Viel Farbe am Tag der offenen Tür - Der Kuppelsaal der Stadthalle Hannover ist modernisiert worden
Viele Menschen aus dem Großraum Hannover kennen den Kuppelsaal am Stadthallengarten. So manches Konzert haben sie in diesem eindrucksvollen Saal erlebt, dem größten Konzertsaal Deutschlands für klassische Musik. Viele Male war ich auch selber dort, und an jedes Konzert erinnere ich mich nur allzu gern zurück, egal ob es ein klassisches war, der Auftritt irgendeines Weltstars oder der einer bekannten Popgruppe.
Das erste Mal betrat ich den Kuppelsaal in den sechziger Jahren. Mit der Schulklasse war ich dort, und wir Schüler waren sehr beeindruckt von der Größe dieses weiten Rundes mit den hochstrebenden Rängen und den vielen Säulen. Peter und der Wolf wurde gespielt, und auch die Moldau, die wir im Musikunterricht durchgenommen hatten. Gerade diese beiden Stücke eignen sich dazu, Jugendliche an die klassische Musik heranzuführen, das Interesse daran zu wecken. Bei mir hat es jedenfalls funktioniert. Doch natürlich hört man in jungen Jahren in erster Linie andere Musik. Und so war ich manches Mal zur Stelle, wenn Sänger oder Gruppen auftraten, deren Platten ich immer wieder hörte, die ich damals, und so manche auch heute noch, verehrte. So zum Beispiel Harry Belafonte, Johnny Cash, Sammy Davis Jr., Udo Jürgens oder die Gruppen Les Humphries Singers, Middle oft he Road oder Barcley James Harvest. Diese und andere waren unvergessliche Konzerte.
Doch aus heutiger Sicht gab es bis zur jetzigen Erneuerung einen Nachteil, auch wenn wir es damals bei den musikalischen Events nicht wahrgenommen haben, da wir mit den schwarzen Acrylscheiben noch nicht verwöhnt waren und es auch nicht besser kannten. Doch heute im Zeitalter der digitalen Töne passte es einfach nicht mehr. Mit der Akustik stand es im Kuppelsaal nicht zum Besten. Grund genug dafür, ihn nun endlich auf den neusten Stand der Sound-Technik zu bringen und ihn auch optisch aufzupeppen.
Im Jahr 1914, noch zur Kaiserzeit und kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wurde die neuerbaute Stadthalle mit der 9. Symphonie von Beethoven eingeweiht. Der runde Saal mit der 60 Meter hohen Kuppel war dem römischen Pantheon nachempfunden. Allerdings hat man an den Innenwänden auf Götterfiguren, bis auf eine einzige, die Lichtgöttin, verzichtet und hat stattdessen die Tierkreiszeichen aus vergoldetem Stuck an den Wänden angebracht. Ein runder Raum ist zwar für die Akustik ungünstiger, doch das war wohl damals zweitrangig. Es musste damit repräsentiert werden, und das war mit dem größten klassischen Konzertsaal Deutschlands, in dem 3600 Besucher Platz fanden, gelungen.
Der weite, runde Saal lässt schon ein wenig an eine Zirkusarena denken, und es fanden einst neben klassischen Konzerten darin tatsächlich auch Zirkusveranstaltungen statt. Heute ist es kaum vorstellbar, dass an diesem Ort Elefanten ihre Kunststücke aufführten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadthalle stark beschädigt. Nachdem 1946 das Bundesland Niedersachsen gegründet wurde, tagte dort von 1946 bis 1962 das Parlament, bevor es in das Leineschloss umzog. 1962 dann auch das Jahr, in dem der Kuppelsaal restauriert wurde und das Aussehen hatte, wie wir es bis vor Kurzem kannten. So mit dem dunklen Holz, was dem damaligen Zeitgeschmack entsprach und der riesigen „Kartoffel“ über der Bühne, einem Klangkörper, der die Akustik verbessern sollte. Doch immer wieder in der heutigen Zeit beklagten Musiker und Fachpublikum, dass die Akustik zu wünschen übrig ließ. Und so spielte Hannovers Konzertsaal schon längst nicht mehr in der ersten Liga. Das sollte anders werden, und nun ist es in die Tat umgesetzt worden. Für sieben Millionen Euro wurde der Saal restauriert, modernisiert und die Akustik auf den neusten Stand der Sound-Technik gebracht. Dafür war die Firma Sennheiser verantwortlich, die sich auf diesem Gebiet weltweit einen Namen gemacht hat.
Und wie das ganze Vorhaben gelungen ist, davon konnten sich am Wochenende beim Tag der offenen Tür interessierte Hannoveraner ein Bild machen. Etwa 10.000 Besucher strömten an den beiden Tagen in den neuen Kuppelsaal, und wohl alle waren beeindruckt.
Das weite Rund ist heller und freundlicher geworden. Die neuen Sitze mit den blauen Polstern sind nun bequem. Und die große „Kartoffel“ über der Bühne – diese kann auf die unterste Ebene versenkt werden - ist kleineren, formschöneren Tonsegeln aus leichtem Fieberglas gewichen. An den Wänden über dem oberen Rang sieht man die mit Blattgold verzierten Tierkreiszeichen und als Prunkstück die Lichtgöttin. Diese Figuren waren nach der Restaurierung vor über einem halben Jahrhundert hinter der Wandverkleidung verschwunden. Noch eindrucksvoller wird der Anblick, als die neue Lichttechnik vorgeführt wird. Sie sorgt für unterschiedlichste Stimmungen. Und natürlich ertönt neben den Erläuterungen von Neue Presse-Moderator Christoph Dannowski und Congress Centrum-Direktor Joachim König auch Musik, nun in allerbestem Sound. So auch die bekannten Takte von Richard Strauss Meisterwerk "Also sprach Zarathustra", die wir automatisch mit Stanley Kubricks Film "Odyssee 2000" in Verbindung bringen. Eindrucksvoll! Die Akustikexperten haben es tatsächlich geschafft, aus dem runden Saal akustisch einen "eckigen" zu machen. Und für Hörgeschädigte gibt es jetzt 500 spezielle Plätze.
Akustisch und optisch spielt Hannover mit dem Kuppelsaal nun in der Champions League der großen Konzerthäuser für klassische Musik, wie es Oberbürgermeister Schostok ausdrückte. Und viele Experten meinen sogar, dass es keinen schöneren gibt. Wir Bürger konnten uns am Wochenende davon überzeugen und werden in Zukunft vielleicht den einen oder anderen Event in dieser eindrucksvollen Atmosphäre erleben.
Siehe auch: Der Stadthallengarten
Der Saal ist richtig schön geworden. Die Lichteffekte sind ein besonderer Clou.