Tirol erleben - In Innsbruck am Inn
Zwischen zwei Wochen "Südtirol erleben" im Meraner Land und unserer Rückreise in unsere norddeutsche Heimat machen wir für drei Tage Station in Innsbruck, der Landeshauptstadt Tirols im Inntal, der viertgrößten Stadt Österreichs. Unser Quartier befindet sich mitten im Herzen der Altstadt im Gasthaus "Weisses Kreuz" von 1465. Das weiße Kreuz symbolisiert eine Gastlichkeit, wie sie die Malteserritter entlang der Pilgerstraßen ins Heilige Land pflegten. Hier logierte im Jahr 1769 Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Vater Leopold. Im Jahr 1809 hatte hier der Bauernanführer und Freiheitskämpfer Andreas Hofer sein Logis. Das ganze Jahr 1809 über war das Gasthaus Sitz und Versammlungsort für die Tiroler Bauernschutzdeputation. Wir befinden uns inmitten des Historienzentrums der Stadt und Tirols.
Von "unserem" Gasthaus und Hotel können wir aus der Nähe auf das "Goldene Dachl", dem weltbekannten Innsbrucker Wahrzeichen blicken. Zwischen 1497 und 1500 ließ Kaiser Maximilian I. (1459 - 1519) am "Neuen Hof" den spätgotischen prächtigen Erker mit 2.657 feuervergoldeten Kupferschindeln auf dem Dach als Liebespfand für seine zweite Ehefrau Bianca Maria Sforza von Mailand errichten. Von diesem Erker aus schaute der Monarch auf das Treiben in der Stadt. Der "Neue Hof" beherbergt das "Museum Goldenes Dachl" mit Exponaten über Kaiser Maximilian I. und seine Zeit. Vom 31.01. bis 31.12.2019 läuft hier die Sonderausstellung "Leben im Zeitalter Maximilians - Was bleibt?" 2019 - das Maximilian-Jahr, in dem sein Todestag am 12. Januar 500 Jahre her ist und in ganz Tirol und darüber hinaus durch unterschiedliche Veranstaltungen gewürdigt wird.
Am frühen Nachmittag aus Italien angekommen, beginnen wir unsere weitere Stadterkundung (einer Empfehlung folgend) mit dem Besuch der Eisdiele "Lago di Maggiore" - der nach italienischem Flair klingende Name lockt an einem Julitag bei 32 Grad zur Erfrischung durch einen Eisbecher. Danach schlendern wir durch mittelalterliche Gassen mit schönen alten Häusern, schmucken Fassaden und Erkern an den Inn. Wir kommen zur Brücke, die den als "Altstadt" bezeichneten Stadtteil am rechten Innufer mit dem noch älteren Stadtteil Mariahilf - St. Nikolaus am linken Innufer verbindet. Der Name "Innsbruck" stammt von "Ynnbruggen" = Innbrücke her, die mit dem ersten Bau im Jahre 1165/1170 entstanden war und der die Stadt ihren Namen verdankt. An der heutigen Innbrücke verweilen wir - auf den strömenden Fluss schauend, der aus dem Oberengadin kommend zur Donau hin fließt - auf die bunte Häuserzeile auf dem gegenüberliegenden Ufer - auf die mehr als 2.000 m hohen Berge des Karwendelgebirges mit der "Nordkette" der Alpen und dem Hafelekar (2.334 m). Zum Süden hin erstrecken sich die Vorberge der alpinen Zentralkette mit Bergisel (746 m) und Paterscherkofel (2.246 m) sowie die hohen Gipfel der Tuxer und Stubaier Alpen.
Wir wenden uns wieder der Altstadt zu und besuchen den beeindruckenden St. Jakobsdom. Hier befindet sich die größte historische Glocke Tirols. Am Domplatz queren wir den Jakobspilgerweg und kehren zurück auf den Platz vor dem "Goldenen Dachl". Von hier aus kommt der historische Stadtturm in den Blick. 113 Stufen führen auf eine Aussichtsplattform, die einen Rundumblick auf die Stadt und ihre umliegenden Berge bietet. Im Turm befand sich ehemals ein Gefängnis. Die Häuser rundum, zum großen Teil aus dem 15. Jahrhundert, die meisten im Baustil zwischen Gotik und Renaissance, bieten viele Blickfänge. Mit dem 17. und 18. Jh. zog der Barock in die Altstadt ein. Ein ganz besonderer Blickfang ist das im Stil des Rokoko gestaltete "Helblinghaus" an der Ecke Herzog-Friedrich-Straße 10 mit seinen reichen Stuckverzierungen. Das vier Stockwerke hohe Haus erhielt im Jahre 1730 seine Stuckaturen mit Blumenranken, Muscheln, Masken und Engeln. Sebastian Helbling führte das Haus von 1800 bis 1827 als Café. Viele der frühen Häuser haben in den Erdgeschossen offene Gewölbe, "Lauben" genannt. Die Laubengänge erweisen sich für uns noch als ein Schutz vor Regen.
