Das "Ponyteam der Ponygruppe" des Reitverein Thierhaupten 2020
Die Corona-Pandemie trifft besonders Kinder und Jugendliche
Eine wohl nun schon über Monate ungewöhnliche Zeit, die im Reitsport auch beim Reitverein Thierhaupten herrscht, hat den Verein gezwungen alles einzustellen und herunterzufahren, was diese so lebhafte und vielseitige Sportart ausmacht. Turnierveranstaltungen, Meisterschaften, Zuchtschauen, Seminare, Lehrgänge, Kurse, Tagungen und Sitzungen. Sonderveranstaltungen, wie Reitertage für Kinder, auch gesellige Treffen und natürlich der gesamte Reitunterricht für Kinder und Erwachsene musste von heute auf morgen eingestellt werden. Pferdebesitzer müssen auf Hilfe bei der Pferdebetreuung verzichten und auch Reitbeteiligungen waren verboten. Auch Angehörige der Pferdesportler und Besucher auf der Reitanlage waren untersagt worden.
Die Teilnahme der Reitsportler an Wettbewerben war plötzlich überhaupt nicht mehr möglich. Die momentane Lockerung in diesem Bereich ist aufgrund der Auflagen für Vereine nur sehr schwer einzuhalten und auch finanziell schlecht planbar. So warten alle auf bessere Zeiten und können nur hoffen, dass es Wege geben wird, um diese Sportart für alle wieder attraktiv gestalten zu können.
In besonderem Maße traf das Verbot des Reitunterrichts seit März die Kinder und Jugendlichen der Pony- und Inklusionsgruppe. Nachdem auch beim Einzel-Reitunterricht, auch an der Longe, bis heute Abstand gehalten werden muss, dies aber bei Kindern und Anfängern, ob beim Pony/Pferd vorbereiten, beim Longieren oder überhaupt bei Hilfestellungen schwer einzuhalten ist, konnte bisher kein Unterricht angeboten werden. Einige Lockerungen sind nun im Mai vollzogen worden. So kann langsam mit dem Unterricht wieder begonnen werden. Regeln wie Abstand, Desinfektion und Mundschutz werden aber noch länger die Begleiter sein.
Um einen reibungslosen und entspannten Unterricht halten zu können, müssen alle Ponys und Pferde auch neben den Unterrichtszeiten ständig bewegt, gepflegt und dann wieder auf den Unterricht vorbereitet werden. Viele Stunden verbringen die Übungsleiter deshalb noch neben den Unterrichtszeiten bei ihren Pferden. Was die Pferdepflege und Bewegung der Tiere während dieser schwierigen Zeit selbst angeht, mussten sich die Besitzer gemäß Tierschutzgesetz wenigstens darüber keine Sorgen machen.
Die Reitschüler/innen werden beim Ponyprojekt sehr vermisst und die Übungsleiter tun alles um sobald als möglich die Kinder und Jugendlichen wieder glücklich machen zu können. Seit März ist nun auch eine vierte Übungsleiterin mit ihrem Pferd dazugekommen. Projektleiterin Hildegard Steiner freut sich, dass dadurch die lange Warteliste entlastet werden kann.
Neben dem „Sozialen Ponyprojekt“ Kinder mit Pferden stark machen, das 2007 von Hildegard Steiner und Anni Gross ins Leben gerufen wurde, ist seit 2018 unter dem Dach des Ponyprojekts die „Inklusionsgruppe“ aktiv und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Leider kann dieses Jahr eine geplante feierliche Eröffnung nicht stattfinden und muss verschoben werden.
Der Begriff Inklusion ist in aller Munde!
Inklusion ist vielmehr, als „nur“ Kinder mit und ohne Behinderung das gemeinsame Lernen zu ermöglichen, Inklusion ist die Forderung und Formulierung einer Idee nach einem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel. Inklusion funktioniert nur, wenn das absolute Leistungsprinzip überdacht wird und wenn menschliche Werte wieder mehr in den Vordergrund rücken. Dies wurde bereits im Ponyprojekt über die Jahre gelebt. Inklusion heißt: „Jeder Mensch ist anders, alle sollen dabei sein, alle gehören dazu, alle sind wichtig, alle haben die gleichen Rechte. Inklusion braucht Expertinnen und Experten, die genau hinschauen. Inklusion ist für alle wichtig!“
Um dies alles umzusetzen verständigt sich das eingespielte „Ponyteam“, das aktuell aus 4 Übungsleiterinnen besteht ständig auf’s Neue. Gegenseitige Inspiration und Unterstützung bewirkt eine sinnvolle Weiterentwicklung für alle zusammen und jeden Einzelnen. Partizipation entsteht durch gute Zusammenarbeit des Teams, denn bei der Partizipation von Kindern und Jugendlichen geht es um gemeinsames Handeln, Planen und Mitentscheiden im Alltag. Beste Voraussetzungen garantieren einen qualitativ individuell angepassten Unterricht:
Sandra Mayr (Heilpraktikerin & Reittherapeutin) engagiert sich seit 2017 mit ihrem Pferd „Jake“ in der Ponygruppe. Das Schul- und Therapiepferd Jaky: (Rasse Quarter Horse) ist „Western ausgebildet“ und ist Gelände- und schrecksicher. Er hat einen sehr ruhigen und entspannten Charakter, der besonderes für Anfänger und ängstliche Kinder viel Sicherheit gibt. Er kann sich sehr schnell auf unterschiedliche Reiter einstellen und reagiert meist sehr sanft, auch wenn mal ein Bein oder ein Zügel unkontrolliert an seinen Körper kommt. Sein tolles Gespür für die emotionale Lage seines Reiters befähigt ihn individuell zu reagieren. Auch im Gelände begleitet er seinen Reiter sicher und geduldig.
