Perfekt entführt in die Welt des Barock
Vor 40 Jahren wurde sie ihrer Bestimmung übergeben. Im Jahre 1966 wurde die Steinmeyer-Orgel Opus 2160 eingebaut und eingeweiht. Seither leistet sie der Gemeinde treue Dienste. Vor allem seit ihrer Generalüberholung, d.h. einem Ausbau aller Orgelpfeifen, deren Reinigung, der Neubelederung der Ventilklappen und der Renovierung des Orgelprospektes, der Reinigung und farblichen Fassung des Gehäuses, im Sommer 2002 ist sie wieder perfekt in Schuß. Dieses besondere Orgeljubiläum wollte die Evangelisch-Lutherische Johannesgemeinde nicht einfach sang- und klanglos an sich vorüberziehen lassen. Doch fast wäre es auch passiert, wenn Herr Peter Meier, seit 40 Jahren Organist für die Meitinger Evangelische Kirche, sich nicht bei Pfarrer Markus Maiwald gemeldet hätte. Natürlich hätte man sich von auswärts einen Organisten einladen können, doch Herr Markus Kiendl, im Hauptberuf Diplom-Informatiker, aber in der Freizeit ein leidenschaftlicher Musiker und begnadeter Organist erwies sich als die beste Wahl für den besonderen Abend des Orgeljubiläums. Es zeigte sich, dass er mit dieser Orgel, deren besonderen Möglichkeiten und der Akustik der Johanneskirche bestens vertraut ist. Kein Wunder, denn seit Jahren erfreut er die Gemeinde bei den Sonntagsgottesdienstes mit seinem Orgelspiel. Seine Repertoireauswahl stellte sich als genau richtig. Nach der Begrüßung des Künstlers durch den Gemeindepfarrer wurde das zahlreich erschiene Publikum in die Welt des Barocks entführt. Zunächst begann es scheinbar ganz einfach und sanft mit dem Präludium und der Fuge F-Dur von Nikolaus Bruhns. Doch in so große Tiefen steigt die Orgel selten im normalen Sonntagsgottesdienst. Zunächst ertönt die Melodie in leichter Höhe und wird dann in der Tiefe fortgesetzt, die typische Kontrapunktik des frühen Barock. Unverkennbar geht mit einer späteren Zeit weiter, dem klassischen Barock. Und das heißt Johann Sebastian Bach. Damit sich das Publikum an diese ganz andere Klangqualität gewöhnt, ertönt das Choralvorspiel “Wir glauben alĺan einen Gott, Vater” (BWV 740). Contrapunctus I aus der Kunst der Fuge schloß sich an. Dann wurde es ein wenig romantisch mit Felix Mendelssohn-Bartholdy mit dem Päludium II in G-Dur, eine leichte, bezaubernde Melodie wie ein Spaziergang durch den Frühlingswald. Forsch daher marschierend schloß sich vom selben Komponisten “Andante alla marcia” in B-Dur an - eine Musik, die dem Hörer den Horizont öffnet und in die Weite führt. Dann ging es wieder zurück in der Welt des Barocks mit dem Bach́schen Choralvorspiel “Wachet auf, ruft uns die Stimme”. Die bekannte Melodie erklang in vielfachen Variationen und Klangschattierungen. Daran schloß sich das erste Meisterstück für Instrument und Akteuran, das Präludium und die Fuge in C-Moll, abermals Bach. Beinah überirdisch ist diese Musik, die aus dem irdische Jammertal entführt in die Ewigkeit. Man schwebt ins himmlische Jerusalem. Bei diesem schwierigen Stück brillierte Herr Markus Kiendl durch unglaubliche Geläufigkeit und starke Akzentuierung. Zur Entspannung folgten jetzt aus den 30 kleinen Choralvorspielen von Max Reger die Stücke “Ein’ feste Burg ist unser Gott”, “Jesus, meine Zuversicht” und “Was mein Gott will, das g’scheh allzeit”, wieder eine ganz bekannte Melodie in völlig neuem Gewande. Ganz andere Töne werden diesem sonst zur Begleitung benutzten Instrument entlockt. Die Besucher sind von der Klangfülle des Instruments überrascht. Den absoluten Höhepunkt und Rausschmeißer bildet abermals Bach mit der Präludium Fuge C-Dur. Im perfekten Vortrage hat der Künstler das Beste aus diesem wunderbaren Instrument herausgeholt. In keinster Weise merkte man diesem Instrument sein Alter an. “Markus Kiendl gelangen überraschende Wendungen. Man glaubt es kaum”, so der ebenfalls anwesende Orgelsachverständige der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern Heinz Dannenbauer. Die Entführung ins Barocks lohnten sie dem Akteur mit stehende Ovationen. Befriedigt und beseelt durch das breite, unwahrscheinlich farbige und klare Programm machten sich die Konzertbesucher auf dem Weg nach Hause und sind gespannt auf die nächste geistliche Abendmusik in der Johanneskirche.
es war ein wunderbarer abend