Knauer und Tomaschko besuchen Asylbewerberunterkünfte
Der Zuwachs an Asylbewerbern wird für den Landkreis Aichach-Friedberg auch im kom-menden Jahr ein bestimmendes Thema bleiben. Das Landratsamt hat alle Hände voll zu tun, die meist kurzfristig zugewiesenen Flüchtlinge ordentlich unterzubringen.
Auf der anderen Seite ist das Thema aber auch in München, im Sozialministerium der neuen Ministerin Emilia Müller sowie im Landtag hochaktuell, denn bayernweit hat sich die Zahl der Flüchtlinge innerhalb des letzten Jahres fast verdoppelt. Landrat Christian Knauer lud deshalb den Landtagsabgeordneten Peter Tomaschko ein, sich mit ihm gemeinsam zwei Unterkünfte im Landkreis anzusehen. Simone Losinger, Leiterin des Sachgebiets für „Ausländerwesen“ im Landratsamt führte die beiden und berichtete über den aktuellen Stand im Landkreis.
Fast 300 Flüchtlinge aus unterschiedlichen Ländern leben momentan im Landkreis, mehr als die Hälfte davon kommt aus den Ländern Afghanistan, Pakistan und Nigeria. „Das sind etwa 200 mehr als vor einem Jahr“, erklärt Losinger, beinahe wöchentlich kämen weitere dazu. „Nach jetzigen Prognosen rechnen wir im kommenden Jahr mit einem Anstieg auf rund 500“. In der Gemeinschaftsunterkunft in Unterwittelsbach wohnen derzeit 74 Personen.
Die Besucher wurden dort sehr freundlich empfangen, eine Familie aus Afghanistan lud gar zum Tee ein. Eine von aktuell 14 „dezentralen“ Unterkünften, die der Landkreis aussucht, ausstattet, betreibt und betreut, ist die im Dellerweg in Aichach, mit 18 Bewohnern. Dort gaben zwei Asylbewerber aus dem Irak und Sierra Leone Einblicke in ihre Wohnbereiche und standen für ein Gespräch zur Verfügung.
Der Kontakt zu den Einheimischen sei demnach nicht so einfach. Am ehesten gelinge dies den Flüchtlingen, die von sich aus den Weg in Sportvereine oder eine Kirchengemeinde suchen.
„Ich habe gewusst, dass die Unterkünfte bei uns eher einfach sind“, so der Landrat, „aber das tatsächlich zu erleben, auch wie Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur sich teilweise auf engstem Raum ein Zimmer teilen, ändert schon noch einmal den Blickwinkel auf die Situation der Flüchtlinge“. Wichtig sei, laut Losinger, bei allen Unterkünften im Landkreis der Einsatz von Ehrenamtlichen, die beispielsweise Fahrdienste übernehmen oder einfach mit Besuchen zu einer entspannten Situation beitragen. Ziel sei es, schon bald regelmäßige Deutschkurse für die unterschiedlichen Könnensstufen vor Ort anzubieten.
Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko setzt sich im Landtag für eine Unterstützung der Kommunen beim Thema Asyl ein: „Weitere Erstaufnahmeeinrichtungen und eine verstärkte Sozialberatung könnten die Situation entschärfen“.
Auch spricht sich Tomaschko für eine frühere Erteilung der Arbeitserlaubnisse aus. Damit wären die Flüchtlinge in der Lage ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen und das Klima in den Unterkünften würde sich verbessern. Erst kürzlich hatte Ministerin Müller dem Präsidenten des Bayerischen Landkreistags, Jakob Kreidl, versichert, schnell weitere Plätze in Bayern zu schaffen. Für Landrat Knauer wären leer stehende Kasernen dafür „eine hervorragende Option“.