Lebendige Tradition in Pfaffenhofen an der Ilm (1 Teil)

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Diesmal erlebte der CSU Stammtisch Friedberg einen Vortrag besonderer Art. Es gabe einen Busausflug in das traditionsbewusste Haus des Lenzelters und Wachsziehers Hipp in Pfaffenhofen. Unscheinbar steht dieses alte Lebzelterhaus zwischen die Patrizierhäuser am Rathausplatz in Pfaffenhofen. Überrascht war man darum von dem großzügigen Verkaufsraum, das stimmungsvolle Café im Obergeschoss und natürlich vom hochinteressanten Museum.
Darin durften die Friedberger nun die spannenden informativen Anfänge der Firma Hipp erfahren, die spannender Weise sogar ein Teil aus Friedberg beinhaltete. Es freute Hans Hipp sichtlichden Friedbergern zu erzählen, das ein Lebzelter aus der Lebzelter-Dynastie Friedberg von der Witwe des letzten Lebzelters, dessen Geschäft erwarb und nach Pfaffenhof zog. Doch auch dieser Betrieb suchte 1897 einen neuen Nachfolger und Joseph Hipp, der bei Seidl diesen schönen Beruf gelernt und ausgeübt hat, übernahm nun das Geschäft und bis heute blieb es in der Familie Hipp.
Es gab Berufe, die inzwischen ausgestorben und deren Tätigkeiten und Lebensumstände heute vergessen sind. Einer davon ist der Lebzelter, erzählte Hans Hipp und den wenigsten ist er noch ein Begriff. Bei seinem Vater lernte er einst Lebküchner, Metsieder und Wachszieher und stellte Gebildgebäck, Honiglebkuchen, Met und Kerzen her.
"Der Lebzelter war früher das, was heute der Baumarkt ist", scherzt Inhaber Hans Hipp, "nämlich der meist besuchte Betrieb einer Stadt". Drei Rechte ergaben sich aus der Zunftordnung. Nur der gelernte Lebzelter besaß das Recht, die Produkte der Biene, also Honig und Wachs, weiter zu verarbeiten und mit Honig gesüßte Lebzelten, Wachsprodukte sowie Honigwein zu verkaufen. Heute bietet Hipp im gleichnamigen Café immer noch mit Honig hergestellte Süßwaren und Wachsartikel an - wie seine Vorfahren und deren Vorgänger.
Honig war früher ein wichtiger Bestandteil von Lebkuchen. Lebzelter gab es nur in den Städten und hatten damit das Recht, Met sieden und zu verkaufen, Lebkuchen zu backen sowie Kerzen zu gießen oder zu ziehen und im eigenen Ladengeschäften verkauft. Die Lebzelterei war aufgrund des damals noch hohen Handelswertes des Honigs ein einträgliches Gewerbe.
Mit dem Siegeszug des von Bienenwachs durch Paraffin und von Honig durch Rübenzucker wurde der Lebzelterei allmählich die wirtschaftliche Grundlage entzogen. Aus den Lebzeltern entwickelten sich die Zuckerbäcker und später die Konditoren.
Mindestens 400 Jahre weit reicht die Tradition der Lebzelterei und Wachszieherei am Hauptplatz 6 in Pfaffenhofen zurück, beginnend mit der Eheschließung des Lebzelters Thomas Riederauer mit einer Bäckerstochter.
Hans Hipp brachte in seinem lebhaften Vortrag auch immer wieder Redewendungen an, die auch heute noch im Sprachgebrauch sind. So fragten die Eltern ihre "Hast du's nun gefressen?" wenn sie wissen wollten, ob alles verstanden wurde. Es war nämlich Brauch, Kindern den Schulanfang mit einer Buchstabentafel des Lebzelters zu versüßen. Die Lebzelten waren steinhart, bestanden nur aus Mehl, Honig und Gewürzen,. Deshalb waren die Zelten auch hart genug, um Figuren damit darzustellen. Vom AbcTaferl biss das Kind Stück für Stück ab, bis es das Alphabet im wahrsten Sinne des Wortes gefressen hatte.
Oder sollte ein Mann zu schüchtern gewesen sein, ging er zum Lebzelter und kaufte ein gebackenes Liebespaar um es seiner Angebeteten zu schenken. Damit war alles gesagt und biss sie dann ein Stück ab, zeugte es davon, dass sie ihn zum Fressen gern hatte.
Im Gegensatz zu den heute hatten Lebzelten immer Saison und es gab viele Gründe Lebzelten zu kaufen.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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