Sabine Brenk (Osteopathie Pferd/Hund) arbeitete bereits als Unterstützung und Urlaubsvertretung oder an Reitertagen, seit 2019 im Ponyprojekt mit. Seit März 2020 gehört sie nun fest dazu und hat sich bei vielen Kindern bereits beliebt gemacht. Ihr Schul- und Therapiepferd „Max“ (Quarter Horse), Western- & Reining ausgebildet, ist geländesicher und ein erfahrenes Turnierpony. Max besticht durch sein ruhiges und offenes Wesen und ist immer interessiert und neugierig. Seine bequemen Gänge sind ideal, um die Bewegung in den verschiedenen Gangarten zu lernen. Er ist ideal auch für größere Kinder. Die neue Kollegin Sabine Brenk hat die Zeit seit März genutzt und bereits eine tiefe Beziehung zu ihrem „Maxi“ aufgebaut, was natürlich eine gute Voraussetzung für den kommenden Unterricht sein wird.
Anni Gross (langjährige Züchterin von Warmblutpferden und Ausbildung), die Mitbegründerin des Ponyprojekts, die Kinder und Jugendliche mit den Ponys Flippi und Robin seit vielen Jahren glücklich macht, ist auch bei kleinen „Wehwechen“ bei den Pferden stets hilfsbereit. Flippi der „Pony-Lausbub“ ist von der Rasse her ein Welsh-Pony. Diese Rasse ist von Haus aus eigenwillig, anspruchsvoll, fordert viel Einfühlungsvermögen und Achtsamkeit. Im klassischen englischen Unterricht in Kombination mit A. Gross ist das aber kein Problem. Er ist süß, flirtet gerne und liebt die Kinder. Robin ebenfalls ein Welsh-Pony ist ähnlich im Charakter. Er ist Chef, wenn er darf und zupft aus Spaß schon mal an seinem Gegenüber. Wenn er seine Bewegung bekommt ist aber auch er ein toller Kamerad und Therapeuth für Reiterkinder.
Hildegard Steiner (Mitbegründerin der Ponygruppe 2007 und Vorsitzende des Vereins) Die passionierte Reiterin ist seit vielen Jahren in der Organisation des Reitsports und Reitunterricht für Kinder im Verein tätig. Der Begriff Empathie im Reitunterricht ist für sie nicht nur ein Wort. Das Ponyprojekt ist ihre Herzensangelegenheit. Kinder und Jugendliche strahlen zu sehen und diese in Kombination mit liebevollen und geliebten Ponys und Pferden zu mehr Selbstbewusstsein, Gefühl und Kraft zu verhelfen ist ihr ein besonderes Anliegen. Die Shetty-Ponydamen Jenny und Scarlett sind bei den Kleinsten wohlbekannt und beliebt. Die kleine Jenny trägt die Allerkleinsten und lässt sie die ersten Versuche machen. Sie verzeit jede unruhige Bewegung und lässt sich durch nichts ablenken. Beim Putzen können es auch schon mal mehrere Kinder sein. Scarlett etwas größer hat mehr Power. Wenn man sie frei laufen lässt, sieht man was in ihr steckt. Sobald aber ein Kind im Sattel sitzt ist sie fürsorglich und hört therapiegerecht ihrer Übungsleiterin aufs Wort. Sie liebt Kinder, flüstert mit ihnen und freut sich über Streicheleinheiten. Glorie die dunkelbraune Bayerische Warmblutstute ist ein Großpferd, wird englisch geritten und hatte bei Turnieren bereits Erfolge. Sie ist eine liebevolle typische Stutendame, kuschelt gerne und will gebeten werden. Reiter/innen die sich bemühen und auf ihren Sitz achten honoriert sie.
Alle Ponys/Pferde und Übungsleiterinnen freuen sich auf ihre Schüler und Schülerinnen. Den Spaß der Kinder am Reiten lernen vorausgesetzt, achten sie auf einen guten, einfühlsamen, individuellen und weiterführenden Unterricht.
Den Pferden auf den Koppeln zuzuschauen verleitet den Betrachter fast an normale Zeiten zu glauben. Leider muss der Verein und alle Reitsportler, im Hinblick auf Unterricht und Veranstaltungen noch etwas Geduld aufbringen.