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Mein Glaube

Mein Glaube

von Ignaz Heinrich Freiherr von Wessenberg

Ich glaube, dass die schöne Welt regiere
Ein hoher, weiser, nie begriff‘ner Geist,
Ich glaube, dass Anbetung ihm gebühre,
Doch weiß ich nicht, wie man ihn würdig preist.

Nicht glaub‘ ich, dass der Dogmen blinder Glaube
Dem Höchsten würdige Verehrung sei,
Er bildet uns ja, das Geschöpf im Staube,
Vom Irrtum nicht und nicht von Fehlern frei.

D‘rum glaub‘ ich nicht, dass vor dem Gott der Welten
Des Talmud und des Alkoran
Bekenner weniger als Christen gelten;
Verschieden zwar, doch alle beten an!

Ich glaube nicht, wenn wir vom Irrwahn hören,
Der Christenglaube mache nur allein
Uns selig! wenn die Finsterlinge lehren:
“Verdammt muss der Andersdenker sein!”

Das hat der Weise, der einst seine Lehre
Mit dem Tod besiegelt, nie gelehrt;
Das hat fürwahr - dem Herrlichen sei Ehre -
Kein Jünger je aus seinem Mund gehört!

Er lehrte Schonung, Sanftmut, Duldung üben,
Verfolgung war des Hohen Lehre fern;
Er lehrt‘ ohn‘ Unterschied die Menschen lieben,
Verzieh dem Schwachen und dem Feinde gern.

Ich glaube an des Geistes Auferstehen,
Dass, wenn dereinst das matte Auge bricht,
Geläuterter wir dort uns wiedersehen,
Ich glaub‘ und hoff‘ es! doch ich weiß es nicht.

Dort, glaube ich, werd‘ ich die Sehnsucht stillen,
Die hier das Herz oft foltert und verzehrt,
Die Wahrheit, glaub‘ ich, wird sich dann enthüllen
Dem Geiste dort, dem hier ein Schleier wehrt. –

Ich glaube, dass für dieses Erdenleben,
Glaub‘s zuversichtlich, trotz der Deutlerzunft,
Zwei schöne Güter mir der Herr gegeben,
Das eine Herz, das andere heißt Vernunft.

Die letzt‘re lehrt mich prüfen und entscheiden,
Was ich für Recht und Pflicht erkennen soll,
Laut schlägt das Erst‘re bei des Bruders Freuden,
Nicht minder, wenn er leidet, warm und voll!

So will ich denn mit regem Eifer üben,
Was ich für Wahrheit und für Recht erkannt,
Will brüderlich die Menschen alle lieben,
Am Belt, am Hudson und am Ganges-Strand.

Ihr Leid zu mildern und ihr Wohl zu mehren
Sei jederzeit mein herzlichster Beruf,
Durch Taten glaub‘ ich würdig zu verehren
Den hohen Geist, der mich und sie erschuf.

Und tret‘ ich dann einst aus des Grabes Tiefen
Hin vor des Weltenrichters Angesicht,
So wird er meine Taten strenge prüfen,
Doch meinen Glauben? Nein, das glaub‘ ich nicht!

* 4. November 1774 in Dresden; † 9. August 1860 in Konstanz

Rhömisch-Katholischer Theologe und Aufklärer, Ehrenbürger von Konstanz
Seine Liturgireformen enthielten vieles was schließlich im 2. Vatikanischen Konzil als Richtig erkannt wurde - und wogegen auch heute noch radikal-Katholiken wie die Piusbrüder Sturm laufen.
Auch er wurde, wie so viele vor und nach ihm und bis heute von der Amtskirche verdrängt, verfehmt und verleugnet.
Einen ausführlichen und ausserordentlich interessanten Bericht über sein Wirken und den Kampf für den auf Menschlichkeit, aber gegen starre Dogmen gerichteten Kirchenglauben finden Sie hier:
http://www.wessenberg.at/wessenbergiana/ihw.htm

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6 Kommentare

Ja, das ist schon ein Kreuz mit dem Kreuz. Einige würden natürlich auch die designierte Frau Ministerin gern daran hängen sehen. Aber dann wäre sie ja Märthyrerin... ein echtes Dilemma!
Die ersten Morddrohungen hat sie ja auch schon bekommen. Aber das interessiert nur am Rande, auch daß sie ja grundsätzlich alle religiösen Symbole aus den Schulen verbannen und die auch rechtlich gebotene Trennung von Kirche und Staat wenigstens ansatzweise durchführen wollte. Aber da hat "man" das Kreuz zum Symbol unserer Werteordnung hochstilisiert - welche Werte da vorgelebt worden sind erleben wir ja gerade.

Leider wieder einmal.

Staat und Kirche müssen unbedingt von einander getrennt werden.....
Ich empfinde es als Zumutung wenn Staat und Kirche mir als nicht Gläubigen etwas aufzwingen wollen(oder versuchen?)

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