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AbL gegen Agrarindustrialisierung Ostniedersachsens

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.
Landesverband Niedersachsen - Pressesprecher :
Eckehard Niemann, Varendorferstr.24, 29553 Bienenbüttel
T: 0151 - 11 20 16 34, Mail: eckehard.niemann@freenet.de

Pressemitteilung

AbL gegen Agrarindustrialisierung Ostniedersachsens

Zum „Widerstand gegen die drohende Agrarindustrialisierung Ostniedersachsens“ ruft die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) auf. Die niedersächsische Landesregierung mache derzeit den Hähnchen-Baronen aus der überfüllten Intensivregion Emsland/Weser-Ems den vorwiegend ackerbaulich genutzte Raum zwischen Northeim und Lüneburg (entlang der A 7) als neue „Ausweichregion“ schmackhaft. Agrar-Staatssekretär Ripke trete sogar als „Vermittler“ auf. Der geplante Bau einer riesigen Hähnchen-Schlachtanlage der „Emsland Geflügel GmbH“ (Rothkötter-Gruppe) in Wietze bei Celle solle nun durch die Anwerbung von 150 Vertragsmästern abgesichert werden. Mit Werbeveranstaltungen aktiv seien auch weitere Agrarindustrie-Gruppen wie Stolle oder Wesjohann-„Wiesenhof“.

Den Verbrauchern, so AbL-Landesvorsitzender Martin Schulz, werde ein Bild von Hähnchen auf der Wiese vorgegaukelt - dabei sei die industrielle Hähnchenmast mit 25 Tieren je Quadratmeter, mit einseitig ausgerichteter Qualzucht und mit vielen leidenden Masttieren den Verbrauchern oder gar Schulklasssen nicht vorzeigbar. Die agrarindustriellen Ställe mit ihren Geruchs- und Staub-Emmissionen provozierten massive Konkflikte und dauerhafte Gräben in den Dörfern und gefährdeten Arbeitsplätze in bäuerlicher Geflügelhaltung, Tourismus und Kurorten, das Image ganzer Regionen und die Werte vieler Immobilien.

Ihren abhängigen Vertragsmästern gäben die Hähnchenkonzerne die Kosten von Küken und Futter vor. Ergänzt durch die Kontrolle über den Preis der Schlachttiere könnten die Konzerne so beliebig den Gewinn und die Rentabilität der Vertragsmäster steuern. Die trügen das Produktionsrisiko und Kosten von 500.00 Euro für einen 40.000er-Stall. Kalkuliert werde derzeit mit 5-6 Cent pro Hähnchen, das bringe bei 7-8 Stall-„Durchgängen“ maximal einen Gewinn von 14.000 bis 19.000 Euro. Die Landwirtschaftskammer weise warnend darauf hin, dass Mäster nur bei bestem Management schwarze Zahlen schreiben – ein Großteil der Landwirte erwirtschafte nicht mal die Kosten. Der EU-Markt ist nach Einschätzung der AbL längst gesättigt, die laufende Investitionswelle werde auch in diesem Sektor rasch zu einem Verfall der Preise führen. Die gedumpten Exporte ruinierten die Landwirte in anderen Ländern.

Parallel zu diesen drohenden Geflügel-Anlagen, so Martin Schulz, stiegen Investoren nun auch massiv in riesige Schweine-Anlagen ein, aktuell zum Beispiel die Klingelhoeller-Gruppe mit Geldanlegern aus der Futtermittel-, Zucht- und Fleischwarenbranche mit einem Stall für 950 Sauen und 23.000 Ferkeln pro Jahr in Wulfsode bei Amelinghausen. Die Privilegierung für das Bauen im Außenbereich der Gemeinden, so Schulz, müsse landwirtschaftlichen Betrieben mit mindestens 50% Futterfläche vorbehalten sein und umweltverträglichen Ställen in Dimensionen unterhalb des Bundes-Immissions-Schutz-Gesetzes.

Unter dem Motto „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ habe sich kürzlich ein bundesweites Bündnis gegen Agrarfabriken gegründet, getragen von BUND, AbL, Nutztier-Schutzverband Provieh, Deutschem Tierschutzbund, dem „Neuland“-Programm für artgerechte Nutztierhaltung, Vertretern aus dem kirchlichen Bereich und mittlerweile 30 Bürgerinitiativen. Die AbL fordert dazu auf, auf Ebene der Landkreise rasch ähnliche Bündnisse zu gründen. Sie ruft die Landwirte dazu auf, bei der verständlichen Suche nach weiteren „Standbeinen“ für ihr Einkommen nicht die Abhängigkeit von der Agrarindustrie zu suchen, sondern aktiv in den Zukunftsmarkt für artgerechte Tierhaltung zu investieren. Dazu seien jetzt dringend öffentliche Programme angesagt.

01.11.2009

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