 Jahren toll entwickelt. „Kommunalpolitik, das ist weniger reden und mehr anpacken“, sagte Habermann. „Man muss immer wieder viele Steine aus dem Weg rollen, aber aus denen kann man meist schöne Geh- und Radwege, Straßen und Plätze bauen.“ Als Beispiel dafür nannte er die neugestaltete Obere Vorstadt.
Bei allen Erfolgen geht es der Aichacher SPD aber vor allem um die Zukunft. Man wolle, so Habermann weiter, das angebrochene Jahrzehnt zu goldenen Zwanzigern machen. Um das zu erreichen, sei es wichtig, große Themenblöcke wie Demographie, Digitalisierung und Klimaschutz mit Weitsicht und Augenmaß anzugehen. So sollen in den kommenden Jahren weiter bezahlbarer Wohnraum entstehen, das betreute Wohnen weiter ausgebaut, mit dem neuen Verwaltungsgebäude mehr Bürgernähe geschaffen und durch den Neubau der AWO und der Erweiterung des Spitals neue Optionen für Senioren geschaffen werden.
Den Blick in die weite Welt wagte im Anschluss Karl-Heinz Schindler, der dritte Bürgermeister der Stadt Aichach und Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat. Es falle ihm jedoch zunehmend schwer launisch über den Tellerrand zu blicken, betonte Schindler. Mit einer kurzen Aufzählung von Staatenlenkern begründete er seine Aussage: Trump, Erdogan, Boris Johnson, Victor Orban und den brasilianischen Präsidenten Bolsonaro. Ihnen könne eine mehr oder weniger handlungsunfähige EU immer weniger entgegensetzen. Zeitgleich versage die Staatengemeinschaft auch im Bereich der Flüchtlingshilfe. „Jetzt passiert das Meiste im Mittelmeer. Das ist weit weg und bedeutet weniger Schlagzeilen“, fasste Schindler zusammen. Er findet, die Welt sei generell kälter und egoistischer geworden. „Heute ist man nur noch zufrieden, wenn die eigene Erwartung zu 100 Prozent erfüllt wird. Aber so funktioniert Konsens nicht.“
Auch in Aichach braucht man ein dickes Fell
Als Beispiel dafür nannte er eine Begebenheit aus Aichach: „Jetzt wird gesagt, die Bahnunterführung ist eher weniger für Fahrradfahrer. Also ist das gesamte Bauprojekt gescheitert.“ Kopfschüttelnd machte Schindler auch einen Schwenk zum Klimawandel. „Alle wollen Windenergie. Aber wenn es dann in der eigenen Stadt passiert, gibt es Bürgerproteste und eine weitere Spaltung der Gesellschaft. Auch er selbst bekomme inzwischen E-Mails, auf die ihn selbst 40 Jahre als Lehrer an der Mittelschule nicht vorbereitet hätten, sagte Schindler. „Selbst mit sehr dickem Fell ist man da hin und wieder geschockt.“
Wahlkampf wolle Schindler und auch die SPD an diesem Abend nicht machen, betonte der dritte Bürgermeister. Dafür sei die Institution Neujahrsempfang zu wichtig. Stattdessen bedankte er sich bei allen Anwesenden für die Unterstützung in den vergangenen Jahren und auch das eine oder andere kritische Wort zur richtigen Zeit. Gleichzeitig nahm er die Gäste aber auch in die Pflicht: Gerade im Ehrenamt habe man die Verantwortung, Multiplikator zu sein, sagte Schindler. „Also seien Sie ein Multiplikator. Für Anstand, Respekt und Miteinander. Denn das brauchen wir in diese Zeit dringender als jemals zuvor.“