Zollstation, Umspanngehöft, Gasthof
Gaststätte "Zum Mohr"
Gegenüber der Burg Giebichenstein steht ein Gasthof, der 1536 erstmals genannt wurde. Kaufmannzüge nutzten eine Fuhrt um gefahrlos über die Saale zu gelangen. Im 16. Jh. wurden im Gasthof Zölle von den durchreisenden Kaufmannszügen erhoben. Selbst die Fronbauern der Burg mussten hier, ihren Erbzinns entrichten. Auch auf dem Grundstück des Gasthofes lag ein Zinns - der so genannte Kotzenpfennig. Jedes Jahr am Sonntag vor Pfingsten mussten die Mohrenwirte drei Groschen und neun Pfennige, über Jahrhunderte hinweg, an die Giebichensteiner Kirche entrichten.
1743 brannte das zweistöckige Eckhaus völlig ab. Der damalige Wirt Haring baute es 1749 zum Teil wieder auf. Um 1750 wird der Gasthof im Kirchenbuch zu Giebichenstein als „Grenadier- und Kornettschänke“ bezeichnet. Erst nach dem Siebenjährigen Krieg“ konnte das Haus auf den alten Grundmauern und den bestehenden Gewölbekeller im ländlichen Barock weiter ausgebaut werden.
Als um 1800 der Musikdirektor Reichardt bereits ein Haus und einen Park besaß, versammelte er berühmte Dichter wie Arnim, Brentano und Novalis um sich. Das Haus lag nur wenige Schritte von der Schenke entfernt.
1806 begann der Krieg zwischen Franzosen und Preußen. Im „Mohren“ schlugen französische Zöllner ihr Quartier auf und beschlagnahmten auch Stuben und Ställe des Gasthofes.
Um die Jahrhundertwende entwickelte sich der Gasthof vorwiegend zum Vereinslokal. So wurde der Gasthof oft durch den Turnverein Fichte oder den Giebichensteiner Turnverein für Übungsabende, Versammlungen oder Feste genutzt.
Im Festsaal ließen verschiedene Gesangsvereine bei zahlreichen Bällen, Konzerten und Theateraufführungen ihre Stimmen froh erschallen. Die stadtbekannten Sängerfeste gab es noch bis in die 1950er und waren sehr beliebt und gut besucht.
Am 4. Oktober 1919 wurde die Gewerbeerlaubnis für Karl und Ida Richter erteilt. Der Mohr blieb in der Familie, so übernahm der Sohn Herbert und dessen Frau Hildegard dem Gasthof. Ab 1942 führte Ehefrau Hildegard diesen allein. In den letzten Tagen des Krieges wurde im „Mohr“ das Brückensprengkommando stationiert. Es sprengte die Giebichensteinbrücke in den letzten Tagen des Krieges.
In der Nachkriegszeit wurde die Gaststube mit dem Vereinszimmer durch Hildegardt Richter wieder in Betrieb genommen.
Getanzt wurde ab 1948 wieder.
Um den Gasthof unter staatliche Hand zu bekommen stellte das Gewerbe- und Hygieneamt "viele Mängel" fest und Gasthof in Mißkredit zubringen, die Zeitung hetzte gegen Richters, die den Saal schlossen.
Seit dem 8. August 1976 führte Tochter Ursula die Gaststätte. Unter mysteriösen Umständen kam es zu einem großen Brand, Obergeschoß und der Dachstuhl brannten aus. Trotz des angeratenem Abriss durch Experten, schafften es Ursula Mohr und ihre Mutter mit Hilfe vieler Stammgäste den „Mohr“ wieder aufzubauen. Man hatte es geschafft, am Rande der Legalität einen „Schwarzbau“ dieser Größenordnung zu realisieren. Nach unzähligen Arbeitsstunden und vielen Mühen konnte der beliebte Gaststätte am 1. Juni 1985 wieder eröffnet werden.
Nach der Wende wurde die Außenfassade im ursprünglichen Stil erneuert und der alte Wirtschaftshof zum Mohrengarten umgestaltet.
Am 25. und 28. August 2022 stand die Immobilie im Leipziger Hotel Marriot zum Verkauf.
Besiedelt war diese Gegend schon ewig. Die erste nachweisliche Siedlung stammt aus der Jungsteinzeit, einige Kilometer vom "Mohr" und der Burg Gibichenstein wurden Steinkistengräber in der Dölauer Heide ausgegraben.