Durch die Gasse am Helblinghaus Richtung Westen bis zur "Ottoburg" mit ihren rot-weißen Fensterläden blickend, bemerken wir den sich verdunkelnden Himmel. Zieht nach diesem drückend stickig-heißen Tag ein Gewitter auf? Es wird ohnehin Zeit für das Abendessen, wir suchen uns beim "Weinhaus Happ" einen netten Platz (noch) im Freien am Rande des Laubenganges. Kaum haben wir unsere Bestellung aufgegeben, fegt eine heftige Windbö die Speisekarten und Tischdecken von den Tischen und Kissen von den Stühlen. Und dann prasselt auch schon der Regen auf die Altstadt. Wir suchen Unterstand im Laubengang. Sehr schnell werden wir ins Haus in die Gaststube in die 1. Etage gebeten. Im Alttiroler Ambiente verbringen wir gut speisend den Abend.
Am Sonntagmorgen besuchen wir nach dem Gottesdienst im Dom St. Jakob zunächst den durch den Abendregen erfrischten Hofgarten, eine schöne Anlage im Stil englischer Parks. Für den Tagesverlauf sind weitere Gewitter angekündigt, so dass wir den Besuch der Hofburg und der Hofkirche auf unseren Tagesplan setzen. Vor diesem tagesfüllenden Besichtigungsprogramm erlauben wir uns von der Hofgasse aus eine Einkehr in das Café Sacher in der Hofburg und entspannen bei einem "Einspänner" (eine Wiener Kaffeehausspezialität mit großer Sahnehaube) und - nein, keine Sachertorte - bei feinem, leichten Topfenstrudel. Sodann schauen wir uns die Kaiserappartements aus dem 18. und 19. Jh. an - 25 Prunkräume der Kaiserin Maria Theresia und zuvor den riesigen Fest- und Zeremoniensaal, der als prächtigster Saal im Alpenraum gilt. Bedauerlicherweise ist Fotografieren in der Hofburg nicht erlaubt. Die Dauerausstellung hier zu Kaiser "Maximilian I." thematisiert sein Leben, seine Persönlichkeit und prägende Einflüsse seiner Zeit. Maximilian gilt als ein Meister der Selbstinszenierung. Er trug den Beinamen "der letzte Ritter".
In der stuckverzierten "Hofkirche" befindet sich das monumentale Grabmal von Kaiser Maximilian I., umgeben von 28 überlebensgroßen Bronzestatuen, die seine männliche und weibliche Verwandtschaft und Vorbilder darstellen. Marmor-Reliefs mit Szenen aus dem Leben des Kaisers schmücken das Monument. Der Monarch, der in der Wiener Neustädter Burg geboren wurde und dort seine Kindheit verbracht hat, wünschte sich auf dem Sterbebett, in der St. Georgs-Kapelle der Burg begraben zu werden.
In Eingangsnähe an linker Seitenwand finden wir in der Hofkirche das Grabmal von Andreas Hofer (1767 - 1810), dessen Geburts-, Wohn- und Gasthaus "Zum Sandwirt" wir in St. Leonhard im Passeier in Südtirol besucht hatten.
Siehe dazu: https://www.myheimat.de/hamburg/kultur/suedtirol-e...
Im Kaiserjägermuseum, Bergisel 1-2, befindet sich eine Andreas-Hofer-Galerie, die u. a. mit Gemälden und Sammlerstücken an die Zeit der Freiheitskämpfe von 1809 am Bergisel erinnert. Ein Riesenrundgemälde zu den Ereignissen dieser Zeit zeigt das "Tirol Panorama". Ein großes Andreas-Hofer-Denkmal in der Nähe am Bergiselweg ehrt den Volkshelden.
