Jobst Reller: Die Anfänge der evangelischen Militärseelsorge
Evangelische Militärseelsorge in der historischen Betrachtung
Jobst Reller hat ein neues Buch verfasst, in dem er sich den Anfängen der evangelischen Militärseelsorge widmet.
Es gibt Themenfelder in der Geschichte, die so speziell sind, dass man ohne eine gewisse Beziehung und Neigung nicht versucht sein würde, darüber Recherchen zu führen. Jobst Reller ist einer der Historiker, die sich an kleine Randbereiche der deutschen Geschichte heranwagen. „Die Anfänge der evangelischen Militärseelsorge“, im Miles-Verlag in Berlin aufgelegt, ist ein solcher Randbereich. Und dass Reller ihn nicht vollständig ergründen konnte, sagt er einleitend: „Das Gesamtbild dürfte noch viel umfangreicher sein.“
Dabei arbeitet der Verfasser in seinem fundierten, 180-seitigen Werk fundiert mit umfangreicher Fachliteratur und verwendet insgesamt 438 Fußnoten. Sein Buch, in dem er auch auf die Seelsorge vor der Reformation kurz eingeht, unterteilt er in sechs Hauptkapitel:
I. Charismatische und institutionelle Aspekte einer evangelischen Militärseelsorge
II. Martin Luthers Schrift an Assa von Cramm „Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können“
III. Anfänge rechtlicher Institutionalisierung evangelischer Militärseelsorge im lutherischen Schweden, in den Türkenkriegen und im Schmalkaldischen Krieg
IV. Seelsorgerische und ethische Soldatenberatung in der Nachfolge Luthers bei Leonhard Fronsperger
V. Feldprediger in den Hugenotten- und niederländischen Befreiungskriegen unter Moritz von Oranien
VI. Die Musterorganisation evangelischer Militärseelsorge unter Gustav Adolf
Ein 14-seitiges Quellen- und Literaturverzeichnis und ein umfangreiches Personenregister beschließen die Ausführungen.
Eine erste Gesamtdarstellung
Jobst Reller legt hier eine erste Gesamtdarstellung vor, die von den Anfängen in den Bauernkriegen über Martin Luther (1483-1546) und den Schweizer Reformator Huldrych Zwingli (1484-1531), die Kriegsbücher bis zum Militärkirchenrecht Gustav II. Adolfs von Schweden (1594-1632) über den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) reicht. In gesamteuropäischer Perspektive wird auch die Militärseelsorge in Schweden, in den Niederlanden und in Frankreich in den Blick genommen.
Jobst Reller, der 2008 bereits mit einer Lebensbeschreibung des Heidepastors Ludwig Harms in Erscheinung getreten ist und in Munster in der Lüneburger Heide als Militärseelsorger arbeitet, hat mit seinem neuen Werk ein tiefgründiges Werk zur behandelten Materie vorgelegt, das zudem durch einige Bilder aufgehübscht und illustriert wird. Ein Blickfang ist schon allein der kursächsische Hauptmann „Herr Assa von Kramm“, der sich hoch zu Ross, in Rüstung und deutscher Renaissancetracht präsentiert. Assa von Kram (Kramm, Cramm), Feldoberst Friedrichs des Weisen und anderer Fürsten, gestorben 1528 zu Chur in Graubünden, und die an ihn gerichtete Schrift Luthers nehmen in dem anschaulichen und lesenswerten Werk viel Raum ein, dessen Lektüre hiermit ausdrücklich empfohlen wird.
Jobst Reller: Die Anfänge der evangelischen Militärseelsorge, Miles-Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-945861-92-9