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Neue Therapieansätze
Chillen statt Tanzen ‐ Schmerzmittel statt Speed

  • Expertenwissen rund um die
    Suchtbehandlung (v.l.n.r.): Update
    Trauma und Sucht von Prof. Dr.
    med. Ingo Schäfer, Universität
    Hamburg‐Eppendorf | Update
    Opioide von Dr. med. Roman Zakhalev,
    Wahrendorff | RADIUS: Online
    blended treatment für Alkoholabhängige
    in der Postentzugsphase
    von Prof. Dr. med. Martin
    Driessen, Evangelisches Krankenhaus
    Bethel | Begrüßung & Qualifizierte
    Entzugsbehandlung im
    neuen Krankenhaus – Alter Wein
    in neuen Schläuchen? von Prof.
    Dr. Marc Ziegenbein und Dr. Jan
    Thomas Michaelsen, Wahrendorff | ready4life – App‐gestützte Suchtprävention bei jungen Erwachsenen, Merten
    Neumann, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen
  • Foto: Wahrendorff
  • hochgeladen von PR Redaktion

„Wir behandeln zunehmend junge Menschen, die Schmerzmittel wie Tilidin missbräuchlich nutzen, um Entspannung
zu finden“, warnt Dr. Roman Zakhalev, Oberarzt für Abhängigkeitserkrankungen im Wahrendorff
Klinikum, auf dem 1. Wahrendorff‐Medizin‐Symposium in diesem Jahr. Griffen die jungen Erwachsenen in
den Nullerjahren zu leistungssteigernden Amphetaminen und Kokain, so ist der Drogenmix der Wahl heutzutage
ein betäubender: „Chillen statt Tanzen – Schmerzmittel statt Speed. Wir erleben deutlich veränderte
Konsummuster bei opioidhaltigen Substanzen. Das stellt uns als Gesellschaft vor neue Herausforderungen
und fordert von uns Medizinern neue Therapieansätze.“

Wenn Opioid‐Schmerzmittel in der Selbstmedikation und zur Suche nach Wohlbefinden missbraucht werden,
können sie als Einstiegsdroge dienen und Menschen einem höheren Risiko aussetzen, sich an stärkere Opioide
zu gewöhnen. Ähnlich den Entwicklungen in den USA, wo synthetische Opioide wie Fentanyl Heroin verdrängen.
In den USA herrscht ein massives Drogenproblem durch Fentanyl. Das Rauschmittel ist die häufigste
Todesursache bei Menschen zwischen 18 und 49 Jahren. Die Bedeutung von Heroin als Grund für die Inanspruchnahme
einer spezialisierten Drogenbehandlung ist auch in Deutschland zurückgegangen und spielt
eine weniger zentrale Rolle.

Schmerzmittel als Droge: Fentanyl ist etwa 100‐mal stärker als Morphin

Experten warnen vor den Risiken des missbräuchlichen Konsums von opioidhaltigen Substanzen, insbesondere
vor den potenziell lebensbedrohlichen Folgen von synthetischen Opioiden wie Fentanyl. Diese Substanzen
sind deutlich potenter und bergen ein erhebliches Risiko für Überdosierungen und sogar tödliche Nebenwirkungen.
In Deutschland nehmen rund 1,9 Millionen Menschen täglich Schmerzmittel ein. In den vergangenen zehn
Jahren hat sich die Zahl aller Opioid‐Verschreibungen verdoppelt, die Zahl kurzwirksamer Fentanyl‐Präparate
vervierfacht. Nur ein Drittel der Verordnungen entfällt auf Tumorpatienten. Der Missbrauch von Fentanyl
nimmt zu und kann bei mehrwöchiger Einnahme zu körperlicher Abhängigkeit führen. Fentanyl stammt sowohl
aus legaler pharmazeutischer als auch illegaler Produktion. „Schmerzpflaster werden gelutscht und ausgekocht,
um den konzentrierten Wirkstoff zu gewinnen, Pillen werden zerstoßen und dann geschnupft,“ berichtet
Dr. Roman Zakhalev aus seinen Erfahrungen. „Und da der Wirkstoff nicht wie eigentlich in der
Schmerztherapie vorgesehen nach und nach abgegeben wird, sondern sofort wirkt, kann es auch zu Überdosen
kommen. Und richtig gefährlich wird es, wenn die Substanz plötzlich abgesetzt wird.“

Neues Fachkrankenhaus für die Seele bietet Menschen mit Suchterkrankungen individualisierte
Therapie und eine Vielfalt an Angeboten

Das 1. Wahrendorff‐Medizin‐Symposium in diesem Jahr widmete sich ganz dem Thema Sucht und
spannte einen weiten Bogen zur modernen Therapie, von der App‐gestützten Suchtprävention bei jungen
Erwachsenen in der Ausbildung bis hin zu einer nicht auszuschließenden Substitution der älter werdenden
suchtabhängigen Bevölkerung in den Altenheimen. Professor Dr. Marc Ziegenbein, Ärztlicher Direktor,
und Dr. Jan Thomas Michaelsen, Leitender Arzt für Abhängigkeitserkrankungen, begrüßten 150 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer im Klinikum und stellten den Therapiebereich Abhängigkeitserkrankungen vor.
Suchterkrankungen finden bisher zu wenig Beachtung in Bezug auf Trauma‐ oder andere Begleiterkrankungen.
Die Fachexperten forderten, über neue Behandlungsansätze und mehr Durchlässigkeit zwischen
den Behandlungsverfahren nachzudenken. Einen ersten Einblick in neue Verfahren gab es unter anderem
bei einer abschließenden Begehung des neuen Klinikums in Sehnde‐Köthenwald. Das Fachkrankenhaus für
die Seele, das 2023 einen zentralen Neubau bezogen hat, wurde mit dem Fokus auf eine patientenzentrierte
Behandlung konzipiert. Insbesondere Menschen mit Suchterkrankungen profitieren von der tagesstrukturfördernden
Bauweise und einem breiten Spektrum an individualisierten Therapieangeboten,
darunter Ernährung, Kunst, Musik, Sport und Bewegung. Lichttherapie und Klangmassagen runden das
Angebot ab. Die Vielfalt der Angebote bietet den Patienten Verhaltensalternativen zum Suchtmittelgebrauch
und mehr Raum für persönliche Entfaltung.

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