Für Kolping gab es keine guten oder schlechten Menschen
Kolping-Familie Aichach gedachte des 150. Todestages des großen katholischen Sozialreformers
Am 4. Dezember 1865 war Adolph Kolping (geb. am 8. Dezember 1813), der Gründer des Kopingwerkes gestorben. An diesem Wochenende gedachte nun die Kolping-Familie des 150. Todestages dieser großen katholischen Geistlichen und Sozialreformers mit einem Festgottesdienst und einer „Adventlichen Stunde“ im Pfarrzentrum.
Kolping hatte sich der Handwerksgesellen in seiner Zeit angenommen, für sie „Gesellenhospize“ geschaffen, in denen sie nicht nur wohnen, sondern sich auch religiös, politisch und fachlich weiterbilden konnten. Stadtpfarrer und Kolping-Präses Herbert Gugler erinnerte deshalb in seiner Festpredigt an einen Geistlichen, „der auf das Leben als Ganzes schaute“.
Kolping war selbst Schuhmachergeselle gewesen und hatte während seiner damals üblichen Wanderschaft die oft menschenunwürdigen Lebensbedingungen und Lebensweisen der meisten Handwerksgesellen kennengelernt. Krankheitsbedingt konnte er seinen Beruf nicht weiter ausüben. In dieser Zeit entschied er sich Priester zu werden. Die Sorge um die Handwerksgesellen hatte ihn bis zu seinem Lebensende nie mehr verlassen. Papst Johannes Paul II. sprach ihn aufgrund seines Lebens und seiner Zuwendung zu den Benachteiligten seiner Zeit am 27. Oktober 1991 selig. Heute engagieren sich rund 250.000 Menschen in 2.600 Kolpingfamilien in Deutschland für die Anliegen des Kolpingwerkes.
Auch für die Menschen für heute sei Kolping, so Stadtpfarrer Gugler, ein Vorbild. Kolping habe nie den Rummel oder öffentliche Anerkennung angestrebt. Als Christ und Geistlicher habe er „nie zwischen privat und dienstlich unterschieden“, sondern sei stets bereit gewesen, anderen „im christlichen Geist“ zur Seite zu stehen und sie auf ihrem jeweils eigenen Weg zu stärken. Weil er auf das „Leben als Ganzes“ geschaut habe, sei er „nie ein Fanatiker“ gewesen. Auch habe er jegliches Klassendenken in gute oder schlechte, richtige oder falsche Menschen abgelehnt. Jedes Leben hätte in Kolpings Augen einen Sinn. „Mein Leben ist nicht nur dann etwas wert, wenn ich produktiv bin und viel Geld erwirtschafte. Nein, dort wo ich etwas gerne tue und aus Liebe zum Menschen und damit zu Gott, bin ich dem Auftrag Gottes im Sinne Kolpings ganz nah“, betonte Aichachs Stadtpfarrer.
Wesentliche Voraussetzung für den großen Zuspruch, den Kolping bei den Gesellen gefunden hatte, sei „das Vertrauen“ gewesen, betonte Stadtpfarrer Gugler bei der besinnlichen Adventsfeier der Kolpingfamilie Aichach. „Das Vertrauen ist eines der wertvollsten Geschenke heutzutage. Es kostet nichts, ist aber unendlich wertvoll.“.
Was Adolph Kolping und die Kolpingfamilie ihnen wert ist, das bewiesen Georg Niedermayr und Bruno Rehle. Niedermayr wurde für 65 Jahre, Rehle für 66 Jahre Kolpingtreue geehrt. Danach berichtete Elfriede Grabbert vom großen Jubiläums-Kolpingtag, der Mitte September 2015 in Köln unter dem Motto „Mut tut gut“ stattfand. 15.000 Kolping-Schwestern und -Brüder aus ganz Deutschland hatten daran teilgenommen und zum Abschied eine beeindruckende Messe mit dem Kölner Erzbischof und Kardinal Rainer Maria Woelki in der Lanxess Arena gefeiert.