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3. Türchen: Versöhnung ist mehr

Liebe Leserin, lieber Leser,

"Ich weiß es nicht. Habe ich etwas falsch gemacht?"

So brach es aus ihm heraus und fing an zu erzählen wie ein Wasserfall. Die vermeintliche Liebe seines Lebens behandle ihn wie einen Fußabstreifer. Und wenn er sie frage, was los sei, weiche sie aus. Er müsse so werden, wie sie ihn wolle. Das müsse er doch spüren. Dann würde sie wieder nett zu ihm sein. Doch er spürte es nicht. Er wusste nicht, was sie meinte. Er sei eben nicht sensibel genug. Außerdem könne er sich doch in seinem Alter nicht mehr ändern. Es habe doch vorher doch immer gepasst. Warum jetzt auf einmal? Ja, es sei schon immer so gewesen. Doch sie habe immer gedacht, er würde sich noch ändern, aber er habe sich eben überhaupt nicht verändert. Leider. Und so hat er ausgeharrt wegen seines Sohnes, auch wenn es ihm schier das Herz zerrisse. Dann kamen körperliche Symptome dazu. Zuhause lebe er wie auf einem Minenfeld. Stets habe er Angst, einen Fehler zu machen, das falsche Wort zu sagen. Und so sei zu Hause immer kälter, liebloser, unbarmherziger geworden zwischen ihm und seiner Frau.
Zum Schluss sei das Fass übergelaufen. Am Vorabend zu Heiligabend ist ihm dann der Kragen geplatzt und er habe ihr so richtig seine Meinung gesagt. Vorher habe er immer nur runtergeschluckt. Dann habe sie nach außen hin ganz normal mit den Kindern Weihnachten gefeiert. Doch am späten Abend - der Sohn lagen schon im Bett - sagte sie zu ihm:
"Das war es dann wohl."
Und ist grußlos zu Bett gegangen. Genau an diesem Abend habe er seinen Siebensachen gepackt und ist ausgezogen in irgendein Hotel. Er konnte an diesem Heiligabend nicht mehr in seinem Haus verbringen. Die Kälte war zu groß geworden. Er wäre sonst innerlich erfroren.
Kein einziges Mal habe sie sich beim ihm gerührt und gefragt, ob er etwas brauche, wo er jetzt untergekommen sei. Sie habe doch seine Handynummer. Er fühle sich wie ausgestoßen von seinem Sohn. So brach es aus ihm heraus. Ich konnte ihn gar nicht unterbrechen. Er mußte sich das endlich mal von der Seele spreche. Und das tat ihm sehr gut.

Doch jetzt ging erst unser eigentliches Gespräch los. Ich hakte nach und plötzlich bekam er ein Gespür für sich. Am Ende war er schlauer. Er konnte seine Ausgangsfrage für sich beantworten. Ihm war klar, dass er nicht alles falsch gemacht hatte, aber so einiges.
Wir führten mehrere Gespräche über Versöhntsein und Unversöhntsein mit dem eigenen Leben, den Lieben, der Familie, den Freunden und Mitmenschen.
In gewisser Weise hatte die Geschichte (k)ein Happyend. Es führte kein Weg mehr zurück zur Liebe seines Lebens. Die Gefühle waren absolut tot füreinander. Sie hatten zu lange ausgeharrt in einer unversöhnten Lebenslage. Doch jetzt kann er wenigstens wieder sein Sohn sehen. Auch kann er mit seiner Ex wieder ein normales Gespräch führen.
"Wir sind wieder richtig gute Freunde geworden." sagte er mir am nächsten Heiligabend und drückte mir eine Flasche Champagner in die Hand.
"Danke, Herr Pfarrer, für Ihre Zeit, Ihr Ohr und guten Worte. Ich bin jetzt wieder ausgesöhnt mit mir und meinem Leben. Und ich feiere mit meiner Ex und meine Kindern heute wieder Heiligabend, aber eben ganz anders - versöhnter eben." So stand auf der daran hängenden Karte.
Gott sei dank fuhr es mir durch den Kopf.

Vielleicht sind sie ja doch noch zusammengekommen. Ich weiß es nicht, denn ich habe danach die Pfarrstelle gewechselt. Schön fände ich es.

Es ist alles schon sehr lange her, doch es gilt trotzdem:
Dort, wo ich mich versöhnt habe mit meinem Leben, meiner Freizeit und meiner Arbeit, meinen Lieben und meinen Mitschen, dort, wo ich geborgen bin, ist Versöhnung.
Also ist Versöhnung mehr als Frieden stiften, wo Streit war.

Vielleicht habe Sie ja noch weitere Umschreibungen für Versöhnung.
Mich würde es freuen.
Versöhnung ist eben mehr.

Also lassen Sie, liebe Leserin, lieber Leser,
sich versöhnen mit Gott.

Versöhnte Zeiten wünsche ich Ihnen.
Und wenn Sie in einer unversöhnten Lage
sich befinden, wünsche ich Ihnen Wegweiser,
die Ihnen aus dieser Verstrickung heraushelfen.

Machen Sie es gut!
Seien Sie von Gottes guten Mächten
wunderbar geborgen!

Ihr Pfarrer Markus Maiwald

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11 Kommentare

danke, silke ... und ihr anderen natürlich auch.
ich las es gerade und es tat mir gut - danke!

Offen gesagt, habe ich oft den Eindruck, dass Pfarrer/innen viel zu wenig Zuspruch erhalten, obwohl sie doch so viel Leid auf sich nehmen und Menschen sind wir doch alle!!!
Wobei ich nicht bei dir kommentiere um dir zu schmeicheln (das wäre in meinen Augen verlogen) sondern weil ich es aufrichtig meine!
Ich wünsche dir und allen anderen Seelsorgern gerade in dieser Zeit, in der alle Gefühle offen liegen sehr viel Kraft!
Aufrichtige Grüße aus Dillingen - auf schwäbisch gsagt: Bisch scho recht ins Kraut nei ;-))) (das ist leider meine Art ;-) )

Hallo
Deine Beiträge sind eine wunderbare Wohltat.
Immer wieder will ich dazu meine Gedanken verarbeiten

Freude an der Türe
© Brigitte Obermaier, Muenchen, 2009

Die Türe flog auf und voller Lust.
Stürmte ein kleiner Junge hinaus.
Weggeblasen waren trostlose Frust.
Was geschah hinter dieser Türe im Haus.

Überrascht blieben viele stehen.
Diese Jugend hat wirklich viel Elan.
Achtlos konnte keiner vorübergehen.
Es ist der Jugend sprungvoller Plan.

Freude zu schenken.
Bleib stehen mit einem Lächeln.
Es gibt viel darüber Nachzudenken.
Lass Dich diese Freude einfach zufächeln.

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