Zum Totengedenken - „Auf ewig Dein“
Liebe Leserin, lieber Leser,
liebe Trauernde,
sie war zum Ewigkeitssonntag,
dem Evangelischen Allerseelen,
in den Gottesdienst gekommen.
Sie hatte ein Päckchen dabei.
Sehr viel Mühe hatte sich ihr Mann gemacht.
Er wusste:
„Meine Frau mag gerne Tauben, weiße Tauben.“
Und so klebte an dem wunderbar verpackten Päckchen
eine weiße Papiertaube.
Er hatte sie ihr gefaltet.
Unglaublich.
Doch sie war ohne ihren Mann gekommen.
Heute würde sein Name verlesen werden.
Er war groß und stattlich gewesen bis zum Schluss.
Doch dann war er umgefallen wie ein Baum.
Er hatte sich zu sehr über etwas aufgeregt.
Sie fand ihn tot neben seinem Auto liegend.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel
war er gekommen, der Tod.
Schwer war es ihr ums Herz jetzt an diesem Sonntag.
Wir, ihre Kirchengemeinde,
würden der Toten gedenken und
sie der Ewigkeit Gottes anbefehlen.
Jetzt war sie das erste Mal ohne ihren Mann
in diesem Gottesdienst.
Ja, darauf vertraute sie,
dass sie ihn wiedersehen würde,
dass er sie am Ende ihrer Tage auf dieser Erde abholen würde,
wenn ihre letzte Stunde schlagen würde.
Schon bei unserem Beerdigungsgespräch
hingen die Worte des Sehers Johannes in der Luft.
Sie hatte schon gemerkt,
dass er schwächer geworden war,
langsamer, bedächtiger, aber kaum spürbar.
Außenstehende haben es nicht gemerkt,
doch ihn hatte das Altwerden schon sehr geplagt,
ihm Sorgen gemacht.
Nie wollte er jemandem zu Last fallen,
denn stets war er ein Selfmademan.
Er hatte immer alles selber gemacht.
„Ja, ich weiß nicht, Herr Pfarrer.
Einerseits bin ich traurig, dass er nicht mehr da ist.
Andererseits was wäre gewesen,
wenn die Sanitäter ihn doch hätte wiederbeleben können?
Wäre er ein Pflegefall gewesen?
Jetzt hat es mein Mann besser.
Gott hat bei ihm alles neu gemacht.“
Da hatte sie das kleine Päckchen gefunden,
sein letztes Weihnachtspäckchen.
„So früh war mein Mann noch nie dran
mit seinem Weihnachtsgeschenk.
Hatte er etwas geahnt?“
So sagte sie es mir.
Und so saß sie voller Erwartung,
voller Hoffnung im Gedenkgottesdienst für ihren Mann.
Was würde es wohl sein?
Sie wollte es nach dem Gottesdienst öffnen.
Sie blieb bis zum Schluss in der Kirchenbank sitzen,
wartete bis alle gegangen waren.
Mit ganz aufgeregten, aber auch zärtlichen Finger
öffnete sie das Geschenk.
Und schon hörte sie in ihrem Kopf die Worte ihres Mannes:
„Du wirst völlig vergessen, dass Du sie mal hattest.
Dann, wenn Du denkst, Du brauchst sie nicht mehr,
werde ich sie Dir wieder schenken.“
Ja, die goldene Uhr,
die er ihr zur Verlobung geschenkt hatte.
Er hatte sie generalüberholen lassen.
Lange hatte es gedauert,
bis er einen Uhrmachermeister
vom alten Schlage gefunden hatte,
der den denkwürdigen Zeitmesser
wieder in Gang setzen konnte.
Mehrere Federn und Teile mussten
neu nach Maß angefertigt werden.
Eine Automatikuhr mit 11 Edelsteinen als Lager,
damit sie sehr genau läuft.
Edelsteine, unverwüstlich-harte, „ewige“ Steine.
Mit dem Spruch
„Ich überreich Dir eine Paar Edelsteine,
doch Du bist mein wertvollster Edelstein.
Dich werde ich nie vergessen.“
hatte er ihr diese überreicht.
Am Rande war eingraviert:
„Für immer Dein Rudi!“
Ja, mit Tränen in den Augen
legte sie sich ihre Uhr wieder um
und sagte:
„Ja, bis dann in der Ewigkeit,
mein lieber Rudi.“
Ja, da ist unsere Sehnsucht, unsere Hoffnung,
dass wir unsere Verstorbenen, unsere geliebten Menschen,
dereinst wiedersehen werden.
Bis dahin werden wir ihrer gedenken.
Ich wende mich an die schmerzlichst vermissten:
„Geliebte Verstorbene, wir vermissen Euch jetzt sehr.
Vielen Dank für Eure Liebe, für die Zeit mit Euch.
Bestellt dem lieben Gott Grüße von uns,
wenn ihr ihm von Angesicht zu Angesicht begegnet.
Ruht sanft im Frieden unseres Gottes.“
Ihnen liebe Leserin, lieber Leser,
in dieser Trauerzeit
Gottes Geist des Trostes und der Hilfe an die Seite.
Er wische ab Ihre Tränen.
Seien Sie und Ihre Verstorbenen Gott anbefohlen.
In herzlicher Verbundenheit
Ihr Pfarrer Markus Maiwald aus Meitingen
ja,
und nein.
Ein Gefühl der Traurigkeit, des Verlustets
aber nicht mehr verzweifelt.
Das ist Gottes Hand,
dass Verzweiflung
in Form einer liebevollen Erinnerung
übergehen darf.
Ohne Vergessen des Schmerzes