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Der Main-Ohm-Express

  • Der Zug ist in Kirchhain angekommen, aber der Lokführer hat das Fahrtziel noch nicht umgestellt (14.7.2008)
  • hochgeladen von Sören-Helge Zaschke

Züge auf der Main-Weser-Bahn haben als Fahrtziele meist große Bahnhöfe wie Frankfurt, Friedberg, Gießen, Marburg, Treysa oder Kassel. Seit dem 11. Dezember 2006 gibt es sogar einen Zug, dessen Endstation Kirchhain ist.

Was heute als Besonderheit gilt, war früher einmal nichts Außergewöhnliches: Kirchhain war einmal ein richtiger Eisenbahnknoten gewesen, und dadurch gehörten in Kirchhain beginnende oder endende Züge zum normalen Bahnbetrieb. In Kirchhain zweigten zwei Bahnstrecken von der Main-Weser-Bahn ab: Nach Norden verlief die Wohratal- / Kellerwaldbahn, die über Orte wie Rauschenberg, Gemünden und Gilserberg bis nach Zimmersrode führte, wo sie wieder in die Main-Weser-Bahn einmündete. Nach Süden hingegen führte die Ohmtalbahn, welche Halte in Amöneburg, Schweinsberg und Homberg an der Ohm hatte und am Bahnhof Burg- und Niedergemünden in die Bahnstrecke zwischen Gießen und Fulda mündete.
Am 28. Mai 1972 wurde der Personenverkehr auf der Wohratalbahn eingestellt, anfang der achtziger Jahre auch der Güterverkehr. Danach wurde sie abgebaut, und selbst der markante Viadukt am Ortseingang von Rauschenberg ist inzwischen verschwunden. In der Nähe von Himmelsberg wurden zwei Gleisstücke zum Gedenken auf den ehemaligen Bahndamm gelegt, wobei die Gleise mit Betonschwellen nicht zu der früheren Nebenbahn passen.
Die Ohmtalbahn hingegen hatte mehr Glück: Regulären Personenverkehr gab es bis zum 31. Mai 1980, und sie wird immer noch für Schottertransporte zwischen Kirchhain und dem Steinbruch Niederofleiden genutzt. Im Jahre 2000 wurden die Gleise auf dem Rest der Strecke abgebaut. Gelegentlich verkehrte noch der eine oder andere Sonderzug auf dem verbliebenen Streckenabschnitt.

Für etliche Jahre war Kirchhain im Personenverkehr nur Durchgangsbahnhof: Züge fuhren ohne oder mit kurzem Halt durch die frühere Kreisstadt im Ohmtal. Als Ende 2006 dann der Mittelhessen-Express eingeführt wurde, wurden fast alle der bisherigen RegionalBahnen gestrichen und um eine halbe Stunde versetzt dafür die neuen Züge eingesetzt. Die nahe acht Uhr in Kirchhain haltenden Züge verblieben im Fahrplan - aber nur noch auf dem Streckenabschnitt Gießen - Kirchhain.
Für viele Monate nach diesem Fahrplanwechsel war es jedoch schwierig, einen Zug mit Fahrtziel "Kirchhain (Bz Kassel)" zu erblicken. Wahrscheinlich konnten die Lokführer die Anzeige nicht auf dieses selten gebrauchte Fahrtziel umschalten. Auf der Fahrt nach Kirchhain war die Anzeige dann leer, während auf der anschließenden Rückfahrt Richtung Gießen das Fahrtziel richtig angezeigt wurde.
Der Zug nach Kirchhain startet schätzungsweise um 5:52 am Frankfurter Hautbahnhof und sollte gegen 6:32 Gießen erreichen. Auf diesem Streckenabschnitt verkehrt er als Leerfahrt und erscheint daher nicht im Fahrplan. Manchmal zeigt er schon unterwegs das Fahrtziel Kirchhain an, aber häufiger ist die Anzeige leer oder zeigt "Nicht einsteigen". Gesehen wurde er auch schon zweimal mit "Saalfeld (Saale)" - möglicherweise stammte der Lokführer aus diesem Ort.
Seit dem Fahrplanwechsel Ende 2010 findet die Leerfahrt nach Gießen einige Minuten später statt. Ein FLIRT der Hessischen Landesbahn vekrhert nun auf der ursprünglichen Trasse, welcher um 6:15 Uhr in Friedberg abfährt und in Bad Nauheim und Butzbach hält. Es kommt häufig vor, dass der Zug nach Kirchhain am Signal vor dem Friedberger Bahnhof auf Einfahrt warten muss.

Offiziell startet der Zug um 7:09 Uhr in Gießen als RegionalBahn 25052. Um 7:55 Uhr soll er in Kirchhain an dem sonst nicht mehr genutzten Gleis 5 ankommen. Dem Lokführer bleibt nicht viel Zeit, um den Zug für die Rückfahrt bereit zu machen und zu der vier Wagen ziehenden Lok am anderen Ende des Zuges zu gehen, denn bereits um 8:05 soll er zurück nach Gießen fahren. Um Zeit zu sparen, schaltet der Lokführer meist schon zwischen Anzefahr und Kirchhain die Fahrtzielanzeige auf "Gießen" um.

Für die Fahrt von Kirchhain nach Marburg ist dieser Zug eine gute Erweiterung des Fahrplanangebots. In der Gegenrichtung wird er weniger stark genutzt. Deutlich größere Nutzerzahlen ließen sich erreichen, wenn dieser Zug nicht nur bis Kirchhain, sondern bis Stadtallendorf fahren würde. Dann bliebe dem Lokführer aber keine Zeit für den Fahrtrichtungswechsel mehr. Es würde jedoch Sinn machen, einige Halte an schwach genutzten Stationen auszulassen und dafür bis Stadtallendorf fahren. Weiterhin gibt es nachmittags mehrere RegionalBahnen, die zwischen Gießen und Marburg verkehren. Auch bei diesen wäre eine Ausdehnung des Umlaufs mindestens bis Kirchhain wünschenswert, um Pendlern in der Hauptverkehrszeit ein angemessenes Angebot bieten zu können.

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Video: Einfahrt in Kirchhain

  • Der Zug ist in Kirchhain angekommen, aber der Lokführer hat das Fahrtziel noch nicht umgestellt (14.7.2008)
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  • Fahrtziel Kirchhain auf der Anzeigetafel in Marburg (11.12.2006)
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  • Der Wagen hinter der Lok enthält noch die alten Gepäckablagen (11.12.2006)
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  • Bis auf die Sitzbezüge ist dieser Wagen im Originalzustand. (8.12.2006 in Friedberg)
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  • Bild 6 / 15
  • Der sich im Nebel nähernde Zug zeigt schon das Fahrtziel Gießen an (24.4.2009)
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