Der Hofkirche ist ein Kloster der Franziskaner angeschlossen. Diese betreuen die seelsorglichen Obliegenheiten der Hofkirche. Zugang zur Kirche ist für Besucherinnen und Besucher nur durch das anliegende Volkskunstmuseum des Tiroler Landesmuseum möglich. Nach unserer höfisch-herrschaftlichen Visite kehren wir zum Abendessen in den "Stiftskeller" neben der Hofkirche ein, wo wir mit dem Sichten der Speisekarte von weiteren historischen Ereignissen um die Entstehung des Damenstiftes erfahren. Auf dem Rückweg kommen wir wieder durch die Hofgasse und lauschen noch für eine Weile den Klängen, die aus dem Innenhof der Hofburg kommen. Leider regnet es und auf die nassen Freiluftstühle mag man sich nicht so gern setzen. Auf einer großen Bühne finden hier täglich "Promenadenkonzerte" statt. Innsbruck ist eine sehr musikalische Stadt und insbesondere für "alte Musik" bekannt.
Am regnerischen, 17 Grad kühlen Montag besuchen wir Schloss Ambras mit dem ältesten Museum der Welt. Das Renaissanceschloss beherbergt den imposanten Spanischen Saal mit adliger Ahnengalerie, die Habsburger Portraitgalerie, Rüstkammern, die Glassammlung Strasser sowie eine Sammlung von Kuriositäten aus dem Leben von Kaiser Maximilian I., die sein Urenkel Ferdinand II. zusammen getragen hat. Schloss Ambras zeigte bis zum 31.10.2019 die Sonderausstellung Maximilian I. "Zu Lob und ewiger Gedachtnus". Im Begleittext heißt es: "Er strebte danach, in der Erinnerung ewig fortzuleben als edler Ritter und großer Kriegsmann, der von der Vorsehung dazu ausgewählt war, die Christenheit gegen Ungläubige zu schützen. Ebenso wichtig war es ihm, sein Erbe genealogisch darzustellen und die Herkunft seiner Person und den Ruhm Österreichs hervorzuheben."
Quelle: https://maximilian2019.tirol/de/veranstaltungen/de...
Mit unserem Innsbruck-Besuch entdecken wir eine lebendige moderne Stadt der Gegenwart mit ihren Bewohnern und vielen Touristen. Wir erfahren dazu viel über die Stadt- und Landesgeschichte - so viel, dass es in der Kürze der Zeit Mühe bereitet, die Ereignisse aus Jahrhunderten einzuordnen und im größeren Zusammenhang zu sehen. Um Tiroler und Südtiroler Geschichte zu verstehen, bedarf es vertiefende Aufmerksamkeit. Dazu tragen die Ausstellungen in historischen Kulturbauten bei, was wiederum die Vergangenheit lebendig erhält und der Gegenwart wertvolle Kraft verleiht.
Durch unseren vorherigen Besuch Südtirols inspiriert, spanne ich dazu einen Bogen: Bis 1420 war noch Meran mit dem Schloss Tirol der Regierungssitz der Landesherrscher, der Grafen von Tirol. 1363 übergab die letzte Gräfin von Tirol, Margarethe Maultasch, das Land an die Habsburger, wodurch Innsbruck österreichisch wurde. Herzog Friedrich IV. wählte 1420 Innsbruck zur neuen Residenzstadt. Nachdem im 15. Jahrhundert erst eine Burg entstanden war, ließ Kaiser Maximilian I. die Burg zum Schloss ausbauen. Es galt damals als schönster Bau seiner Epoche. Unter Maximilian I. erreichte Innsbruck den Höhepunkt der Blüte. Kaiserin Maria Theresia ließ das Schloss später im Stil des höfischen Wiener Rokoko umgestalten. In ihrem Stil blieb die Hofburg bis heute erhalten. Die Innsbrucker Hofburg gehört zusammen mit der Wiener Hofburg und Schloss Schönbrunn zu den bedeutendsten Kulturbauten Österreichs.
Innsbruck am Inn - eine Alpenstadt mit Charme - sehenswert, erlebenswert, liebenswert.
Herzlich grüßt Kirsten Mauss
Die Bilder in der Galerie sind dem Textfluss zugeordnet.
Hallo liebe Roswitha, Deine Freude ist meine Freude!
Auch in mir klingt dieses inspirierende Wanderlied fröhlich und munter weiter.
Singen ist doch etwas besonders Feines. Und wie Du durchblicken lässt, auch für älter werdende Menschen und besonders auch für demenziell erkrankte Menschen.
November 2009 - November 2019 - ein 10-Jahres-Gedenken an Deine Mutter!
Schicken wir ihr einen Segen. Ich umarme Dich ...
Kirsten