Neujahrsempfang der Stadt Aichach
Bürgermeister Klaus Habermann plädiert für Optimismus
Am Übergang von einem alten zu einem neuen Jahr wirken viele Menschen nachdenklicher als sonst üblich. Bürgermeister Klaus Habermann begab sich gestern beim 24. Neujahrsempfang in seiner Ansprache auf diese virtuelle Reise, wobei der keineswegs sparte mit skeptischen bis sorgenvollen Aussagen. Am Ende aber schaffte er noch die Kurve und schlug Töne an, die von Zuversicht geprägt waren: "Hoffnung statt Endzeitstimmung tut Not." Er rechne nicht mit einem einfachen Jahr: "Aber natürlich gilt es weiter Optimismus zu wahren."
Zu den Ehrengästen zählte am ersten Tag des Jahres 2024 auch Roland Eichmann, der Bürgermeister der Nachbarstadt Friedberg. Dann erinnerte Habermann an die Sechziger-Jahre mit dem Mauerbau und der ersten Mondlandung, ehe sich der bekennende Fan des 1. FC Nürnberg kurz mit dem Fußball befasste. Böse Zungen würden wegen der Misserfolge bei den Nationalteams von Männern wie Frauen bereits spotten: "Deutschland spielt aktuell so Fußball, wie es regiert wird. Wobei man vielleicht den Fußballern Unrecht tut ... und vielleicht auch unserer Ampelregierung. Denn eine krassere Zeit für eine Regierungsübernahme hätte man vermutlich nicht erwischen können."
Habermann sah den einstigen Klassenprimus Deutschland im freien Fall, etwa bei der Infrastruktur, der Bildung, dem Gesundheitswesen und der Bundeswehr. Dass der Zugverkehr angesichts des Schneefalls vor einigen Wochen zusammenbrach, sei ein Beispiel für das allgemeine Fiasko. Kritisch äußerte sich der Kommunalpolitiker zu den "Großsprechern und Populisten" in den Regierungen, ehe er auf das weite Feld der Bürokratie zu sprechen kam. Da habe man vor kurzem durchaus ernsthaft über die Frage debattiert, ob man im Grubet einen Waldkindergarten oder einen Kindergarten im Wald baue. Dass beim Thema E-Moblität die Menschen im Kongo (Karbon) und in Südamerika (Lithium) ausgebeutet würden, scheine derzeit niemanden zu interessieren.
Als Schwarzseher aber wollte Habermann, der sich mit Fliege und Amtskette am Rednerpult präsentierte, aber nicht erscheinen: "Wir werden die Probleme lösen, wie wir auch die Themen wie Waldsterben, Verschmutzung der Gewässer und Ozonloch angegangen und weitgehend in den Griff bekommen haben." Wichtig erscheint dem Chef der Stadt nicht zuletzt ein "einladender Stadtplatz mit sorgfältig gestalteten Radwegen, Plätzen und Grünflächen".
Herbert Gugler, der katholische Stadtpfarrer, griff einen Satz auf, den man in den vergangenen Stunden bei ungezählten Gelegenheiten zu hören bekam: "Wie schnell die Zeit verrennt." Er riet dazu, den materiellen Unsinn loszulassen und sich stattdessen auf Jesus einzulassen. Harald Baude, sein evangelischer Amtsbruder, nannte Aichach eine "wunderschöne kleine Stadt". Er kommt aus einem Ort in der Oberpfalz, "wo sich alle hassen". Baude referierte kurz über die vielen Facetten der Liebe und ermunterte die Besucher dazu, sich zu erheben und gegenseitig den Friedensgruß zu entbieten.
Nicht nur Klaus Habermann ("zauberhaft und schwungvoll") zeigte sich angetan von den Darbietungen des Musikduos Tom & Flo. Sie schlugen den Bogen zu den 60-er-Jahren, in diesem Stil war am Montag auch die Bühne hergerichtet worden. Und für das leibliche Wohl sorgte der Tavernwirt in Sulzbach. Text und Bilder: Johann Eibl