Kann Vachendorf den Wind auch "anzapfen"? Bürger und Windkraftanlagen
DER PRESSEBERICHT - ungekürzt - unzensiert -
Kann Vachendorf den Wind auch "anzapfen"?
Können die Vachendorfer Bürger die Windkraft als Energiequelle im Ort "anzapfen" und damit auch als Geldquelle nutzen? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Diskussionsveranstaltung des CSU-Ortsverbands Vachendorf im Gasthaus zur Post. Für den CSU-Ortsvorsitzenden Walter Ponath war dabei klar. "Wir sollten einen möglichen finanziellen Nutzen dann nicht großen Kapitalanlegern überlassen." Als Mittel gegen höhere Stromrechnungen riet er zudem, Energie zu sparen, indem nicht benötigte Elektrogeräte abgeschaltet und neue, stromsparende Geräte angeschafft werden.
Wie Vachendorf den Wind "anzapfen" kann, damit befasste sich ein Kurzreferat von Rudolf Grichtmaier. Betreiber von Windkraftanlagen (WKA) müssen seiner Meinung nach die Bürger sein, damit alle hinter dem Projekt stehen und mitmachen können. Dies geschehe durch eine langfristige Anlage mit einer soliden Finanzierung. WKA's müssten 800 Meter Abstand von bewohntem Gebiet (500 Meter im Außenbereich) haben. Nach Erfahrung von von WKA-Betreibern ergebe eine mittlere Windgeschwindigkeit von sechs m/sec. eine Rendite von mindestens acht Prozent des eingesetzten Kapitals. Wegen der Erschließung sollte eine WKA nahe an stabilen und festen Straßen liegen.
In der Gemeinde Vachendorf hat er drei Standorte ausgemacht, die aufgrund der Windanströmung für eine WKA geeignet wären: südwestlich und nordwestlich von Wimpasing sowie westlich von Spielwang (Mühlbach). Alle Standorte haben aber einen Nachteil: sie halten die 800-Meter-Grenze nicht ein.
Volker Seidl erklärte dazu, nach der "Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm" (TA Lärm) seien die 800 bzw. 500 Meter keine Festwerte, sondern lediglich Richtwerte. Die Lärmbelastung dürfe bei Nacht 45 Dezibel bei Vollauslastung der WKA nicht überschreiten. Gemessen werde außen an den Häusern. Ponath sagte, man müsse mögliche Standorte in Vachendorf messen und überprüfen, um dann die Akzeptanz der Bürger zu erreichen. Vielleicht seien auch Kleinwindanlagen bis zehn Meter Höhe eine Option für Vachendorf.
Mit dem Thema Windkraft allgemein befassten sich Georg Huber vom Aktionsbündnis für Bürgerwindräder im Landkreis Traunstein und Dr. Lars Matthes von der Firma Envento Windenergie GmbH in Bergen. Als Vorteile wurden der geringe Flächenverbrauch im Vergleich zu Solarenergie und Biomasse, die hohe Wirtschaftlichkeit genannt. Außerdem sei die Windkraft von Bürgern gut umsetzbar. Die oft genannten Nachteile wie Diskoeffekt, Schatten und Eiswurf seien bei modernen Anlagen kein Problem mehr. Nach einer NABU-Studie sei auch der Vogelschlag kein Problem. Die Tötungsraten von Vögeln und Fledermäusen liege in Deutschland bei maximal 100 000 Tieren pro Jahr. Zum Vergleich: Auf Deutschlands Straßen kommen jährlich rund zehn Millionen und an Freileitungen bis zu 30 Millionen Vögel um. "Jeder Meter Stromautobahn, der mit einer regionalen WKA vermieden wird, ist ein Segen für die Vögel", so Huber. Über das Thema "Schönheit" könne man streiten, aber auch Überlandleitungen seien nicht schön. Bereits bei 5,5 m/sec., was der Windstärke vier entspreche, könne man eine WKA betriebswirtschaftlich betreiben, erklärte Matthes. Bei rauer Oberfläche der Landschaft nehme der Wind im unteren Bereich jedoch ab, außerdem müsse man den Windschatten beachten. Er stellte eine Vertikalwindanlage vor, die sehr viel leiser arbeitet.
Gegen den in der Diskussion vorgebrachten Einwand, dass die Windräder bei Palling ständig stünden, wandte sich Huber. Dies sei eine subjektive Meinung, denn dort seien im ersten Halbjahr 2012 2,7 Millionen kW/h produziert worden. Dies entspreche der Leistung von 270 Zehn-kW-Fotovoltaikanlagen. Als Problem wurde die Speicherung angesprochen. Eine Anlage zur Speicherung von 24 kW/h koste rund 8000 Euro, so Matthes, der kritisch hinzufügte: "Einerseits erzeugen wir erneuerbare Energie, andererseits packen wir uns einen Haufen Blei in den Keller." Die Windenergie wurde mehrfach als Chance für die Landwirtschaft und das Kleingewerbe betrachtet. Neben dem finanziellen Vorteil wurde hervorgehoben, dass eine weiterer Vorteil die regionale Erzeugung sei, ohne den Strom von Norddeutschland nach Bayern bringen zu müssen.
Bjr