Steine erinnern an den ersten Corona-Lockdown: Ausstellung im Stadtmuseum
Eine Schülergruppe der Elisabethschule hatte im vergangenen Jahr zur Corona-Zeit Steine mit verschiedensten Motiven gestaltet und diese dann am Griesbacherl ausgelegt, um den Bürgerinnen und Bürgern von Aichach während des ersten Corona-Lockdowns eine Freude zu machen. Diese und noch viele andere Steine (an die 1000 Stück) gehen nun in die Sammlung des Stadtmuseums über. Damit die Steine aber nicht sang- und klanglos im Depot verschwinden, werden sie im Rahmen einer kleinen Ausstellung im Stadtmuseum präsentiert.
Die Lehrerinnen Alice Alshut und Karin Schlicker waren schon im Herbst 2019 auf Facebook auf eine Gruppe gestoßen, die Steine bemalt und dann „ausgewildert“ hat. Diese Idee setzten sie mit ihren Schülern auch in Aichach um, betätigten sich künstlerisch und bemalten und lackierten Steine, die sie dann in der freien Natur verteilten. Das Ziel war es, anderen Menschen eine Freude zu machen. Sie selbst freuten sich allerdings auch, wenn ihnen auf der extra eingerichteten Facebook-Seite „EinStein@facebook“ ein Finder mitteilte, wenn ein Stein gefunden wurde. „Einige Steine sind ganz schön weit rumgekommen“, erzählt Alice Alshut.
In Zeiten von Corona wurden die Regeln dann ein bisschen geändert. Anstatt Steine auszuwildern und mitzunehmen, sollte nun ein Weg angelegt werden. Anstatt also Steine wegzunehmen galt es jetzt, Steine dazu zu legen. Nachdem die Spielplätze gesperrt waren, war es oft nicht so einfach, Kinder für einen Spaziergang zu begeistern, erinnert sich die Lehrerin. Das neue Projekt war aber gleichermaßen für Jung und Alt gedacht. Und wer nicht malen wollte, konnte sich über die Kunstwerke freuen. Auf der Facebook-Seite konnten Bilder und Kommentare zum Steinweg gepostet werden. So entstand ein reger Austausch.
In Aichach gab es im Frühsommer 2020 zwei Steinwege: einmal im Stadtgarten und einmal am Griesbacherl. „Viele Menschen, groß, klein, alt, jung, mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund haben sich gemeinsam Mühe gegeben, um diese Steinwege anzulegen“, freut sich Alice Alshut: „Die Wege waren ein schöner Lichtblick in einer Zeit, in der wir alle sehr angespannt und mehr oder weniger isoliert waren“. Jeder Stein habe dazu beigetragen, in der Coronazeit ein bisschen Farbe und Freude in die Stadt zu bringen. Im Rahmen der Lebenshilfe haben Schüler und Schülerinnen der Elisabethschule, Kinder aus der sonderpädagogischen Tagesstätte, Klienten der TASS und Bewohner und Bewohnerinnen der Wohnstätten den Weg mitgestaltet.
Inspiriert von dieser Aktion wurden in Aichach, aber auch noch in einigen anderen Ortschaften rund um Aichach Steinwege angelegt.
Im Juli 2020 war leider zu beobachten, dass immer mehr Steine kaputt gemacht wurden und die Wege regelmäßig zerstört wurden. Daher entschlossen sich die beiden Initiatorinnen, die Steine zu „retten“. Es sollten alle „Steinmaler“ die Wertschätzung erhalten, die sie verdient haben. Wegwerfen war für sie keine Option.
Nachdem der Schulleiter Klaus Steinhardt sein OK gab, konnte die Steinrettung beginnen. Die Schüler und Schülerinnen aus zwei Klassen der Mittelschulstufe der Elisabethschule waren sehr motiviert und haben wochenlang die Steine gewaschen, restauriert und neu lackiert. Auch ihnen war wichtig, dass die Steine als Erinnerung an eine Zeit, die für alle nicht einfach war, erhalten bleiben. Denn die Aichacher hatten in dieser schwierigen Zeit gezeigt, dass sie kreativ sind und man gemeinsam Wege bauen kann, wenn jeder ein kleines Stück beiträgt.
Nun werden die Steine noch einmal präsentiert. Vom 29. Oktober bis 21. November sind sie im kleinen Sonderausstellungsraum zu den üblichen Öffnungszeiten des Stadtmuseums zu sehen. Egal ob nur bemalt oder mit Sprüchen und Zitaten versehen – die Steine legen Zeugnis ab über eine Zeit, die für alle von uns in dieser Form neu war. Damit sind sie schon jetzt ein wichtiges Zeitzeugnis. Und wer weiß, vielleicht entdeckt der ein oder andere ja auch „seinen Stein“ wieder.